„Hat Dein Wissen auch Deinen Glauben gestärkt? Woran glaubst Du eigentlich? Bist Du jetzt mit dem Reifezeugnis in der Hand auch reif für das Leben?“ So hat die Religion gefragt am Anfang unseres Gottesdienstes.
So mancher wird eher sagen: „Ich bin reif für die Insel.“
Dies haben wir alle schon zu genüge erfahren: Mit all unserem Wissen und Vermögen haben wir das Leben nicht in der Hand, nicht im Griff.
Das hat uns die Katastrophe von Fukushima gelehrt. Es gab bei Weitem größere Erdbeben, Tsunamis, Unfälle in Kraftwerken. Aber diesmal traf es ein Land mit großem Wissen, hohen Standards, mit viel Vermögen, uns so ähnlich.
Fukushima hat die Frage nach Sinn und Halt in unserem Leben neu gestellt.
Es geht wohl nur so: Wenn ich kein Vertrauen habe, kann ich nicht getrost in die Zukunft schauen und gehen.
Vertrauen können: Du bist nicht allein – Du bist in guten Händen – Du bist gehalten.
Hat Dein Wissen den Glauben, das Vertrauen gestärkt?
Es geht wohl immer darum:
„Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ (Goethe, Faust I. 382)
Das fragt Faust in seiner Studierstube in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag. Und beim Geläut des Ostermorgens macht er für sich die Feststellung: „Die Botschaft hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ (Faust I. 765).
Glauben und Vertrauen können – im Blick auf Mensch und Gott. Daran hängt wohl alles. Wir wissen, was Misstrauen anrichten kann. Wir wissen, wie Vertrauen gut tut.
Vertrauen können heißt angenommen sein, wer und wie Du auch immer bist, mit all Deinen Stärken aber auch mit Deinen Schwächen. Wo wir an unsere Grenzen kommen, wo alles unhaltbar wird – trotzdem gehalten sein. Da erfahren: „Wir haben nichts und haben doch alles“ (2Kor 6,10).
Ohne mein Leisten und Verdienst, also gratis, umsonst gehalten und getragen sein in all den Fragen des Lebens. Das meint Gnade, gratia.
Zu allen Zeiten, „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ angenommen sein. Das ist gemeint, wenn der Apostel davon spricht „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade“ (2Kor 6,2). Und das meint immer und überall.
Reif für das Leben – eher so: Wir leben, um zu reifen.
Dies gelingt uns am ehesten da, wo wir das Leben und uns selbst annehmen, wie es daherkommt. Und leichter geht es da, wenn ich mich angenommen weiß, wie ich bin, von Gott und den Menschen. Doch dieses Wissen ist nicht zu bescheinigen, das kann ich nur spüren, erahnen.
Ich wünsche uns und Ihnen, dass wir dieser Sehnsucht im Blick auf Gott und Mensch immer auf der Spur bleiben.
Amen.