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Was hat die Kirche aus Jesus gemacht?

Katholische Morgenfeier mit Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand am 13. November 2011 im Hörfunkprogramm Bayern 1 des Bayerischen Rundfunks

Liebe Hörerinnen und Hörer!

Im Heute glauben – wo stehen wir? Diese Frage steht am Anfang des mehrjährigen Ge-sprächsprozesses, zu dem die deutschen Bischöfe aufgerufen haben. Mit dieser Initiative soll neues Vertrauen in die Kirche gewonnen werden, das durch die aufgedeckten Miss-brauchsskandale und andere Krisen in der jüngsten Vergangenheit sehr gestört ist. Das offene Gespräch braucht aber auch die Bereitschaft, sich unbequemen Fragen zu stellen. Ich versuche dies als Generalvikar unserer Diözese Würzburg unter anderem auf die Wei-se, dass ich nach einem Jahr alle die Menschen anschreibe, die aus der Kirche ausgetre-ten sind und sie zu einem Gespräch einlade. Mich leitet dabei die Überlegung, dass aus dem zeitlichen Abstand heraus dieser Schritt vielleicht in einem größeren Zusammenhang gesehen wird und dann eine ausgeglichene Sicht möglich ist. Außerdem sollen diese Men-schen spüren, dass sie uns auch nach ihrem Kirchenaustritt nicht gleichgültig sind. Aus dieser Initiative hat sich eine Reihe von dichten und interessanten Gesprächen ergeben, in denen oft persönliche Verletzungen zur Sprache kommen und mitunter auch harte Kritik am kirchlichen Leben geäußert wurde. Ein Vorwurf taucht dabei immer wieder auf, mit dem ich mich in dieser Morgenfeier näher befassen will: Es gelinge der Kirche und ihrem Amt heute vielfach nicht mehr, die Botschaft Jesu transparent zu machen - die Institution sei vielmehr weitgehend zum Selbstzweck geworden. Wenn ich recht sehe, lässt sich die-ser Vorwurf in einer dreifachen Anklage zusammenfassen:

- Jesus wollte Gemeinschaft gestalten – die Kirche will dagegen den Glauben verwalten.

- Jesus wollte die Menschen bekehren – die Kirche will sie dagegen belehren.

- In Jesus konnte sich Gottes Liebe bewähren - die Kirche will dagegen eine Lehre be-wahren.

Will man auf diese Vorwürfe antworten, darf man sich nicht auf bloße Verteidigung be-schränken - wichtig ist vielmehr das manchmal schmerzhafte Mühen um eine vertiefte Einsicht in das, was im Glauben wirklich wichtig ist. Ich lade Sie dazu ein, zusammen mit mir auf Spurensuche zu gehen.

1. Gestalten oder verwalten?

Der erste Vorwurf hieß: Jesus wollte Gemeinschaft gestalten – die Kirche will dagegen den Glauben verwalten. Oder anders gewendet: Jesus wollte eine Gemeinschaft als lebendi-gen Organismus, die Kirche wurde in ihrer Geschichte mehr und mehr – zumal in Deutschland – zu einer leblosen, bürokratischen Organisation. Ich muss in diesem Zusam-menhang an die halb spaßhaft, halb ernst gemeinte Bemerkung eines Bekannten bei mei-ner Einführung als Generalvikar vor 15 Jahren denken: „Du hast jetzt einen krisensicheren Job- selbst wenn sich demnächst herausstellen sollte, dass Jesus nie gelebt hätte, gäbe es in zweihundert Jahren immer noch Kirchenverwaltungen und Bischöfliche Ordinariate“. So recht konnte ich darüber nicht lachen. Ich habe mich lange gefragt: Gelingt es uns, die kirchlichen Strukturen genügend auf Jesus hin transparent zu machen? Vielleicht begehen wir einen entscheidenden Grundfehler in bester Absicht, indem wir unsere Pastoral zu sehr vom Modell der Fürsorge her konzipieren. Dahinter steht der Gedanke, in einer immer pluraler und differenzierter gewordenen Lebenswelt möglichst allen Gruppen etwas zu „bieten“: Wir tun dann folgerichtig etwas für die Jugend, für die Familien, für die Senioren, für die Kranken. All das ist wichtig und richtig. Aber besteht dabei nicht zu leicht die Gefahr, dass dann zum Beispiel eine Pfarreiengemeinschaft wie ein Verband von unterschiedlichen Interessengruppen geführt wird, die jeweils mit entsprechenden „Sonderangeboten“ zu bedienen sind?

Ein Grundzug im Handeln Jesu war doch, dass er sich nicht einfach auf alle möglichen An-forderungen einließ, sondern auf solche Situationen, in denen Gemeinschaft aufleuchten sollte, in denen er Gott den Menschen nahe brachte und dadurch die Menschen miteinan-der in Verbindung hielt. Jesus hat Gemeinschaft hergestellt – dadurch ergibt sich auch für den Dienst der Kirche an den Menschen ein zentraler Maßstab, der vielleicht gerade heute wieder neu bedacht werden müsste: So wichtig es ist, in unserer Pastoral etwas für einzel-ne Menschen und Gruppen zu tun - wäre es nicht noch dringlicher, sie miteinander in Ver-bindung zu bringen, so dass unterschiedliche kirchliche Lebenswelten sich nicht verselbst-ständigen, sondern „vernetzt“ werden: die Erfahrung der Familien mit jener der Alleinste-henden, das Anliegen der Verbände mit dem der charismatischen Gebetskreise? Gelingt der Brückenschlag zwischen der Kerngemeinde und distanzierten Auswahlchristen, die gleichwohl ein Interesse am Glauben haben; werden Randgruppen nicht einfach abge-hängt, auch wenn das Gespräch mit ihnen oft unendlich schwierig ist? Nur so kann aber Kirche als "versöhnte Verschiedenheit" wachsen, die Spannungen aushält und gerade da-durch Gruppendenken und Nischenmentalität überwindet. Dabei ist ein Grundsatz wichtig, den ich so ausdrücken möchte: Die konkrete Kirche ernst nehmen, aber sie auf das Reich Gottes hin relativieren! Ich habe manchmal den Eindruck, dass es in unserer Kirche bei Debatten über pastorale Methoden oder Fragen der Organisationsform engagierter und hitziger zugeht als in Gesprächen über Grundfragen des Glaubens. Mit Schrecken denke ich daran, wie wir im Diözesanrat unseres Bistums eine ganze Wahlperiode lang mit Sat-zungsdebatten zubrachten, während im gleichen Zeitraum der Gottesdienstbesuch drama-tisch zurückging. Ein Kaplan klagte mir kürzlich, dass bei einem Elternabend zur Erstkom-munion über das Verständnis der Eucharistie zehn Minuten, über die Frage der Kommu-nionkleider dagegen fast zwei Stunden debattiert worden sei... Es mag sein, dass hier. die "Versuchung des Greifbaren" eine gewisse Rolle spielt, aber das ist keine Entschuldigung. Nichts gegen berechtigte Organisationsformen: Wir brauchen sie, weil auch Christen nicht außerhalb der konkreten Welt mit ihren verschiedensten Abläufen leben. Aber all diese Pläne können nur Hilfen sein, sie müssen sich daran messen lassen, ob sie den Einsatz Gottes für die Menschen, der in Jesus sichtbar geworden ist, erhellen oder verstellen. Bei manchen erbitterten Auseinandersetzungen um Konzepte der Gemeindeleitung oder- der Sakramentenpastoral habe ich den Eindruck, dass Seelsorgsmittel zur Seelsorgsmitte werden - Gott und die Menschen geraten über solchen Methoden und Strukturfragen dann sehr rasch aus dem Blick. Ich frage mich: Liegt darin etwa eine Grundversuchung unserer Zeit, dass wir die Kirche zu sehr unter dem Aspekt der menschlichen Machbarkeit gesehen haben, eben weil wir heute fast alles planen, organisieren und produzieren können? Vielleicht haben gerade wir Priester zu lange und zu sehr die Kirche als unsere Unternehmung betrachtet, auf die wir entweder stolz sind oder derer wir uns schämen müssen und dann trotzig meinen: "Wir schaffen die beste Kirche aller Zeiten!" Darin liegt eine gefährliche Überforderung, die zwangsläufig in Enttäuschungen umschlagen muss. Kirche lässt sich nicht machen – ich kann als Christ immer nur mitmachen bei der Initiative Gottes, der in Jesus stets neu Gemeinschaft herstellen will, indem er schwache Menschen in ihrer ganzen Vorläufigkeit zu Vorläufern des Endgültigen macht - für sein Reich, in dem diese Gemeinschaft einmal bleibend sein wird.

2. Bekehren oder belehren?

Der zweite Vorwurf lautete: Jesus wollte die Menschen bekehren - die Kirche will dagegen belehren. In diesem Zusammenhang wird häufig unterstellt, dass die Kirche Jesu befreien-de Botschaft von Versöhnung und Umkehr in ein System starrer Glaubenssätze und Dog-men gepresst habe, von denen keine Impulse für das konkrete Glaubensleben mehr aus-gingen. Gewiss müssen gesamtkirchliche Glaubensaussagen immer wieder neu mit dem "Leben vor Ort" vermittelt werden - aber man darf aus dieser Spannung zwischen Übersetzung und Ursprung auch nicht gleich einen Gegensatz zu Jesus konstruieren. Im Auf und Ab ihrer Geschichte, ja selbst in ihren dunkelsten Zeiten, hat die Kirche – mitunter gegen sich selbst und gegen Missstände in ihren Reihen - die Erinnerung an Jesus wach gehalten und die Botschaft der Bibel weitergegeben. Darin liegt auch der Grundsinn von Lehraussagen im Glauben; "Verbindlich" meint dabei nicht nur „verpflichtend". Das Wort meint genauso die Verbindung zwischen dem Glauben des Ursprungs, seiner Weiterentwicklung. Dadurch soll auch deutlich werden, dass Kirche macht nur die Glaubensgemeinschaft einer bestimmten Epoche umfasst, sondern Weggemeinschaft im Glauben durch die ganze Geschichte darstellt. Aber, so muss man fragen: Sind diese Übersetzungsversuche, in denen die Botschaft des Ursprungs und das Verbindende des Glaubens über die Zeiten hinweg für uns heute verdeutlicht werden soll, nicht fast zum Scheitern verurteilt, wenn man die Situation nüchtern betrachtet? Da gibt es zunächst ein Phänomen, das oft als „Auswahlchristentum" bezeichnet wird. Das heißt: Eine Glaubens-lehre wird nicht mehr als Ganze übernommen, sondern nur jene Aspekte, die dem Einzel-nen wichtig erscheinen und die aus seiner Sicht zum Gelingen des Lebens beitragen. Dazu kommt eine Veränderung, die noch tiefgreifender ist: Der Wandel selbst wird näm-lich, losgelöst von allen Inhalten, in einer Weise zum Prinzip erhoben, wie dies vorher nicht der Fall war. Trends, die heute "in" sind, können morgen schon wieder "out" sein. Viele machen sich dabei gar nicht klar, wie sehr ein solches Grundempfinden im Gegensatz zu einer Weltsicht steht, die Erneuerung vornehmlich als Rückbesinnung auf Vorgegebenes versteht, wie es im christlichen Glauben der Fall ist. Dieses neue Lebensgefühl, in dem der Wandel einen Wert an sich darstellt, ist nicht einfach problemlos mit der christlichen Grunderfahrung in Einklang zu bringen. Denn diese beruht auf einem Geschehen der Vergangenheit (dem alttestamentlichen Bund und dem neutestamentlichen Christusgeschehen), das immer neu in die Gegenwart hineinwirken will und gleichzeitig den Weg in die Zukunft prägt. Dass die Chancen einer solchen Grundeinstellung gegenüber einer Haltung des ständig Neuen, das auf solche Zusammenhänge keinen Wert legt, unendlich schwierig werden, liegt auf der Hand. Manches Unverständnis gegenüber kirchlichen Positionen und Aussagen hat seinen Grund nicht bloß in einem anderen Denk- und Sprechstil, sondern in diesem Gegensatz zwischen dem Prinzip der kreativen Erinnerung und dem Gesetz des ständigen Wandels. Es ist wichtig, diesen Widerspruch nüchtern wahrzunehmen, weil sonst Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, sehr leicht in Frust und Resignation umschlagen. Es verbietet sich auch, in beschönigender oder gar verharmlosender Weise zu beschwichtigen, es habe ja in der Kirchengeschichte schon viel schlimmere Zeiten gegeben. Aber aus dem Rückblick auf die Vergangenheit lässt sich doch eines lernen: Der Glaube war stets dann gefährdet, wenn er sich zu sehr an bestimmte Kultur- und Sozialmilieus (wie etwa das Bürgertum und die Monarchie) gebunden hat und von ihnen seine stabilisierenden Stützen erwartete. Dann drohte die Gefahr der Erstarrung; das Eigenprofil der Kirche konnte nicht mehr genügend deutlich werden: Ein Neuaufbruch wurde nötig, in dem unter veränderten Bedingungen die Wurzeln wieder entdeckt werden mussten. Die Frage, die sich dabei stellt, heißt doch: Wie können wir in einer radikal veränderten Situation den Kern der christlichen Botschaft neu bezeugen, dass es gut und befreiend ist, sein Leben auf Gott zu gründen ist, ihm in der Ausrichtung an Jesus nachzufolgen und an seinem Reich mitzubauen? Wird dabei deutlich, dass die Weitergabe des Glaubens zwar notwendig aus früheren Erfahrungen schöpft und sich auf sie beziehen muss, dass sie aber gerade deswegen ein lebendiger Vorgang und keine erstarrte Form ist, die sich um ihrer selbst willen behauptet? Denn „Tradition" bedeutet Weitergabe der Flamme und nicht der Asche! Der Maßstab kann wieder nur die Orientierung an Jesus selbst sein. Dies bedeutet, dass man auch bei der eigenen Tätigkeit zwischen Zeitbedingtem und Bleibenden trennen muss.

3. Bewähren oder Bewahren?

Der dritte Vorwurf hieß: In Jesus konnte sich Gottes Liebe bewähren – die Kirche will da-gegen eine Lehre bewahren. Ich frage mich, ob das Widersprüche sein müssen. Eine le-bendige Kirche braucht beides: Den Dienst des Lehramtes, das den Glauben bewahrt, und die verschiedensten Formen des Einsatzes, in denen sich der Glaube bewährt. In die-ser Zuordnung kann es wohl Spannungen geben, aber man darf beides nicht voneinander trennen. Die verbindenden Elemente zwischen den beiden Polen heißen: Kommunikation und Dialog. Aber bleiben das nicht große Worte und bloße Worte, wenn man die kirchliche "Großwetterlage" betrachtet? Manchmal kommt mir das, was Paulus an die Korinther schreibt, wie ein Kommentar zu unserer heutigen Situation vor. Es heißt da (1 Kor 1, 12-13): "Jeder von euch sagt etwas anderes: Ich halte zu Paulus – ich zu Apollos - ich zu Ke-phas - ich zu Christus." Ist denn Christus zerteilt? Auf die Gegenwart bezogen: Manchmal habe ich den Eindruck, dass das Gegeneinander verschiedener Gruppen in unserer Kir-che tiefere Gräben markiert als das, was die Konfessionen voneinander trennt. Glaubens-bewährung ist genau dann nicht möglich, wenn jeder seinen Zugang für das Ganze nimmt - die Botschaft Jesu bleibt dabei nur zu leicht auf der Strecke. Um recht verstanden zu werden: Gemeinsamkeit besteht nicht in Uniformität oder falscher Harmonie, die Spannungen verdrängt oder Probleme unter den Teppich kehrt. Auf christliche Weise Konflikte auszutragen, muss kein unversöhnliches Streiten sein, sondern ist geradezu lebenswichtig, wie ein Blick in das Neue Testament zeigt. Ein Teil der Paulusbriefe entstand ja zum Beispiel aufgrund von Meinungsverschiedenheiten. Schlimm wird es nur, wenn solche Konfliktsituationen über Beziehungsstörungen zur Dialogverweigerung oder gar zur Polarisierung entarten. Dann wird Kirche unglaubwürdig. Mich schmerzt es, wenn in manchen kirchlichen Kreisen Kommunikation und Kooperation lediglich als Mittel zum Zweck gesehen oder gar als schwächliche Anpassung an den Zeitgeist diffamiert werden. Kommunikation ist gerade im Glauben nichts Beliebiges und stellt keinen Widerspruch zum Leitungsprinzip dar. Kommunikation ist keine bloße Methode, ohne die es auch ginge. Sie ist vielmehr ein Ernstmachen mit der Lebensform Gottes, weil der dreifaltige Gott in sich selbst - als Vater, Sohn und Geist - Kommunikation, Austausch von Leben ist, das er mit uns Menschen teilt. Wenn in dieser Stunde der Kirche der Dialog so intensiv betont wird, dann steckt dahinter keine bloße Strategie, damit "es" wieder besser läuft – dieses Bemühen ist vielmehr von der Einsicht getragen, dass Gott aus sich herausgeht, dass er sich in Jesus Christus für unser Leben entscheidet und dass sich durch seinen Geist diese Bewegung fortsetzt. Wenn ich nun diese Einsicht auf die Kirche übertrage, dann kann sie den Glauben an Christus nur bewahren und ihn im Leben bewähren, wenn das Mühen um Dialog und Kommunikation die ganze Bandbreite des Glaubens in den Blick nimmt. Der verstorbene Psychoanalytiker Albert Görres hat dazu einmal treffend bemerkt: "Die Kirche ist, wie die Sonne, für alle da. Für Gerechte und Ungerechte, Sympathen und Unsympa-then, Dumme und Gescheite, für Sentimentale ebenso wie Unterkühlte, für Neurotiker, Psychopathen, Sonderlinge, Heuchler und für solche,an denen kein Falsch ist', für Feiglinge und Helden, Großherzige und Kleinliche. Auch für kopf- und herzlose Bü-rokraten, für Fanatiker und für eine Minderheit von gesunden, ausgeglichenen, reifen, seelisch und geistig begabten, liebesfähigen Naturen. Diese lange Liste ist nötig, um klarzumachen, was man eigentlich von einer Kirche erwarten kann, die aus allen Menschensorten zusammengerufen ist und deren Führungspersonal auch aus diesem bunten Vorrat stammt.“ Dieser Satz ist nicht zynisch gemeint, sondern will Mut zu einer nüchtern-realistischen Sicht der Kirche machen und letztlich zur Sympathie aufrufen: nicht zur Sympathie für eine romantisch verklärte Kirche von gestern und auch nicht zur Sympathie für eine bloß erträumte Kirche von morgen, sondern zur Sympathie für eine Kirche, die hier und heute zum Zeugnis für Jesu liebende Zuwendung gerufen ist. Die Perspektive, um die es geht, hat der frühere Erzbischof von München und Freising, Julius Kardinal Döpfner, einmal treffend so skizziert: "Die Kirche liegt nicht auf der Sandbank der Zerstörung, sondern auf der Werft der Erneuerung. Zugegeben, eine Werft ist keine idylli-sche Waldwiese. Dort kann es laut, windig, ungemütlich und gelegentlich gefährlich sein. Aber dort werden Schiffe nicht verschrottet, sondern ausgerüstet zu neuer Fahrt.“

Dazu segne uns der barmherzige und treue Gott: + Der Vater + der Sohn + und der heilige Geist. Amen.

Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand