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Vor allem Jugendliche und Ältere betroffen

Kirchliche Hilfeeinrichtungen rufen anlässlich des Suizidpräventionstags zur weiteren Enttabuisierung des Themas auf – Fast jede Woche ein Suizid im Großraum Würzburg – Appell: Offen über Gefährdung sprechen

Würzburg (POW) Anlässlich des Suizidpräventionstags haben Krisendienst, Telefonseelsorge, Gesprächsladen und die Selbsthilfegruppe für hinterbliebene Angehörige AGUS eine weitere Enttabuisierung des Themas Suizid gefordert. „In der Öffentlichkeit wird der Suizid häufiger als früher thematisiert, wogegen es Familien nach wie vor schwerfällt, das Thema bei der Gefährdung eines Familienmitglieds anzusprechen. Hier ist Suizid nach wie vor ein Tabuthema“, sagte die Leiterin des Krisendienstes, Waltraud Stubenhofer, bei einem Pressegespräch am Donnerstag, 10. September, in Würzburg.

Bundesweit nehmen sich jährlich rund 10.000 Menschen das Leben, die Dunkelziffer nicht eingerechnet. Vor allem Jugendliche und ältere Menschen sind besonders betroffen: Täglich versuchen rund 40 Jugendliche, sich das Leben zu nehmen; jede zweite Frau und jeder dritte Mann, die Suizid begehen, sind älter als 60 Jahre. Im Großraum Würzburg nimmt sich nach Angaben des Krisendienstes fast jede Woche ein Mensch das Leben. „Es ist sehr wichtig, dass in der Öffentlichkeit über das Thema gesprochen wird“, betonte Stubenhofer mit Blick auf die Zahlen. Mehr als 2000 Kriseninterventionen leistete der Krisendienst Würzburg im Jahr 2008 für fast 700 Menschen; 1500 Telefonate wurden geführt, 429 persönliche Beratungen fanden statt. Im Tagesdienst betreuen die insgesamt vier hauptamtlichen und 35 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Krisendienst Anrufe aus Stadt und Landkreis Würzburg sowie aus den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart, im Nachtdienst aus ganz Unterfranken. „Manche Menschen geben den Angehörigen und den verschiedenen Diensten keine Chance zu helfen. Wichtig ist aber, bei versteckten Hinweisen genau hinzusehen und Hilfe anzubieten, wenn Betroffene einen Suizid andeuten“, unterstrichen Stubenhofer und ihre Kollegin beim Krisendienst, Sonja Liebig.

Eng vernetzt ist der Krisendienst mit der Telefonseelsorge, der Selbsthilfegruppe AGUS, dem Gesprächsladen und anderen kirchlichen Einrichtungen in Würzburg. Der Vorteil dieser Dienste gegenüber medizinischen Fachstellen liegt auf der Hand: „Wir können sehr schnell Hilfe anbieten, während bei medizinischen Diensten oft wochenlange Wartezeiten nötig sind“, kritisierte Ruth Belzner, Leiterin der Telefonseelsorge Würzburg, das derzeitige Gesundheitssystem. Nach ihren Erfahrungen nehmen die Themen Suizid und psychische Erkrankungen zu. Gründe sieht sie zum einen in der Aufklärungsarbeit, die zur Enttabuisierung beitrage, zum anderen mache die Situation am Arbeitsplatz zahlreiche Menschen krank.

Hilfen für trauernde Angehörige bietet die Selbsthilfegruppe AGUS. Nach Angaben von Dietlind Marsch und Helga Mend nehmen derzeit fünf bis zehn Menschen das Gesprächsangebot bei Partnerverlust in Anspruch, bis zu 15 Betroffene treffen sich, um über den Verlust eines Kindes zu sprechen. Beide ermutigten, den Suizid eines Angehörigen nicht zu verschweigen, sondern offen damit umzugehen und das Thema so zu enttabuisieren. Mit Blick auf steigende Zahlen beim Alterssuizid nannten Marsch und Mend vor allem die Vereinsamung und die Altersarmut als Ursachen. Problem bei älteren Menschen sei, dass sie oft nicht um Hilfe anfragen trauten. Die Dunkelziffer der Suizide im Alter sei sehr hoch. Einstimmig appellierten die Vertreterinnen der ökumenischen Einrichtungen an suizidgefährdete Menschen, Hilfen zu suchen und über ihre Probleme zu sprechen.

Krisendienst und AGUS stehen am Freitag, 11. September, und Samstag, 12. September, mit einem Informationsstand und einem Büchertisch zum Thema Hilfe bei Suizidgedanken und Trauerbewältigung in der Stadtbücherei Würzburg im Haus zum Falken am Marktplatz. Der Krisendienst am Kardinal-Döpfner-Platz 1 in Würzburg ist telefonisch unter 0931/571717 erreichbar, Internet www.krisendienst-wuerzburg.de. Die Telefonseelsorge ist gebührenfrei rund um die Uhr unter 0800/1110111 oder 0800/1110222 erreichbar.

(3809/1025; E-Mail voraus)