Würzburg (POW) Auch in den Negativseiten des Lebens lässt sich Gottes Liebe erfahren. Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei seiner Fastenpredigt zum Thema „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen“ am Mittwochabend, 3. März, im Würzburger Kiliansdom betont. Anhand ausgewählter Kunstwerke gab er Verständnishilfen zu Bildern, die in der Offenbarung des Johannes beschrieben sind und das Ende der Zeiten thematisieren. Die gesamte Predigtreihe steht unter dem Wort „Maranatha – Komm, Herr Jesus“ und ist Teil des Kulturprojekts „Würzburger Apokalypse 2010“.
Die Geschichte der Menschheit sei seit jeher ein einziger Weg der Suche nach dem Heil. Die Unwägbarkeiten des Lebens lösten auch in der Gegenwart Reaktionen aus, die vom Abschließen von Versicherungen gegen die unterschiedlichen Gefahren über Hyperaktivität bis hin zu materiellem Konsum reichten, betonte Bischof Hofmann in seiner Predigt. Dennoch bleibe eine schleichende Unsicherheit, die viele bei Tag und Nacht begleite. Menschliche Enttäuschungen – auch über einen selbst – prägten das Leben. „Der gläubige Mensch, der sich nicht blindlings in dieses Dasein hineingeworfen weiß, baut darauf, dass Gott ihn kennt und trägt“, sagte der Bischof. Das gerade sei die große Botschaft des Christentums: Es gibt einen Gott, der nicht nur liebt, sondern die Liebe ist.
Gott schaue nicht nur liebend auf seine Schöpfung, sondern trete in sie ein und binde sie in Jesus Christus noch stärker an sich. „Aber hat mit dem Kommen Jesu in unsere Geschichte, mit seiner uns liebend am Kreuz erworbenen Erlösung das Unvollkommene und Schlechte in dieser Welt aufgehört? Nein. Naturkatastrophen, Kriege, Folter, Ungerechtigkeiten und Versagen – auch kirchlicher Amtsträger – sowie damit ausgelöste Schmerzen bleiben ein Teil der Geschichte“, betonte Bischof Hofmann.
Papst Benedikt XVI. habe angesichts dieses scheinbaren Widerspruchs beim Kreuzweg 2006 gefragt: „Warum, o Herr, bist Du nicht vom Kreuz herabgestiegen und hast auf unsere Provokationen reagiert?“ Die Antwort habe gelautet: „Ich bin nicht vom Kreuz herabgestiegen, weil ich sonst die Gewalt anerkannt hätte als Herrin der Welt, während die Liebe die einzige Gewalt ist, die die Welt verändern kann.“ Liebe bewähre sich im Leiden. Dieser erdrückend hohe Preis wolle den Menschen sagen, dass Gott Liebe ist, unendliche Liebe.
Gott sei den Menschen auch in den dunklen Momenten ihres Lebens gegenwärtig. „Er trägt mit uns alle Schmerzen. Jetzt erkennen wir seine Gegenwart nur im Glauben. Aber einst werden wir ihn schauen von Angesicht zu Angesicht, dann, wenn er alle Tränen aus unseren Augen abwischen wird.“ Diese trostreiche Zusage mache die Offenbarung des Johannes.
Die weiteren Fastenpredigten im Würzburger Kiliansdom finden jeweils mittwochs um 19 Uhr statt. Am 10. März stellt sich Domkapitular Monsignore Dr. Heinz Geist dem Thema „An den Engel der Gemeinde schreibe – Krise und Zukunft der Gemeinden“. Am 17. März spricht Professor Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz aus Dresden im Neumünster zum Thema „Die Stadt aus Licht – Apokalypse anders“. Der Bußgottesdienst am 24. März im Kiliansdom steht unter dem Motto „Seht, ich mache alles neu“. Dompfarrer Dr. Jürgen Vorndran ermutigt zu Reflexion und Neuanfang. Vor den Predigten spielt Domorganist Professor Stefan Schmidt jeweils ab 18.45 Uhr meditative Orgelmusik.
(1010/0317; E-Mail voraus)