Kloster Oberzell/Kitzingen (POW) Jedes Jahr sterben 50 bis 60 Bewohner des Caritas-Altenheims Sankt Elisabeth in Kitzingen. Bei 84 Plätzen eine scheinbar hohe Zahl. Doch der Wert erklärt sich schnell. Da die meisten Senioren den Einzug in ein Alten- und Pflegeheim so lang wie möglich aufschieben, kommen sie erst, wenn die Gebrechlichkeit kein eigenständiges Leben mehr zulässt. „Im Schnitt“, sagt Heimleiterin Elisabeth Müller, „sind unsere neuen Bewohner beim Einzug 86 Jahre alt, viele dazu multimorbid“. Ihre weitere Lebenserwartung beträgt dann nur noch ein bis zwei Jahre. Diese Werte liegen in anderen Pflegeeinrichtungen ähnlich.
Nichts Ungewöhnliches also. Oder doch? Denn wie geht das Pflegepersonal damit um? Wie verarbeitet es den regelmäßigen Tod eines Bewohners, wie bereitet es sich selbst, die Sterbenden oder ihre Angehörigen auf den Tod vor, wie kann es ihn im Nachhinein verarbeiten? Um hier seinen Pflegeeinrichtungen und ihrem Personal zu helfen, treibt der Diözesan-Caritasverband Würzburg seit einigen Jahren die Einführung einer christlichen Hospizkultur und Palliativkompetenz voran. Zum zweiten Mal schloss jetzt im Kloster Oberzell ein mehrmonatiger Kurs ab, an dem acht große katholische Pflegeeinrichtungen aus der Diözese teilgenommen hatten.
In insgesamt sieben Projekttagen hatten sich die Teilnehmer unter Leitung der Palliativ Care Fachkraft Monika Spath und Paul Greubel vom Diözesan-Caritasverband seit Oktober 2009 mit ihren eigenen Erfahrungen mit Sterben und Tod und der bisherigen Praxis in ihren Häusern auseinander gesetzt. Thematisiert wurde die palliativmedizinische Versorgung in der Einrichtung, die Zusammenarbeit mit Hausärzten und die Umsetzung des nationalen Expertenstandards „Schmerzmanagement“, rechtliche Bereiche wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Testament, die Rolle und Aufgaben der Seelsorge, Sterberituale, Angehörigenarbeit, die Unterstützung durch Hospizhelferinnen und -helfer, der Umgang mit Trauer und die Entlastung für Mitarbeiter.
Das Gefühl der Hilflosigkeit und Zeitmangel sind die beiden wichtigsten Probleme bei Sterbefällen im Pflegealltag, sagte Paul Greubel, der im Vorfeld der Fortbildung eine Mitarbeiterbefragung in fünf Häusern zum Thema Sterben, Tod und Trauer durchgeführt hatte. Diese Fortbildung bringt daher auch erfahrenen Pflegekräften viel, ist sich Elisabeth Müller aus Kitzingen sicher. Denn die psychischen Belastungen sind hoch, immer öfter fühlten sich Pflegekräfte ausgebrannt. Die steigende Lebenserwartung und der immer spätere Einzug in die Pflegeheime hat die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Die kürzere Belegungszeit lässt es kaum noch zu, eine persönliche Beziehung zwischen Pflegepersonal und Senioren aufzubauen. „In einer Woche hatten wie einmal vier Sterbefälle, da blieb kaum Zeit zum Abschied nehmen.“ In Sankt Elisabeth und vielen anderen Caritas-Häusern sind jetzt feste Abschieds- und Trauerrituale entwickelt worden, die allen Beteiligten helfen.
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