Astheim (POW) Ein paar schwarze Linien auf einem dominanten Rot, hier Strukturen in Grün, die auf Wandmalereien aus der Echterzeit anzuspielen scheinen, dort abstrakte Formen, die an ein kostbares Kleinod erinnern. Weil das freie Schaffen des Benediktinermönchs Polykarp Uehlein in keine Schublade passt, zeugt es von seiner großen künstlerischen Kraft. Davon konnten sich bei der Vernissage am Freitagabend, 13. Mai, im Museum Kartause Astheim die ersten Besucher der Sonderausstellung „Polykarp Uehlein zum 85. Geburtstag“ überzeugen. Unter den Gästen begrüßte Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Weihbischof Ulrich Boom, Bezirkstagsvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder und Volkachs Bürgermeister Peter Kornell.
Überraschungsgast war Uehlein, der am Freitagnachmittag aus der Abtei Ndanda in Tansania nach Münsterschwarzach gekommen und dort von Pater Meinrad Dufner informiert worden war, dass ihm zu Ehren am gleichen Tag eine Ausstellung eröffnet wird. Seit 1977 waren Teile des Oeuvres Uehleins immer wieder in Galerien und Museen des deutschsprachigen Raumes zu sehen. Die aktuelle Zusammenstellung spannt den Bogen zwischen 1969 und 2010 und wurde ausschließlich mit Gemälden aus der Kunstsammlung der Diözese bestückt. „Ich freue mich sehr zu sehen, dass meine Kunst hier inmitten von Werken aus mehreren Jahrhunderten aufgenommen ist. Es ist schön, wenn meine Gemälde sich so gut in die anderen einfügen“, kommentierte Uehlein in seiner bescheidenen Art beim Rundgang durch das Museum die Ausstellung.
„Wer wie Polykarp Uehlein als Kind im elterlichen Betrieb täglich den Duft frisch gerösteten Kaffees in der Nase hatte, der weiß, was Genuss bedeutet und wie dieser die Lebensfreude steigert. Diese Lebensfreude schlägt sich auch in seinen Werken nieder“, betonte Lenssen in seiner Laudatio. Vielen sei der Benediktinermönch wegen der zahlreichen Kirchen ein Begriff, die er seit 1964 in Unterfranken, aber vor allem in Afrika mit seinen Malereien gestaltet hat. „Wir zeigen mit den 30 freien Arbeiten der Ausstellung, dass er ein Künstler ist, der sich jedem Vergleich entzieht.“ Uehleins freies Werk lasse sich keiner Stilrichtung zuordnen und mache so die durch und durch transzendentale Ausrichtung des Künstlers deutlich. „Alle irdische Gebundenheit ist in seinem Schaffen aufgebrochen.“
Die Abtei Münsterschwarzach hatte für den gebürtigen Amorbacher eine ganz andere Laufbahn vorgesehen. „Ursprünglich war Polykarp von seinem Orden als Englischlehrer am ordenseigenen Gymnasium in Münsterschwarzach eingeplant. Beim Sprachstudium in London entdeckte er dann aber, dass seine Leidenschaft mehr der Staffelei und den Farben als den Büchern gehört", sagte Lenssen. Von 1960 bis 1963 studierte Uehlein bei Georg Meistermann an der Städelschule in Frankfurt am Main Malerei und reiste anschließend nach Tansania.
Dort schuf er unter anderem Illustrationen für die katholischen Religionsbücher der Volksschulen des Landes und begann 1964, Kirchen auszugestalten. „Auch dabei ist es sein Anliegen, Freude zu vermitteln", sagte Lenssen. Seit langem pflegt er ein freundschaftliches Verhältnis zu Uehlein. Das rührt unter anderem aus der Zeit, als dieser 1978 in Dittelbrunn, 1988 in Glattbach und 1993 dann in Haibach Kirchen mit seinen Malereien gestaltete. Lenssen wirkte dort jeweils als Kuratus beziehungsweise als Pfarrer. „In allen Fällen hat er bis dahin eher dumpf und trist wirkende Kirchen in helle und freundliche Räume verwandelt.“ Zuvor hatte Uehlein bereits 1975 Glasfenster für die Pfarrkirche von Kleinrinderfeld gestaltet.
Neben den Auftragsarbeiten entstanden im langen künstlerischen Wirken des Benediktiners zahlreiche Werke auf Leinwand oder Papier. Darunter finden sich Zeichnungen, Acrylbilder und Aquarelle, aber auch in vielen anderen Techniken geschaffene Bilder. Oft changieren sie zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Der Betrachter der Werke Uehleins spürt, dass bei keinem seiner Werke irgendein Strich, ein Farbverlauf und eine Fläche zufällig so ist, wie sie ist. Kompositorische Sicherheit ist eines der vielen Talente Uehleins, das aus dem gesamten Schaffen heraussticht. „Und wenn dann noch eine Nase oder eine Blume zu sehen ist, freuen sich alle“, kommentierte der Künstler seine freien Arbeiten einmal augenzwinkernd.
„Es wäre vermessen zu behaupten, dass sich in dieser Ausstellung das umfangreiche bisherige Werk des Künstlers repräsentativ spiegelt. Doch Grundzüge und Entwicklungsbögen sind in dieser Auswahl durchaus nachzuspüren“, sagte Kurator Dr. Wolfgang Schneider, stellvertretender Kunstreferent der Diözese Würzburg. Bewusst verzichte Uehlein auf Titel für seine Gemälde, da diese den Betrachter in seinen Augen zu sehr einengten. „Daher war es meine wichtigste Aufgabe, die Bilder wie eine Katze ihre Jungen durch das Museum zu tragen und die beste Stelle für sie zu finden.“ Beim seligen Malermönch Fra Angelico finde sich auf der Grabplatte die tiefsinnige Inschrift: „Preise mich nicht als zweiten Apelles, sondern dafür, dass ich all meine Reichtümer den Armen gab.“ Das ist für Schneider auch ein wunderbares Bild für das Besondere an den Gemälden Uehleins: „Begegnen Sie den Reichtümern, die Pater Polykarp uns Armen geschenkt hat, in dieser Ausstellung.“
Das Museum Kartause Astheim hat freitags, samstags, sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind auch außerhalb dieser Zeiten möglich. Nähere Informationen bei: Museen der Diözese Würzburg, Telefon 0931/38665600, E-Mail museen@bistum-wuerzburg.de, Internet www.museen.bistum-wuerzburg.de/astheim.
mh (POW)
(2016/0593; E-Mail voraus)
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