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"Wir erwarten Dialog mit Ergebnissen"

Erster Dialogtag des Bistums Würzburg in Aschaffenburg

Aschaffenburg (POW) Ein weiterer Schritt im Rahmen des Dialogprozesses der Kirche mit ihren Mitgliedern – das sollen die vier Dialogtage sein, die zwischen Mitte November und Mitte Dezember in der Diözese Würzburg stattfinden. Der erste dieser Gesprächstage fand am Samstag, 17. November, im Aschaffenburger Martinushaus statt. Rund 160 Haupt- und Ehrenamtliche aus den Kirchengemeinden des Untermains von Miltenberg bis Mespelbrunn waren zu dieser Veranstaltung gekommen. Von Seiten der Diözesanleitung beteiligten sich Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und Domkapitular Christoph Warmuth. Karl-Peter Büttner vertrat als Vorsitzender des Diözesanrats das Laiengremium des Bistums.

In seiner Begrüßungsrede ging Generalvikar Hillenbrand auf Beobachtungen ein, die er selbst während des seit 2011 laufenden Dialogprozesses gemacht habe. Dazu gehöre der Wunsch nach einer Veränderung der kirchlichen Lebensformen, die für ihn mit einer Vertiefung und Erneuerung des Glaubens einhergehen muss. In den Gesprächen würden oft Grundsatzprobleme des Glaubens und konkrete Fragen der Gläubigen gegeneinander ausgespielt. Auch wenn er diese Entgegensetzung im Ansatz für falsch halte, stelle er doch auch fest: „Eine Ortsbestimmung des kirchlichen Lebens beginnt mit der notwendigen Standortbestimmung im Glauben und der Frage nach seiner Alltagstauglichkeit.“ Auch wenn der Dialogprozess grundsätzlich als „ergebnisoffen“ angelegt sei, dürfe dies jedoch nicht mit „voraussetzungslos“ verwechselt werden. Letztlich wären die Christen nur Mitarbeiter bei der Initiative Gottes, und dessen Reich ende nicht an den Grenzen der sichtbaren Kirche.

Pastoralreferentin Monika Albert, die Diözesanbeauftragte für den Dialogprozess, stellte anschließend Ergebnisse der großangelegten Befragungsaktion vor. Von etwa zwei Drittel der insgesamt 178 Pfarreiengemeinschaften und Pfarreien seien Eingaben gekommen. Albert schätzt, dass damit über 6000 Menschen bisher am Prozess beteiligt waren. Die Ergebnisse wurden in vier sogenannte „Blickrichtungen“ gebündelt: Gesellschaft und Lebensraum, Quellen und Glaubenswurzeln, Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft und der Blick in die Zukunft waren dafür die Überschriften. So breit, wie die Befragung angelegt war, so vielfältig waren auch die Ergebnisse zu den einzelnen Überschriften. Bestimmte Begriffe tauchten aber immer wieder auf, so zum Beispiel die Frage, wie sich Kirche in der sich veränderten Gesellschaft positionieren soll. Schlagworte wie Authenzität und Glaubwürdigkeit, die Lebenswirklichkeit der Menschen wahrnehmen oder die Belastung der Haupt- und Ehrenamtlichen in den Gemeinden zogen sich durch die Aussagen. Konkrete Forderungen nach einem anderen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, die Gleichberechtigung für Frauen, mehr Verantwortung für Laien und weitergehende Schritte in der Ökumene wurden benannt. Deutlich war aber auch der Appell herauszuhören, die Veränderungsthemen wirklich anzugehen. Albert zitierte aus einem Begleitschreiben eines Befragungsteilnehmers: „Wir erwarten nicht die Erfüllung all unserer Wünsche, aber es muss sichtbar werden, dass die Kirche wirklich Dialog mit Ergebnissen und nicht Dialog um des Dialoges willen möchte.“

In einer ersten Diskussionsrunde wurde die Skepsis vieler Teilnehmer spürbar, dass die Diözese Würzburg mit dem Dialogprozess schon auf einem guten Weg sei. Die Befragung selbst, so ein Teilnehmer, sei zwar interessant, brächte aber nichts wirklich Neues. Es wurden „Spielregeln“ für den Dialog angemahnt. In diesem Zusammenhang wurde gefordert, den Prozess in eine Diözesansynode münden zu lassen, die mit einer klaren Geschäftsordnung auch für mehr Klarheit über die Entscheidungen sorgen würde. Von einigen Teilnehmern wurde auch die Anwesenheit des Bischofs beim Dialogtag vermisst. Generalvikar Hillenbrand hatte dessen Abwesenheit mit dem Prinzip einer „gestuften Präsenz“ begründet. Bischof Hofmann würde sich in dem auf fünf Jahre angelegten Prozess als Hinhörender verstehen.

Für den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) stellte Dominik Grossmann einen Forderungskatalog vor, der in einem eigenen Prozess unter Jugendlichen erhoben worden war. Darin steht an erster Stelle, dass sie ernst genommen werden wollen mit ihren Bedürfnissen und Anliegen, aber auch Themen wie Mitbestimmungsmöglichkeiten auf allen Ebenen, altersgerechte Gottesdienstformen oder die Anerkennung homosexueller Lebensformen. Der Katalog mündet in den Satz: „Nicht nur reden, sondern endlich handeln!“ Das wurde von Grossmann mit dem Zitat eines Jugendlichen „Zuquatschen können wir uns auch alleine“ garniert und mit viel Applaus aus dem Plenum quittiert. Ähnlich war die Reaktion zu einer Stellungnahme des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) zur Gleichstellung der Frauen in der Kirche.

Der Dialogtag wurde am Nachmittag mit zehn Themenrunden weitergeführt, die von „Gemeinde im Wandel“ über „Umgang mit Lebensbrüchen“ bis zu „Image der Kirche“ reichten. Die Rückmeldungen danach waren ein Sammelsurium aus Grundsatzerklärungen und konkreten Forderungen. So wurde appelliert, Verengungen aufzubrechen, die Insidersprache der Kirche aufzugeben oder den Ehrenamtlichen mehr Wertschätzung entgegenkommen zu lassen. Hin und wieder wurde es konkret, zum Beispiel wenn als letzte Konsequenz angemerkt wurde, dass zu einer Teamarbeit auf Augenhöhe gehöre, dass der Pfarrer sein Vetorecht im Pfarrgemeinderat aufgeben müsse. Die Ermutigung, nicht auf Weisungen von oben zu warten, sondern die Möglichkeiten vor Ort auszuschöpfen, wurde immer wieder ausgesprochen. „Das machen wir doch schon“, hielten dem manche Teilnehmer entgegen und forderten, dass die Veränderungen auch in den Strukturen spürbar werden müssten, damit Kirche nicht noch mehr Glaubwürdigkeit verliere.

Entsprechend geteilt waren auch die Einschätzungen von Teilnehmern am Ende des Tages. Sie reichten von „Es war ein interessanter Austausch“ und „Ich bin jetzt ein wenig optimistischer“ über „Ich hatte keine konkreten Erwartungen an den Tag, und das hat sich erfüllt“ bis zu „Der Tag war Zeitvergeudung“. Eine Teilnehmerin sagte beim Verlassen des Saales: „Ich denke, dass es zu langsam vorangeht und finde, es müssten sichtbare Zeichen gesetzt werden, zum Beispiel dass Laien in der Eucharistiefeier wieder predigen dürfen.“ Die Forderung nach einer Diözesansynode mit einer klaren Geschäftsordnung zu Delegation und Entscheidungsstrukturen hatten am Ende des Tages knapp ein Drittel der Teilnehmer unterzeichnet.

Generalvikar Hillenbrands Fazit nach dem ersten Dialogtag: „Wir müssen vom Erlebnis zum Ergebnis kommen.“ Dazu müssten die Ergebnisse der Dialogtage sortiert und den entsprechenden Ebenen zugeordnet werden. Das gemeinsame Suchen nach Wegen für die Kirche von Würzburg hält der Generalvikar für wichtig, äußerte jedoch auch Verständnis für die Fragen der Menschen, was denn nun am Ende dabei herauskomme. Er verwies noch einmal darauf, dass der Prozess auf fünf Jahre angelegt ist. „Mir ist es wichtig, dass nicht einfach experimentiert wird, sondern dass wir nach einem geistlichen Unterscheidungsprozess nach Wegen suchen, die weiter führen“, sagte Hillenbrand.

Burkard Vogt (POW)

(4712/1211; E-Mail voraus)

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