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Zivildienst-Ende sorgt für Probleme

Kirchliche Sozialverbände und Krankenhäuser wissen nicht, wie sie Lücken nach Aussetzung der Wehrpflicht schließen sollen – Fallen Angebote weg?

Würzburg/Schweinfurt/Grafenrheinfeld (POW) Michael Brück, Pflegedirektor der Würzburger Theresienklinik, ist ratlos: Er beschäftigt derzeit drei Zivildienstleistende, zwei im Pflegebereich, einen in der Haustechnik. Wie es nach der Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht zum Juli 2011 weitergeht? „Das ist die große Frage“, sagt Brück. Vielen sozialen Einrichtungen im Bistum Würzburg geht es ähnlich. Sie wissen noch nicht, wie sie die entstehenden Personallücken schließen sollen.

Den von der Bundesregierung angestrebten Freiwilligendienst hält Brück für eine „interessante Sache“. Er zweifelt aber, ob sich angesichts der geringen Bezahlung viele Interessierte für diese Arbeit finden lassen. Vom Bund gibt es für den Freiwilligendienst in Westdeutschland monatlich maximal 324 Euro. „Mit dieser Summe gewinnt man erst Recht keine älteren Menschen, die sich auch zum Freiwilligendienst melden können“, sagt Brück. Das Gehalt unterliefe den gesetzlichen Mindestlohn für Pflegekräfte konsequent. Seit August dieses Jahres liegt der in den alten Bundesländern bei 8,50 Euro pro Stunde. Brück überlegt, lieber auf Praktikanten zu setzen, beispielsweise aus Pflegeschulen. Diese arbeiteten unentgeltlich, wären aber durch ihren Lehrplan zum Praktikum verpflichtet und würden nützliche Erfahrungen für ihren späteren Beruf sammeln.

Beim Diözesan-Caritasverband Würzburg sieht man dem kommenden Jahr noch entspannt entgegen. „Der doppelte Abiturjahrgang wird uns viele junge Leute zur Verfügung stellen, die eine Zeit lang sozial tätig sein möchten“, ist sich Gerlinde Reuter sicher. Bei der Caritas im Bistum ist sie für die Vermittlung von Zivildienststellen zuständig. Aktuell betreut sie rund 200 Zivildienstleistende. Langfristig sieht auch sie die Lage kritisch. Genauso wie Dr. Ludger Heuer, Fachbereichsleiter der Öffentlichkeitsarbeit bei der Caritas. Er zweifelt, dass der Freiwilligendienst eine ausreichende Alternative zum Zivildienst ist: „Wir werden versuchen, so viel wie möglich durch den Freiwilligendienst aufzufangen. Aber einige der bisherigen Angebote fallen sicherlich weg“, sagt er. Die Einrichtungen müssten sich nach Alternativen umsehen, beispielsweise 400-Euro-Jobs.

„Ein schwieriges Thema“, nennt Martin Webers, Geschäftsführer der Würzburger Malteser, das Ende des Zivildienstes. Einen Masterplan für die Zeit danach gebe es nicht. Für den Sommer 2011 sieht auch Webers aufgrund der Schulzeitverkürzung noch keine Probleme: „Bei der Fülle an Abiturienten werden nicht alle einen Platz an der Universität bekommen und sich daher viele für den Freiwilligendienst entscheiden. Aber ein Jahr später kann die Lage schwieriger sein.“ Webers sieht vor allem die Sozialverbände in der Pflicht. Sie müssten ihre Arbeit attraktiver machen, damit möglichst viele Absolventen gute Werbung für den Freiwilligendienst machen und sich Nachfolger finden. Bei den Maltesern sind Zivildienstleistende vor allem in Fahrdiensten und bei der Essensauslieferung beschäftigt. Die Gefahr, dass gewisse Bereiche mit dem Zivildienstende wegfallen oder ausgedünnt werden, besteht für Webers nicht: „Zivis haben bei uns Bereiche immer nur verbessert und waren unterstützend tätig.“

„Uns trifft die Entscheidung der Bundesregierung hart“, sagt Andreas Hering, stellvertretender Pflegedirektor am Sankt-Josef-Krankenhaus in Schweinfurt. Viele Zivildienstleistende seien während ihres anschließenden Studiums sogar freiwillig zum Arbeiten gekommen. Diese gute Verbindung zwischen der Krankenhausleitung und den jungen Männern werde es zukünftig nicht mehr geben. Auch Hering glaubt nicht, dass der Freiwilligendienst auf großes Interesse stößt. Zehn Zivildienstleistende hat er derzeit beschäftigt, alle Stellen würden sicherlich nicht ersetzt, glaubt er. Seine Hoffnung setzt er auf Praktikanten, die später im Pflegebereich arbeiten möchten und sich so einen ersten Einblick verschaffen können.

Weniger problematisch wird das Zivildienstende im Jugendhilfezentrum Maria Schutz in Grafenrheinfeld gesehen. „Aufgrund der ständigen Zivildienstzeitverkürzung, zuletzt auf sechs Monate, sind unsere Zivis seit rund drei Jahren nur noch Mitläufer im technischen Dienst“, sagt Andreas Waldenmeier, Leiter des Jugendhilfezentrums. Selbstständige Aufgabenbereiche hätten sie nicht, eine Personallücke entstehe im nächsten Sommer daher nicht.

(4910/1551; E-Mail voraus)

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