Würzburg (POW) „Junge Menschen werden auf dem Land nicht ausreichend ausgebildet", erklärt Kapuzinermönch Abba Worku Demeke aus Äthiopien. Das führe zu einem hohen Anteil an Jugendlichen, die arbeitslos seien. Um diesen Menschen dennoch eine Zukunftsperspektive zu bieten, setzt sich der Kapuzinermönch im Apostolischen Vikariat Harar besonders für Bildungsprojekte ein. Als Projektpartner des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio reist er aktuell während des „Monats der Weltmission“ durch Bayern und machte dabei auch im Bistum Würzburg Station.
Demeke ist Leiter eines Caritas-Büros in der Stadt Dira Dawa und koordiniert verschiedene Entwicklungsprojekte, darunter auch die Ausbildung junger Menschen im Vikariat. „Anders als in Deutschland gibt es bei uns keine Berufsschule“, erklärt der Kapuzinermönch. „Wir kooperieren mit Betrieben und vereinbaren, dass der Jugendliche alles über das jeweilige Handwerk beigebracht bekommt.“ Einen Lohn müsse der Betrieb nicht zahlen, für alle Materialien sowie für die Verpflegung komme die Caritas auf. Vorteile ziehen aus der Kooperation beide Seiten: Dem Betrieb steht mehr Arbeitskraft zur Verfügung, während der Jugendliche alle Fähigkeiten erhält, um später ein eigenes Geschäft aufzubauen. Stolz berichtet Demeke, dass jährlich 20 bis 30 Personen im Vikariat ausgebildet werden.
Doch nicht nur die hohe Jugendarbeitslosigkeit stellt das Land am Horn von Afrika vor ein großes Problem. Auf einer Fläche, die dreimal so groß wie Deutschland ist, leben neben den Oromo, der größten ethnischen Gruppe, noch viele weitere Ethnien wie Amhara, Somali, Tigray oder Sidama. Das Zusammenleben sei nicht immer sehr friedlich. Lange galt Äthiopien als Hungerstaat, doch es erlebte in den vergangenen Jahren einen enormen Wirtschaftsboom. Davon bekamen die meisten jedoch nichts ab. Der Mittelstand in den Städten wuchs sachte, dagegen wurden einige wenige enorm reich, während die Armut in den ländlichen Gebieten drastisch stieg. Dazu kommen Naturkatastrophen wie Dürre, die Hungersnot mit sich bringen und die Menschen dazu veranlassen, zu flüchten. „Die Menschen wie auch der Staat suchen dann Hilfe bei der katholischen Kirche in Äthiopien“, erklärt Demeke. „Nach der Regierung sind wir die zweitgrößte soziale Hilfestellung im Land.“ Obwohl der Anteil der Katholiken unter einem Prozent liege, werde die Arbeit der katholischen Einrichtungen sehr geschätzt. „Wir sind unabhängig vom Glauben für jeden da. Bei uns steht die Hilfe im Vordergrund, und das kommt bei den Leuten an.“
Hilfe erfahren die Flüchtlinge unter anderem in den Unterkünften der Caritas. Hier erhalten sie Hygieneartikel und etwas zu essen. Doch Demeke will mit seinem Team auch vor Ort helfen. Die Mitarbeiter der Caritas gehen in die ländlichen Regionen und unterstützen die Arbeit in der Landwirtschaft. Als Beispiel nennt Demeke den Ausfall der Ernte. Die Bewohner erhielten dann Nahrungsmittel und Wasser. Auch Wasser für die Tiere sei wichtig, um die Selbstversorgung später wieder zu ermöglichen.
Während des „Monats der Weltmission“ reisen Demeke und fünf weitere Projektpartner aus Äthiopien durch die bayerischen Diözesen, um auf die schwierige Situation im Land aufmerksam zu machen. Das diesjährige Leitwort „Gott ist uns Zuflucht und Stärke“ (Psalm 46) bezieht sich vor allem auf die große Fluchtbewegung im Land. Denn nicht nur Binnenflüchtlinge finden Zuflucht in sozialen Einrichtungen vor Ort. Auch Flüchtlinge aus den Nachbarländern wie zum Beispiel Somalia suchen in Äthiopien nach Hilfe. „Für den Weltmissionssonntag am 28. Oktober ist Äthiopien dieses Jahr das Beispielland“, sagt Alexander Sitter, Referent der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden. Mit den Erfahrungen des Kapuzinermönchs könne bezeugt werden, wie Spenden von Missio oder anderen Hilfswerken sinnvoll eingesetzt werden. Durch die Partnerschaft mit Missio sowie mit Adveniat oder Misereor bemühe sich die Abteilung, Projekte für Gerechtigkeit und Frieden zu unterstützen und auf diese aufmerksam zu machen.
Weitere Informationen über den „Monat der Weltmission“ gibt es im Internet unter www.weltmissionsmonat.de oder direkt bei der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden unter www.mef.bistum-wuerzburg.de.
rh (POW)
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