Würzburg (POW) Über Geld zu reden ist schlechter Stil, empfinden viele Frauen. Oder, wie die Münchner Frauenfinanzberaterin Helma Sick sagt: „Ein Tabuthema.“ Warum diese Haltung falsch, ja sogar gefährlich ist, legte Sick im Vorfeld des Equal Pay Day beim Seminar „Frauen und Geld“ des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) im Würzburger Sankt Burkardus-Haus dar. Diskutiert wurde während der Veranstaltung außerdem, welche Impulse Bibelstellen zum Thema „Geld“ Christen heute geben können.
Seit Jahrhunderten sind Frauen laut Sick in puncto Geld auf Zurückhaltung getrimmt. Mitte des 18. Jahrhunderts etwa verbot eine österreichische Verordnung „Bankrotteuren, Hunden, Behinderten und Frauen“ den Zutritt zur Börse. Womit die wirtschaftliche Diskriminierung noch lange nicht vorbei war: „Sie bestand bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein.“ Erst das Scheidungsrecht von 1977 legte fest, dass ein Mann seiner Frau die Berufstätigkeit nicht mehr verbieten dürfe. „Über Jahrhunderte hatten Frauen aufgrund ihrer rechtlichen Situation und, wie es hieß, der ‚natürlichen Ordnung der Verhältnisse’ Küchenstühle statt Chefsessel inne“, sagte Sick.
Wurden Frauen früher durch Gesetze beschränkt, lassen sie sich heute nach Aussage der Betriebswirtin nur allzu leicht von Illusionen verblenden. Eine verbreitete Illusion bestehe zum Beispiel in dem Glauben, dass die Ehe für immer halten werde. Dabei sei bekannt, dass heute jede dritte Ehe geschieden werde. Doch nicht allein aus diesem Grund sollten sich Frauen über das Thema „Geld“ Gedanken machen. Minirenten sind laut Sick das Schicksal allzu vieler Seniorinnen. Nicht viel mehr als 500 Euro beträgt derzeit die durchschnittliche Rente einer Frau. Männer erhalten knapp das Doppelte – weil sie sehr viel mehr Berufsjahre vorzuweisen haben.
Schon früh sollten Frauen finanzielle Weichenstellungen vornehmen; vor allem, wenn es um Risikoversicherungen geht, riet die Frauenfinanzberaterin. Mit zunehmendem Alter würden diese immer teurer. Junge Frauen, die etwa eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschießen, könnten dies noch für wenig Geld tun. In höherem Alter stiegen die Risikozuschläge, bei chronischen Erkrankungen könne der Versicherungsantrag rigoros abgelehnt werden. Junge Frauen, die zunächst ohne Trauschein mit ihrem Partner zusammenleben, sollten allein aus finanziellen Gründen spätestens dann, wenn Kinder geplant sind, über eine Eheschließung nachdenken, empfahl die Kolumnistin und Buchautorin. Stiegen sie wegen der Kinder aus dem Beruf aus und gingen in Elternzeit, hätten die Frauen so zumindest eine minimale Absicherung, sollte die Beziehung zerbrechen.
Konkrete finanzielle Fragestellungen müssten mit Hilfe von weltlichen Experten abgeklärt werden. Die Bibel helfe hier nur bedingt. Andererseits könnten viele Stellen aus dem Neuen Testament Impulse geben, was den Stellenwert des Geldes im eigenen Leben anbelangt, zeigte die Theologin Romi Forster-Bundschuh auf. Wobei einige Bibelstellen erhebliches Provokationspotenzial enthielten; zum Beispiel jene Passage aus dem Lukas-Evangelium, in der es heißt, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel gelange. Nach Ansicht der Seminarteilnehmerinnen fordert die Stelle dazu auf, sich nicht vom „Mammon Geld“ versklaven zu lassen.
Seit über 2500 Jahren halte das Thema Geld die Menschen in Atem, sagte Referentin Maria Rothbauer. Wie kompliziert die Geldfrage schon für frühe Christen war, zeigt jene Stelle aus dem Lukas-Evangelium, in der es heißt, dass es nicht möglich ist, sowohl Gott als auch dem Mammon zu dienen. Bis heute seien Christen gefordert, der Verführung zu entgehen, Geld zu ihrem Abgott zu machen.
Teils auf Begeisterung, teils auf Skepsis stieß das Beispiel von Heidemarie Schwermer, die vor mehreren Jahren alles verkaufte, um fortan geldlos und ausschließlich von Tauschhandel zu leben. So beachtlich diese Entscheidung ist – sie kann nach Ansicht der Seminarteilnehmerinnen kein generelles Modell für Frauen sein. Jede Frau hingegen könne „Politik mit dem Einkaufskorb“ betreiben, betonte Forster-Bundschuh. Zum Beispiel dadurch, dass bewusst faire, regional und ökologisch erzeugte Produkte gekauft werden. Ist Geld übrig, könne über eine ethische Anlage nachgedacht werden.
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