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Vom Kerzenschein angezogen

Dritte Nacht der offenen Kirchen in Würzburg lockt erneut rund 4000 Menschen in die Gotteshäuser der Würzburger Innenstadt

Würzburg (POW) Es ist Freitagabend, halb acht Uhr, Würzburg-Innenstadt. Auf der Juliuspromenade versammeln sich Menschen, um den Beginn des Wochenendes zu genießen und beliebte Lokalitäten aufzusuchen. Doch viele unter ihnen fühlen sich auch von dem Kerzenschein angezogen, der die Treppenstufen vor Stift Haug erleuchtet, und symbolisch für den Eintritt in die dritte ökumenische Nacht der offenen Kirchen steht. Ein junger Mann, der vom Bahnhof kommt, schleppt sich mitsamt seinem großen schwarzen Koffer neugierig in das Innere von Stift Haug. Dort hat der Lichtkünstler Thomas Leonhard den Altarraum bereits in ein leuchtendes Grün getaucht. In diesem Ambiente versuchen der Chor, die Instrumentalgruppe und das Theaterensemble des Wirsberg-Gymnasiums zu ergründen, wie die Welt entstanden ist. Aufmerksam lauscht das beinahe komplett gefüllte Auditorium Werken von Gustav Holst und Texten aus dem biblischen Schöpfungsbericht.

Auf der anderen Seite des Mains, in der Deutschhauskirche müssen verwunderte Besucher beim Eintritt in das Gotteshaus erstmal eine Sicherheitskontrolle über sich ergehen lassen. Wie sich jedoch schnell herausstellt, ist der Security-Mann zwar echt, aber er gehört passenderweise schon zur Info-Performance „Freiheit stirbt mit Sicherheit“, mit der die Jugendgruppe „Freizeichen“ die zunehmende staatliche Überwachung des Bürgers im heutigen Deutschland thematisiert. Die Akteure warnen dabei vor einer gleichförmigen Gesellschaft ohne Innovationskraft, die entsteht, wenn sich der gläserne Mensch angstvoll seiner Umgebung anpasst, nur um ja nicht aufzufallen.

Wohin eine gleichgeschaltete Gesellschaft führen kann, daran erinnert an diesem Abend auch das Programm in der vollbesetzten Marienkapelle. Die Würzburger Bürgerkirche steht auf den Ruinen einer Synagoge, die im April 1349 bei einem Pogrom gegen die jüdische Gemeinde zerstört wurde. Rektor Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand mahnt an, dass von diesem Ereignis „die Erinnerung fast zwangsläufig zur Deportation der Juden aus Würzburg und Mainfranken in den Jahren 1941 bis 1943 führt“. Domkapitular Monsignore Dr. Heinz Geist bittet in persönlichen Worten „eingedenk dessen, was diese Kirche signalisiert“, Gott um Versöhnung zwischen Christen und Juden.

Auf den Treppenstufen vor dem Dom kommen kurz nach neun einige Kirchenbesucher miteinander ins Gespräch: „Soviele Leute wie heute waren schon lange nicht mehr da drin‘“, sagt eine ältere Dame, die gerade aus dem Gospelkonzert in Sankt Stephan kommt. Auch der Dom selbst ist kurz nach halb zehn gut besucht. Es läuft gerade das Konzert „Et Expecto – Sieben Stufen zum Credo“. Sprecher Peter Lintorf beschreibt in Anlehnung an Katharina von Siena und Franz von Assisi sieben verschiedene Wege, wie man zum eigenen Glauben, zum Credo gelangen kann. Die elektronischen Klänge und die Frauenstimmen des Bachchores Würzburg unter der Leitung von Christian Kabitz sorgen dabei in Verbindung mit der riesigen Kulisse des dunklen Doms für eine ausgesprochen mystische Atmosphäre. Die Kraft, die von einem solchen Augenblick ausgeht, zeichnet wohl dafür verantwortlich, dass so viele Menschen an diesem Abend zwischen den Kirchen der Stadt hin und her pilgern.

Gemeindereferentin Gabriele Flörchinger von der City-Pastoral zieht deshalb auch ein sehr positives Fazit der dritten ökumenischen Nacht der offenen Kirchen. Rund 4000 Besucher sind an diesem Abend in die Gotteshäuser der Stadt geströmt: „Es war Leben in der Stadt, auch weil das Wetter sehr gut mitgespielt hat“, sagt Flörchinger. Besonders die Kirchen in zentraler Lage seien gut besucht gewesen. Aufgrund dieser Erfolgsgeschichte wird die Veranstaltung im kommenden Jahr, wiederum am 2. Oktober, ihre nächste Auflage erleben.

(4109/1141; E-Mail voraus)

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