Würzburg (POW) Bei einer ökumenischen Gebetswache unter dem Motto „Sterben auf dem Weg der Hoffnung“ haben Christinnen und Christen aus verschiedenen Nationen am Mittwochabend, 23. Juni, an das große Leid und das anhaltende Unrecht erinnert , das Flüchtlingen auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft widerfahren ist und immer noch widerfährt. Die Gemeinschaft Sant’Egidio hatte zu dem Gebetsgottesdienst in der Marienkapelle eingeladen. Sie setzt sich seit Jahrzehnten für Solidarität und Völkerverständigung und angesichts wachsender Flüchtlingsbewegungen für humanitäre Korridore und legale Fluchtwege ein.
Texte, Lieder, Gebete und Symbole machten in der Liturgie deutlich: Es braucht das Engagement jedes Einzelnen und der Gesellschaft insgesamt. Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, fragte in seiner Predigt angesichts einer durchökonomisierten Welt: „Wo ist die Lobby für die Menschen auf der Flucht?“ Bieber erinnerte daran, dass gegenwärtig mehr als 82 Millionen Menschen auf der Suche nach Asyl seien. „Was die Menschen brauchen, ist Solidarität.“ Solidarität sei die Grundlage für ein friedliches Miteinander. Stattdessen würden sich weltweit und in Europa neue Blöcke und Spaltungen auftun. Asylsuchende würden kriminalisiert und ausgegrenzt. „Wenn unser menschliches Herz durch die Not der Leute gerührt ist, dann werden wir anders über sie denken und reden.“ Zugleich mahnte Bieber, die Politik möge in Sachen Entwicklungshilfe den großen Worten auch Taten folgen lassen, um Fluchtursachen einzudämmen. Man habe schnell den Eindruck, dass es zuallererst um wirtschaftliche Interessen in dieser Welt gehe. „Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, ein großes internationales Sportereignis zu nutzen, um vor der an den Bildschirmen versammelten Weltöffentlichkeit auf die Not der unzähligen Menschen in aller Welt oder auch auf Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen und ebenso auf die Menschen auf der Flucht?“
Die Namen von auf der Flucht verstorbenen Frauen und Männern, Kindern und Jugendlichen wurden stellvertretend für die Zehntausenden verlesen, die in den zurückliegenden Jahren ihr Leben auf dem Weg durch die Wüste und übers Mittelmeer lassen mussten. Für sie und die Namenlosen wurden Kerzen entzündet und Fürbitte gehalten. Musikalisch gestaltet wurde die Gebetswache von Mitgliedern der Gemeinschaft Sant’Egidio. Mit Domkapitular Bieber zelebrierten Pfarrer Dr. Matthias Leineweber, die evangelische Pfarrerin Angelika Wagner und weitere Geistliche, die sich der Gemeinschaft Sant’Egidio und ihren Anliegen verbunden fühlen. An der Feier nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter der Caritas, der Asylseelsorge im Bistum Würzburg, der Diakonie, der Oberzeller Franziskanerinnen und des Ausländer- und Integrationsbeirats der Stadt Würzburg teil.
sescho (Caritas)
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