Schweinfurt/Haßfurt (POW) Die Wünsche und Forderungen der rund 100 Teilnehmer des dritten diözesanen Dialogtags waren breit gestreut: Sie reichten von der Würdigung der sonntäglichen Wort-Gottes-Feier durch den Bischof über das aktive Zugehen auf wiederverheiratete Geschiedene bis hin zur Zulassung von Frauen zu allen Ämtern in der Kirche. „Dialog ist mehr als miteinander reden“, lautete das Motto der Veranstaltung für die Regionen Schweinfurt und Haßberge im Kolping-Bildungszentrum in Schweinfurt am Samstag, 8. Dezember. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand dankten den „vielen engagierten Frauen und Männern, denen etwas an Kirche liegt und die mit der Kirche auf dem Weg sein wollen. Danke für alles Mitmachen und Mutmachen.“
Hillenbrand, der zusammen mit Domkapitular Christoph Warmuth in Schweinfurt die Würzburger Bistumsleitung vertrat, unterstrich in seiner Begrüßung, dass das Leben mit Jesus Christus die entscheidende Ressource sei, die zu entdecken und weiterzugeben es gelte. „Aber das geschieht in geschichtlichen Formen, die zerbrechen können und dann eben erneuerte Gestaltungswege des Glaubens brauchen.“ Der Wunsch nach Veränderung in der Kirche werde immer wieder geäußert. Echte Erneuerung sei da gegeben, wo notwendige Veränderungen nicht einfach eine Anpassung an veränderte Lebensbedingungen seien, sondern ein Mehr an Glaube, Hoffnung und Liebe bewirkten. Es nütze nichts, der milieugestützten Volkskirche nachzutrauern. „Gefragt ist ein Aufbruch, der in der Krise auch die Chance zu einem persönlich verantworteten Glauben sieht.“ Ausdrücklich hob der Generalvikar hervor, dass beim Dialogprozess „ergebnisoffen“ nicht mit „voraussetzungslos“ verwechselt werden dürfe. „Wir alle sind von den Umbrüchen in Gesellschaft und Kirche betroffen; es ist letztlich eine Frage der Glaubensberufung, dass wir zu Beteiligten werden“, betonte Hillenbrand.
Monika Albert, Dialogbeauftragte des Bistums Würzburg, fasste das Ergebnis der Eingaben zusammen, die 118 von 178 Pfarreiengemeinschaften bislang im Rahmen des Dialogprozesses seit 2011 gemacht haben. Über 6000 Menschen beteiligten sich und brachten ihre Anliegen ein. „Wir befinden uns in einer Übergangssituation in den Gemeinden und sind auf der Suche nach neuen Orten, wo Kirche in der Gesellschaft präsent sein kann“, sagte Albert. Als größte Herausforderung für die Zukunft werden nach Angaben Alberts die Weitergabe des Glaubens und die Frage nach der Entwicklung der Gemeinden genannt. Danach folgten das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Kirche sowie die Distanz der Kirche zur Lebenswirklichkeit der Menschen. Der Wunsch nach Veränderungen in der Kirche sei groß. „Packt es doch endlich an! Handeln ist angesagt“, laute ein Appell.
Beim Blick auf die Pfarreiengemeinschaften wurden in den Eingaben der Gemeinden neben der Mehrbelastung, die sich für die Haupt- und Ehrenamtlichen aus den größeren Einheiten ergeben, vielfach die Synergieeffekte und Chancen hervorgehoben, die sich durch die neuen Strukturen ergeben – vor allem in der Jugendarbeit. Großen Applaus gab es für den Satz aus einer Pfarreiengemeinschaft: „Wir erwarten uns nicht einfach die Erfüllung all unserer Wünsche, aber es muss sichtbar werden, dass die Kirche wirklich Dialog mit Ergebnissen will und nicht nur Dialog um des Dialogs willen möchte.“
Bei einer ersten Debatte wurden beim Schweinfurter Dialogtag vor allem die Forderungen nach einer Seelsorge mit Gesicht, nach einer Kultur der Barmherzigkeit beim Umgang mit Lebensbrüchen und nach einer Beteiligung aller Getauften bei der Frage nach der Zukunft der Kirche laut. Maria Hetterich, Dekanatsratsvorsitzende von Schweinfurt-Süd, wünschte sich von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, dass er die Wertschätzung für Wort-Gottes-Feiern am Sonntag offiziell benennen solle. Ihre Kollegin vom Dekanatsrat Schweinfurt-Nord, Luise Kraus, sprach sich für eine Kirche aus, die sich den Herausforderungen der Zeit und des jeweiligen Orts stelle. „Die Fragen sind seit Jahren bekannt. Wir möchten Antworten“, fasste Johanna Karg, Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Oberwerrn, ihr Anliegen zusammen. „Mutige Schritte zur Umsetzung“ mahnte auch Pfarrer Stefan Redelberger von der Schweinfurter Pfarreiengemeinschaft „Sankt Anton – Maria Hilf“ an.
Dass sich die Pfarreien künftig zu einer Gemeinschaft von verschiedenen Gemeinschaften entwickeln werden, davon zeigten sich Pfarrer Stefan Mai von der Pfarreiengemeinschaft Sankt Franziskus am Steigerwald in Gerolzhofen und der Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Diakon Peter Hartlaub, überzeugt. Ganz wichtig sei die Erreichbarkeit der Seelsorger vor Ort, betonte Mai weiter. „Wer in der Seelsorge steht, darf sich nicht verschanzen.“ Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner legte nahe, von der neuen Partnerdiözese Óbidos in Brasilien zu lernen, wo die Heilige Schrift und die Gemeinden Ausgangspunkte des kirchlichen Tuns seien.
Nach intensiven Diskussionsrunden in zehn Arbeitskreisen präsentierten die Teilnehmer am Ende des Tages ihre wichtigsten Anliegen: Sie wünschten sich einen Hirtenbrief des Bischof zur Vielfalt der Liturgie, sprachen sich für einen transparenten, zielorientierten und verbindlichen Dialogprozess aus und mahnten ein aktives Zugehen auf wiederverheiratete Geschiedene an. „Räume und Personal“ sind nach Angaben der Teilnehmer für die Kinder- und Jugendarbeit wichtig. Die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern der Kirche gehörte ebenso zu den Forderungen wie die Stärkung der Ehrenamtlichen und die Vernetzung der Seelsorgeteams mit den karitativen Einrichtungen. „Vertraut den neuen Wegen“, erklang zum Schluss des dritten Dialogtags: „Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid.“
Der vierte Dialogtag folgt am Samstag, 15. Dezember, am Volkersberg für die Region Rhön. Danach fließen die verschiedenen Voten und Forderungen aus den Regionen in die Klausurtagung der Bistumsleitung – des Bischofs mit den Mitgliedern des Allgemeinen Geistlichen Rats – ein.
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