Würzburg (POW) Für die Künstlerin Elke Maier ist es einzigartig, alle Seidenfäden ihrer neuen Raumintervention im Würzburger Neumünster auf einen Punkt zu konzentrieren: auf die apokalyptische Frau des Hochaltars. „Meine Arbeit hat so eine ganz klare Entschiedenheit bekommen“, sagte sie bei der Vorstellung der Raumintervention am Donnerstag, 23. September, in der Neumünsterkirche in Würzburg. Bis 21. November ist das Werk der in Kärnten lebenden Künstlerin im Rahmen des Projekts „Endspiel. Würzburger Apokalypse 2010“ zu sehen.
Von Westen nach Osten durchziehen Seidenfäden die Grabeskirche der Frankenapostel, von der Empore bis zur Apsis des Hochaltars. Anfang und Ende des feinen Seidengarns liegen in den gefalteten Händen der apokalyptischen Frau des Altarauszugs. „Die Fäden stehen in tiefster Korrespondenz mit dem Licht und treten erst in Dialog mit dem Licht in Erscheinung. Je nach Lichteinfall kommt jeder einzelne Faden zur Geltung. Jeder einzelne Faden zählt und hat seine Wirkung“, erläuterte Maier.
Mit höchster Präzision arbeitete die Künstlerin seit Anfang September die Struktur der Raumintervention heraus. Ihr im Vorfeld erarbeitetes Konzept legte fest, dass ein leuchtend weißer Strahl aus feinstem Seidengarn in lichter Höhe des Kirchenschiffs in seiner gesamten horizontalen Dimension transzendiere. „Die weißen Seidenfäden sind mit äußerster Präzision gespannt und so fein, dass sie zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit oszillieren und eigentlich erst in Dialog mit dem Licht in Erscheinung treten. Das Kunstwerk begegnet von sich her prozesshaft, es scheint unverfügbar auf“, heißt es im Konzept der Künstlerin. Für Maier war dieses Konzept klar, „doch was entstanden ist, wurde erst im Raum erarbeitet“ – mit einer Nähseide, die durch ein Nadelöhr passt.
Für Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen ist die Raumintervention ein weiterer bedeutsamer und bemerkenswerter Beitrag zum Kulturprojekt „Endspiel. Würzburger Apokalypse 2010“. Wenn es einen Ort in Würzburg gebe, der über Jahrhunderte die Botschaft der Apokalypse den Menschen nahezubringen versuche, sei es die Neumünsterkirche. Mit der neuen Raumintervention verstärke Maier über ihr ursprüngliches Konzept hinaus die Ausrichtung auf die apokalyptische Frau am Hochaltar. „Ganz vorsichtig wird der Blick zum Zentrum der Apsis geführt. Es ist wie eine Entdeckungsreise, da die Fäden immer wieder durch den Lichteinfall unterbrochen werden.“ Erst durch den Einfall der Lichtstrahlen könnten die Fäden wahrgenommen werden. „Dann spüren wir aber, wie stark deren Ausstrahlung ist“, betonte Lenssen. Und er ergänzte: „Ich könnte mir eine längere Dauer als die angedachte Ausstellungszeit für die Raumintervention vorstellen.“
Bereits vor zwei Jahren hatte Maier eine Raumintervention mit weißem Seidengarn im Kuppelbereich der Würzburger Neumünsterkirche während der dortigen Baumaßnahmen geschaffen. Über 11.000 Besucher besichtigten damals in gut zwei Wochen die Raumintervention in der Neumünsterkirche.
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