Würzburg/Wildflecken (POW) Insgesamt 50 Frauen, Männer und Jugendliche haben in den vergangenen Wochen an der Gemeindeberatung für die Pfarreiengemeinschaft Oberer Sinngrund im Landkreis Bad Kissingen teilgenommen. Mit dieser Unterstützung der Pfarreiengemeinschaft durch die Diözese Würzburg sollen die Verletzungen der vergangenen Monate aufgearbeitet werden. Diese waren nach der aufgrund staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen erfolgten Beurlaubung des dortigen Pfarradministrators entstanden. Verantwortlich für die Gemeindeberatung im Oberen Sinngrund sind der Gemeindeberater Pfarrer Gerhard Reitz und Dr. Ruthard Ott, Diözesanbeauftragter für Supervision, Supervisor und Pastoralpsychologe. Die Zusammenarbeit von Gemeindeberatung und Supervision in dieser Thematik ist ein Novum in der Diözese.
Bei zwei offenen Sprechzeiten im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg hatten die beiden Berater den Mitgliedern der Pfarreiengemeinschaft die Möglichkeit geboten, ihre Sichtweise und Einschätzung der Situation darzulegen. Dabei wurde nach Angaben von Reitz und Ott der gemeinsame Wunsch deutlich sichtbar, dass wieder Ruhe und Normalität im Alltag in der Pfarreiengemeinschaft einkehren möge. „Wir werden mit den Verantwortlichen die Ergebnisse der Anhörung auswerten und gemeinsam überlegen, wie die entstandenen Verletzungen und Konflikte verarbeitet werden können“, berichteten die beiden Berater.
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hatte die Gemeindeberatung empfohlen, nachdem eine Initiative aus der Pfarreiengemeinschaft ihm am 23. Juli 2010 Unterschriften für die Rückkehr des wegen staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen beurlaubten Pfarradministrators in die Pfarreiengemeinschaft überreicht hatte. Nach Abschluss und Einstellung des staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens im November 2010 schrieb Bischof Hofmann am 11. Dezember 2010 an die Pfarreiengemeinschaft: „Bitte tragen Sie Verletzungen nicht nach. Schauen Sie nach vorne. Dazu soll auch die von mir gewünschte und auch zugesagte Gemeindeberatung beitragen. Sie soll eine umfassende Überprüfung der gesamten Situation beinhalten.“ Zum 15. Dezember 2010 entpflichtete Bischof Hofmann den beurlaubten Pfarradministrator von seinen Aufgaben, nachdem sich der Priester entschieden hatte, wieder in sein Heimatbistum Fulda zurückzukehren.
Die Gemeindeberatung ist eine Einrichtung der Diözese, die von kirchlichen Gemeinden, Gremien, Einrichtungen und Organisationen angefordert werden kann. Sie erfahren Unterstützung bei Projekten, Veränderungsprozessen, Qualitätsentwicklung oder Konflikten. „Wir sind so eine Art Unternehmensberatung in der Kirche“, beschreibt Dr. Klaus Roos, in der Fortbildungsabteilung der Diözese für das Referat „Beratung und Begleitung“ zuständig, die Aufgaben. Die Supervision ist ein Beratungs- und Unterstützungsangebot der Diözese Würzburg für hauptberufliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pastoral und Schule, gerade auch bei Konflikten. Zur Thematik „Sexueller Missbrauch – irritierte Systeme und traumatisierte Gemeinden“ nahm Diözesanbeauftragter Ott an einer speziellen Fortbildung in Mainz teil.
(1011/0275; E-Mail voraus an Dekanat Hammelburg)