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Zehntausende Schicksale

Ausstellung „Mensch braucht Mensch!“ in der Würzburger Stadtbücherei zur Arbeit der Bahnhofsmission

Würzburg (POW) Im Hintergrund rauscht ein ICE vorbei. Die Reisenden drinnen sind nicht zu sehen, dafür, lebensgroß, die draußen stehenden: der Mann mit der grünen Umhängetasche, die alte Dame mit pelzbesetzter Winterjacke und eine junge Frau, die strahlend lächelt; sattblau ihre Jacke mit der Aufschrift: „Bahnhofsmission“. Diejenigen, um die sie sich kümmert, möchten am Bahnhof meist nicht verreisen. Sie möchten Essen, gute Worte und Wärme.

„Mensch braucht Mensch!“ heißt eine Ausstellung über die Arbeit der Bahnhofsmission im oberen Foyer der Würzburger Stadtbücherei, die Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake eröffnete. Für sie verdeutlichen steigende Kontaktzahlen, wie wichtig die ökumenische Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft sei. In diesem Jahr wird das Team der Bahnhofsmission vermutlich erstmals die Grenze von 40.000 Kontakten überschreiten. Die Stadt sei überaus stolz auf das haupt- und ehrenamtliche Engagement, das die Bahnhofsmission an jedem Tag des Jahres 24 Stunden lang leistet.

„Es ist vor allem der Hunger, der die Zahlen steigen lässt“, sagte Daniel Wulf, stellvertretender Einrichtungsleiter. Neuerdings müssten die Mitarbeiter der Bahnhofsmission verstärkt Essen ausgeben. Noch könne keiner sagen, woran das liege. Das gelte auch für die wachsende Zahl von Senioren, die in die Bahnhofsmission kämen. Viele leben von minimalen Renten. Am Ende des Monats steckt bei einigen kein einziger Euro mehr im Portemonnaie. „Etwa 60 Prozent der Menschen über 65, die zu uns kommen, haben finanzielle Schwierigkeiten“, beschrieb Wulf. Stark zugenommen habe auch die Zahl der Migranten. „Kürzlich kam nachts eine zehnköpfige Gruppe aus Rumänen am Bahnhof an“, berichtete Wulf. Eine immense Herausforderung für das Team der Einrichtung. Es gelang, die notwendigste Hilfe für den Augenblick zu organisieren, so dass es den Männern fürs Erste gut ging.

„Die Bahnhofsmission hat seit Jahren mit Menschen zu tun, die sich auf einem niedrigen Niveau eingerichtet haben“, sagte Bahnhofsmissionsleiter Michael Lindner-Jung. Illusionen über ihre Situation hätten sie kaum noch. Sie wüssten, dass sie nicht mithalten könnten in einer Gesellschaft, in der Funktionieren verlangt werde. In der Bahnhofsmission müssten sie nicht funktionieren. Das mache die Einrichtung für sie attraktiv. Mit welchen Strategien diese Menschen überleben, faszinierte Helmut Fries. Der ehemalige Schulleiter aus Würzburg ist einer von deutschlandweit 3000 Freiwilligen, die sich bei einer Bahnhofsmission engagieren. Seit 2004 hilft Fries in Würzburg mit, inzwischen ist er Teamsprecher der 20 Ehrenamtlichen.

„Mensch braucht Mensch!“ – diese Devise habe ihn von Anfang an motiviert, sagte Fries bei der Ausstellungseröffnung; wobei „brauchen“ keine Einbahnstraße bedeute. Es seien nicht nur die flüchtenden Frauen, Wohnungslosen und ausgebüxten Jugendlichen, die Hilfe benötigten. Auch die Helfer bräuchten jene, die oft seit Jahren zu ihnen kommen. „Oft erlebe ich im Alltag, dass ich mit Menschen ins Gespräch komme, wir uns aber eigentlich nichts zu sagen haben. Das ist mit den Besuchern der Bahnhofsmission anders. Mit ihnen gibt es viel zu erzählen und auch zu lachen“, sagte Fries.

Die Ausstellung „Mensch braucht Mensch!“ ist bis zum 18. Dezember in der Würzburger Stadtbücherei zu sehen. Wer nach dem Besuch der Ausstellung mehr über ehrenamtliches Engagement bei der Bahnhofsmission wissen will, erreicht Einrichtungsleiter Lindner-Jung unter Telefon 0931/3540330, E Mail lindner-jung.bm@christophorus-wuerzburg.de. Gespendet werden kann auf das Konto der Liga-Bank, Kontonummer 103001881, Bankleitzahl 75090300.

(4710/1481; E-Mail voraus)

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