Kaltensondheim (POW) Für eine „Weitervereinigung“ der christlichen Kirchen haben sich der evangelische Regionalbischof Christian Schmidt (Ansbach) und der katholische Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand (Würzburg) ausgesprochen. Bei einem ökumenischen Gottesdienst anlässlich der 300-Jahr-Feier der Simultankirche in Kaltensondheim im Landkreis Kitzingen am Sonntagnachmittag, 28. Oktober, wünschten sie, dass die durch die heilige Taufe bereits vorgegebene Einheit immer mehr sichtbar und erlebbar werde und alle mitbauten an der einen Kirche Jesu Christi. „Wir dürfen uns auf dem Erreichten nicht ausruhen. Der Weg der Ökumene geht weiter“, betonte der Generalvikar. Die Simultankirche Sankt Andreas in Kaltensondheim wurde 1712 geweiht und dient seither evangelischen und katholischen Christen gleichermaßen als Gotteshaus.
Regionalbischof Schmidt rief die Christen bei der Feier auf voranzugehen, wenn es darum gehe, sich für mehr Gerechtigkeit und für den Frieden und gegen Neonazitum und Antisemitismus einzusetzen. Durch die eine Taufe seien die Christen „im Tiefsten schon eins“. Die Verschiedenheit dürften die Christen nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung erleben und empfinden. Zentrum des gemeinsamen Glaubens sei, dass Gott sich in Christus am Kreuz hingegeben habe aus Liebe zu den Menschen. Von höchster vorbildlicher Bedeutung für alle Christen sei, dass Maria „Ja“ gesagt habe als Magd und Mitarbeiterin Gottes. „Gott gegenüber sind wir alle weiblich, sind wir alle Empfangende“, betonte der evangelische Regionalbischof mit Blick auf den katholischen Seitenaltar des Gotteshauses, der Maria mit dem Jesuskind zeigt. Wie Maria sollten auch die Christen „Ja“ sagen: „Ja, ich will mithelfen, dass das neue, das christusgemäße Leben zur Welt kommt.“ Die Christen dürften diese Glaubenswahrheiten einander und miteinander bezeugen.
Den Christen in Kaltensondheim wünschte Schmidt, dass sie die Simultankirche nicht als Notlösung sähen, sondern immer mehr als Sinnbild der Gemeinschaft und der Ökumene. Dann werde die Einheit mehr und mehr wachsen. Dann würden die Menschen sagen: „Schaut, die sind in manchem verschieden, und doch sind sie durchdrungen von dem einen Geist der Liebe.“ Und es werde der Tag kommen, an dem evangelische und katholische Christen an einem Altar gemeinsam das Mahl des Herrn feierten.
Generalvikar Hillenbrand legte den Christen in Kaltensondheim nahe, dass der tolerante Umgang, der das Verhältnis vor Ort geprägt habe, sich weiterentwickle zu einer immer tieferen Gemeinschaft im Glauben. Weiter appellierte er, im ökumenischen Miteinander nie die Bodenhaftung zu verlieren. „Nur wenn wir ganz bewusst auf dem gemeinsamen Grund des Glaubens stehen, werden wir auch in der Aufarbeitung der Unterschiede weiterkommen.“ Für den Weg des ökumenischen Miteinanders sei es wichtig, dass aus respektvoller Toleranz mehr und mehr das Gespür für das Bereichernde wachse, dass sich die Christen einander zu geben hätten. „Das Ganze des Glaubens kommt nur zum Leuchten, wenn wir uns als Christen gegenseitig ergänzen“, betonte Hillenbrand. Die Christen in Kaltensondheim sollten den gemeinsamen Glaubensauftrag mutig angehen und miteinander im Alltag Zeugen der sichtbaren Zuwendung Gottes sein können, die sonst nur zu leicht aus dem Blick gerate.
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