Würzburg (POW) Am Anfang stand der mutige Entschluss von Bischof Julius Döpfner, die Berufsgruppe 1949 ins Leben zu rufen. Sein Caritasdirektor Robert Kümmert hatte ihm vorgeschlagen, „Seelsorgehelferinnen“ auszubilden. „Ich stelle mich dahinter, aber wehe, wenn es schief geht“, zitierte Kümmert Jahre später den Bischof. 60 Jahre später ist klar: Es hat alles funktioniert. Die Gemeindereferentinnen und -referenten sind heute aus der Seelsorge der Diözese nicht mehr wegzudenken. Unter dem Motto „Lust auf Seelsorge“ begehen sie ihr Jubiläum am Freitag, 25. September, mit einem Studientag im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten. Diskutiert werden neben der veränderten Ausbildung auch Fragen der geänderten Perspektiven in Pfarreiengemeinschaften, des Spannungsfelds von Seelsorge und Management und des Älterwerdens im Beruf. Den Abschluss der Veranstaltung bildet um 17.30 Uhr ein Festgottesdienst zum Jubiläum mit Weihbischof Ulrich Boom im Kiliansdom, bei dem fünf Frauen und ein Mann als Gemeindereferenten ausgesandt werden.
„Das 60. Jubiläum ist kein besonderer Termin wie vielleicht das 50., aber es erschien uns sinnvoll, die Gelegenheit zu nutzen, dass noch Zeitzeugen der ersten Stunde leben“, erklärt Margarete Schebler, Diözesanreferentin für die Berufsgruppe der Gemeindereferenten und Ausbildungsleiterin für die zweite Ausbildungsphase. Der Tag solle den Teilnehmern helfen, neuen Schwung und Impulse in den Alltag mitzunehmen. Außerdem diene die Veranstaltung auch dem Ziel, junge Menschen für den Studiengang zu interessieren, sagt Cornelia Weiser, zuständig für den ersten Ausbildungsabschnitt der Gemeindeassistenten: „Wie in der freien Wirtschaft ist es auch für uns schwierig, gutes und geeignetes Personal zu finden.“ Sieben Neuanstellungen seien von der Diözese pro Jahr vorgesehen und notwendig, um den aktuellen Stand zu halten. Für Interessenten sehe die Zukunft daher rosig aus.
1949 traten in den Pfarreien der Diözese Würzburg die ersten 30 Frauen den Dienst als Seelsorgehelferinnen an. Ausgebildet und geprüft in den Fächern Religionslehre, Katechetik, Caritas- und Wohlfahrtskunde, Kirchengeschichte, Eherecht, Seelsorgehilfe, Fest- und Feiergestaltung, wurden sie mit der Missio Canonica und dem „Befähigungsnachweis“ von Bischof Dr. Julius Döpfner ausgesandt. Gewünschte Zugangsvoraussetzungen zu dem diözesanen Kurz-Ausbildungskurs waren die Mittlere Reife oder eine abgeschlossene Berufsausbildung. „Die Bezahlung war mit 180 Mark sehr gering, Ehelosigkeit wurde von den Kandidatinnen erwartet“, berichtet Weiser. Auch sei der inhaltliche Schwerpunkt der Seelsorgehelferinnen stark karitativ ausgerichtet gewesen.
Dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland ist es zu verdanken, dass sich das Berufsbild gewandelt hat. 1978 trat Werner Schüssler als erster Mann im Bistum als Gemeindereferent an. Dennoch sind von den 132 Personen in der Berufsgruppe nur 26 Männer. Aktuell qualifizieren sich Gemeindereferenten entweder durch ein Fachhochschulstudium oder durch ein Fachakademiestudium für den Beruf. Zum Studium gehört neben einer starken humanwissenschaftlichen Orientierung auch Praktika, die von Mentorinnen und Mentoren der Diözese Würzburg begleitet werden. In den Bewerberkreis der Diözese werden die Studierenden zu Beginn der Ausbildung aufgenommen. „Die Zugehörigkeit ist Voraussetzung für eine spätere Anstellung“, betont Weiser. An die erste Ausbildungsphase schließt sich eine zweijährige Berufseinführung mit befristeter Anstellung als Gemeindeassistent an. Nach der zweiten Dienstprüfung erfolgt die bischöfliche Beauftragung und der Einsatz als Gemeindereferentin beziehungsweise Gemeindereferent.
Die enge Festlegung auf die Gemeindeseelsorge aus den Anfangstagen ist so nicht mehr gegeben. Von den insgesamt etwas mehr als 99 Vollzeitstellen sind fast 30 in den Dekanaten oder kategorial angesiedelt. So betreuen die Gemeindereferenten heute auch Aufgaben wie Krankenhausseelsorge, Jugendseelsorge, Schule, Bildungsarbeit, Familien- oder Altenseelsorge. „Wir können neben einem sicheren Arbeitsplatz auch von der Stundenzahl her attraktive Angebote machen. Das kommt zum Beispiel Müttern entgegen, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen möchten“, erklärt Schebler.
Wie sich der Beruf der Gemeindereferenten in den kommenden Jahrzehnten weiter entwickeln wird? Zutreffend erscheint auch zehn Jahre später ein Zitat, das die damalige Diözesanreferentin Edeltrud Hohmann zum 50. Jubiläum der Berufsgruppe prägte: „Das Berufsbild ist nie fertig.“
Nähere Informationen im Internet unter www.gemeindereferenten-wuerzburg.de.
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