Würzburg (POW) Elf Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) kandidieren am Sonntag, 15. März, für den Würzburger Stadtrat. Wie der Verband mitteilt, haben sie sich bei einer Podiumsdiskussion der KAB im Würzburger Burkardushaus kritischen Fragen gestellt.
Wer wenig Geld habe, befinde sich betuchteren Menschen gegenüber oft im Nachteil. Am deutlichsten wird das nach den Worten von Klaus Köhler, der beim KAB-Diözesanverband Würzburg arbeits- und sozialrechtlich berät, aktuell bei der Wohnungssuche. In jeder größeren Stadt gebe es Probleme, überall drohe sich die seit langem beobachtete Wohnungsnot zur Wohnungskrise auszuweiten. Auch in Würzburg suchten Alleinerziehende, Arbeitslose oder prekär Beschäftigte lange nach neuen vier Wänden. „Im Moment habe ich zehn Personen in meiner Beratung, die händeringend eine bezahlbare Wohnung suchen“, berichtete Köhler.
Der springende Punkt bei diesem Thema sei, dass es rund drei Jahrzehnte lang, nämlich seit den 1980er Jahren, keinen geförderten Wohnungsbau gegeben habe, erklärte dazu Stadtrat Alexander Kolbow (SPD): „Das ist also ein bundespolitisches Problem.“ SPD und ÖDP hätten es in der nun zu Ende gehenden Legislaturperiode im Stadtrat geschafft, in Würzburg eine Quote von 30 Prozent sozial gefördertem Wohnungsbau durchzusetzen. Nun gehe es laut Kolbow darum, neue Baugebiete auszuschreiben, damit der Beschluss greifen könne. Die KAB-Mitglieder in der SPD erklärten, sie wollten sich dafür einsetzen, dass die 30-Prozent-Quote möglichst intensiv angewendet werde.
Am Beispiel „Linie 6“ wurde während der Diskussion manifest, dass es unter den KAB-Kandidaten für die Kommunalwahl durchaus sehr unterschiedliche Meinungen gibt. Die Würzburger Liste, der auch KAB-Mitglied Timo Schindelmann angehört, favorisiere Alternativen zu einer Straßenbahnlinie hinauf aufs Hubland. Schindelmann selbst befürwortete zum Beispiel eine Schnellbuslinie mit elektrisch angetriebenen Bussen. Für Sonja Buchberger, Wolfgang Roth und Sabine Wolfinger, KAB-Mitglieder auf der Liste CSU, führe hingegen kein Weg mehr an einer Straba zum Hubland vorbei.
Raimund Binder, KAB-Mitglied in Lengfeld und ÖDP-Fraktionsvorsitzender, erklärte, seiner Partei sei es unverständlich, wie man sich bei der Linie 6 querstellen könne. „Die Straßenbahn ist dem Busverkehr in jeder Hinsicht überlegen“, erklärte er. Die „glorreiche Erfolgsgeschichte der Linie 5“ müsse Mut machen für den Bau der Linie 6. Kolbow und Wolfgang Roth sagten, es sei legitim, für das Projekt „Linie 6“ Defizite in Kauf zu nehmen. Roth rechne mit einer Defiziterhöhung bei der Würzburger Straßenbahn von sechs bis sieben Millionen Euro. Kolbow wäre dafür, den Öffentlichen Nahverkehr aus dem städtischen Haushalt mitzufinanzieren, damit die WVV nicht zu stark belastet wird.
Ein leidiges Thema für viele Würzburgerinnen und Würzburger ist der Radverkehr. Seit etlichen Jahren stehen Forderungen nach besseren Bedingungen für Radfahrerinnen und Radfahrer im Raum. Die Umsetzung allerdings ist schwierig. Das zeigt der neue „Radweg“ in der Zeller Straße. „Hier wurde ein absolutes Gefahrenpotenzial geschaffen“, kritisierte Schindelmann. Was laut Binder nicht verwundert: „Das ist eine der engsten Straßen in ganz Würzburg.“ Der Versuch, diese Straße beidseitig sowohl für Radfahrer als auch für Autofahrer befahrbar zu machen, müsse nach seiner Einschätzung im Ansatz scheitern: „Wie es jetzt ist, das ist Murks, wir brauchen eine Einbahnstraße.“
In puncto Klimaschutz werde dann die Rechnung jedoch nicht aufgehen, zeigte sich Buchberger überzeugt. „Eine Einbahnstraße wird Chaos und Staus und damit eine höhere CO2-Belastung produzieren“, sagte die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende im KAB-Stadtverband. Damit werde das Ziel konterkariert, für bessere Luft in Würzburg zu sorgen. Wie ernst dieses Ziel der CSU ist, verdeutlichte Stadträtin Sabine Wolfinger: „Wir haben vergangenes Jahr so viel Geld wie noch nie für die Begrünung der Innenstadt in den Haushalt eingestellt.“ Ihr als Unternehmerin sei es prinzipiell wichtig, dass Würzburgs City erreichbar bleibe.
Ein stimmiges Verkehrskonzept statt einzelner kosmetischer Maßnahmen forderte Bernd Hartmann, KAB-Mitglied aus der Zellerau, wo er auch stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins ist. Das gelte für ihn vor allem auch für die stark belastete Fußgängerzone. Hartmann sagte, es sei außerdem wichtig, dass Azubis durch einen guten ÖPNV zu ihrem Arbeitsplatz kommen.
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