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Zu Hause wohnen bis zum Schluss

Mitwirkung statt Vollversorgung in der Altenhilfe – Fachtagung „Älter werden“ der Caritas mit Lokalpolitikern und Vertretern von Altenhilfeeinrichtungen

Würzburg (POW) „Immer mehr Menschen werden im Verhältnis zu immer weniger jungen Menschen immer etwas älter.“ Dieses Zitat des Bevölkerungswissenschaftlers Herwig Birg hat Caritasdirektor Martin an den Beginn der Fachtagung „Älter werden – in der Heimat wohnen bleiben“ gestellt, zu der der Diözesan-Caritasverband in das Sankt Burkardus-Haus geladen hatte. Das Interesse war enorm, unter den fast 140 Teilnehmern bildeten unterfränkische Bürgermeister, Gemeinderäte und Vertreter von Altenhilfeeinrichtungen die größten Gruppen.

Die Ära der großen Altenheime gehe zu Ende, prophezeite Ursula Kremer-Preiß vom Kuratorium Deutsche Altenhilfe in Köln. Quartierskonzepte seien Antworten auf zukünftige Herausforderungen der Altenhilfe – kleingliedrige Einheiten, die sich am örtlichen Sozialraum orientieren und die Bevölkerung in ihre Planung einbeziehen. Die meisten Menschen wollten so lange wie möglich zu Hause wohnen, doch die wenigsten Privatwohnungen seien darauf ausgelegt. Drei Viertel aller Seniorenwohnungen in Deutschland hätten Stufen oder Schwellen beim Zugang, in bis zu 30 Prozent seien die Bäder zu klein, bodengleiche Duschen gebe es nur bei fünf Prozent. Neben vielen anderen neuen Seniorenwohnformen wie ambulant betreuten Wohngemeinschaften, häuslicher Tagespflege oder dem Wohnen gegen Hilfe, bei dem junge Menschen gegen Hilfeleistungen mietfrei in Seniorenhaushalten lebten, liege die Zukunft vor allem in Quartierskonzepten. Zu ihnen gehören altengerechte Wohnungen, eine ortskernnahe Lage, eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und Geschäfte, Grünanlagen, Kindergärten und Schulen. Auch junge Familien würden solche Quartiere schätzen.

Eine sinnvolle Obergrenze hierfür liegt laut Kremer-Preiß bei maximal 15.000 Einwohnern. Der soziale Nahraum liege bei 3000 bis 5000 Einwohnern. Kleine Gemeinden, von denen es in Unterfranken viele gibt, könnten solche Konzepte in Einzelschritten umsetzen. Solche Quartiere lebten vom Austausch der Generationen und gegenseitiger ehrenamtlicher Nachbarschaftshilfen, erklärte die Sozialwissenschaftlerin. Den meisten Kommunen fehlten jedoch Knowhow und Personalkapazitäten, um solche Konzepte zu entwickeln oder umzusetzen. Daher wäre ein professionelles Quartiersmanagement nötig, das sich bislang nur wenige Kommunen oder Landkreise leisten. Doch da, wo sie es machen, bringe es große Erfolge.

Auch Sabine Wenng, Leiterin der „Koordinierungsstelle Wohnen zu Hause“ im Auftrag des Bayerischen Sozialministeriums, plädierte für kleine ländliche Einheiten. Nur die Hälfte aller bayerischen Landkreise habe bisher seniorenpolitische Konzepte entwickelt. Und nur wenige Landkreise wie Miltenberg hätten dafür Fachleute angestellt. Die Problematik sei vielschichtig. Die Mobilität der Senioren mit einem Bürgerbus erhöhen zu wollen funktioniere nur, wenn ehrenamtliches Personal die Senioren in die Arztpraxis oder das Geschäft begleite. Dorfläden machten nur Sinn, wenn die Einwohner finanziell an ihnen beteiligt seien. Sonst fehlten die Identifikation und die Verantwortung für ihr wirtschaftliches Überleben, mahnte die Gerontologin. Wolle man alten Menschen ein Wohnen zu Hause ermöglichen, seien auch präventive Angebote wie Sturzprophylaxe oder Ernährungsberatung wichtig. Essen sei nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern habe auch starke soziale Komponenten. Doch solche Angebote seien nur mit ehrenamtlichem Engagement möglich, sagte Wenng. „Wir müssen uns von einer Versorgungsgesellschaft, in der alles verfügbar ist, hin zu einer Mitwirkungsgesellschaft entwickeln.“

Die unterfränkischen Gemeindevertreter konnten viele interessante Impulse aus bayerischen Gemeinden mit nach Hause nehmen. Doch „die meisten unserer Verwaltungen sind viel zu klein, um solche Probleme zu stemmen“, mahnten einige Politiker. Georg Sperrle, Fachbereichsleiter Gesundheit und Alter beim Diözesan-Caritasverband und Organisator der Veranstaltung, bot ihnen für ihre Planungen Knowhow und Vermittlungsdienste der Caritas an.

(1411/0411; E-Mail voraus)

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