Würzburg/Bastheim (POW) 27 Fotografien von Nikolaus Schmidt präsentiert das Caritashaus in der Franziskanergasse bis 18. Februar seinen Besuchern. Mit den Bildern – viele schwarz-weiß und meist spontan entstanden – möchte Schmidt die Betrachter aufrufen, „mit offenen Augen durch die Welt zu gehen“. Als Sozialpädagoge am Heimathof Simonshof in Bastheim, einer Wohn- und Pflegeeinrichtung in Trägerschaft des Diözesan-Caritasverbandes für obdachlose Menschen, fand er einen unmittelbaren Zugang zu vielen ungewöhnlichen Lebensbildern. Viele davon hat er mit seiner Kamera aufgezeichnet.
Vor dem Studium ging der gebürtige Saarbrücker einige Jahre zu den Salesianern Don Bosco und arbeitete später als Grund- und Sonderschullehrer in München, bevor er sich der sozialen Arbeit verschrieb. „Der Professor ist genauso interessant wie der Landstreicher“, versicherte Schmidt bei der Ausstellungseröffnung am 26. November. Man müsse sich nur auf die Menschen einlassen und sich mit ihnen unterhalten. Seine Fotos sind fast alle spontan aufgenommen. Hochglanz- und Werbebilder hätten ihn nie interessiert, sagte Schmidt.
Seit seinem 17. Lebensjahr ist der heute 60-Jährige mit dem Fotoapparat unterwegs. Auch hochgelobte Pressefotos, die Krieg und Elend, Hunger und Naturkatastrophen zeigen, wollte er nie nachmachen. Seine Welt seien vielmehr die Alltagsgeschichten, die oft zufällig entstehen. Ein wartender Mann auf der Bank im Sozialamt, lachende Obdachlose in Berlin, ein Trödelhändler in seinem Stand, Bewohner des Simonshofs im Gespräch, eine alter Frau in ihrer Küche oder ein ins Buch vertiefter Mönch. „Jemandem zu begegnen ist was Besonderes: es ist gewissermaßen ein Stopp im täglichen Lauf; dieser Einhalt ergibt sich oft unverhofft. Für Begegnungen bereit zu sein und sich auf sie einzulassen, das gehört zum Abenteuer des Lebens.“
Caritasvorsitzender Domkapitular Clemens Bieber, der die Ausstellung eröffnete, animierte die Besucher zum Mut zur Langsamkeit. Dass Bilder bilden, würden viele Menschen nicht mehr erleben, weil sie zu schnell unterwegs seien. „Dann sieht man nur noch Schatten und keine Menschen mehr.“ Bieber dankte Schmidt herzlich dafür, dass er mit seinen Bildern die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit vielen ungewöhnlichen Menschen und ihren Geschichten schaffe.
(4810/1507; E-Mail voraus)
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