Sulzbach am Main/Würzburg (POW) Fast wäre es mit dem Besuch der vier Sulzbacher Sternsinger bei Bundeskanzlerin Angela Merkel am 5. Januar 2011 nichts geworden. Pfarrer Norbert Geiger, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Sankt Christophorus Sulzbach, hatte den Brief mit der Einladung schon so gut wie weggeworfen, denn er rechnete mit Werbung. Zum Glück schaute er beim Öffnen doch genauer hin und fand die gute Nachricht: Das Losglück, das Bistum Würzburg bei der Kanzlerin zu vertreten, traf vier Sternsinger aus Sulzbach.
„Wir sind vor Freude fast an die Decke gesprungen, als wir erfahren haben, dass wir nach Berlin fahren“, erzählt Betreuerin Susanne Kiesel. Auch ihre Töchter Julia (15) und Sandra (14) sind total begeistert. Zusammen mit Julian Schwarzkopf (16), Simon Reis (15) und dem Betreuer Markus Krebs (23) fahren sie am 4. Januar frühmorgens mit dem Zug in die Hauptstadt, um einen Tag später im Kanzleramt zu singen. Das Programm ist straff geplant, berichtet Krebs: „Wir haben am Ankunftstag nur vier Stunden Zeit für eine kurze Stadtbesichtigung, danach gibt es in der Jugendherberge eine gemeinsame Probe mit den über 100 Sternsingern aus den deutschen Bistümern.“ Brandenburger Tor, Alexanderplatz und das Luxuskaufhaus KaDeWe – die Berlin-Besichtigung findet in Höchstgeschwindigkeit statt. Am Mittwoch, 5. Januar, geht es früh morgens mit einem Polizeibus ins Kanzleramt. „Ganz schön aufregend“, findet Simon.
Bevor alle 108 Sternsinger aus den 27 deutschen Bistümern vor Merkel singen, darf sich jede Gruppe mit der Kanzlerin fotografieren lassen. Eines wissen die vier aus Sulzbach schon: Sie sind als letztes dran, da Würzburg in der alphabetischen Reihe der Bistümer am Schluss steht: „Vielleicht lässt sich die Kanzlerin deshalb bei uns etwas mehr Zeit“, hofft Julia. Ein Geschenk für Merkel haben sie jedenfalls schon: Ein goldenes Feuerzeug eines Sulzbacher Herstellers, der vor kurzem Pleite gegangen ist. „Das Feuerzeug ist also nicht mehr zu bekommen“, sagt Sandra stolz. Ob die Bundeskanzlerin es annehme, bleibe abzuwarten, denn eigentlich dürfe sie aus Gründen der Bestechlichkeit keine Geschenke annehmen, die einen gewissen Wert überschreiten, sagt Betreuer Krebs. Versuchen wollen die vier es trotzdem. „Vielleicht können wir es stellvertretend ihrem Mann überreichen, der es dann seiner Frau schenkt“, sagt Julia. Besonders aufgeregt vor ihrem großen Auftritt seien sie nicht, sagen die Sulzbacher Sternsinger. Was sie Merkel fragen sollen, falls ein Augenblick für ein Gespräch bleibt, wissen sie noch nicht genau.
Wer die Sternsinger aus Sulzbach auf Schritt und Tritt begleiten möchte, kann ihnen per Twitter folgen: „3KingsmeetAngie“ lautet der Suchbegriff auf twitter.com. Alternativ gibt es auch einen Link auf der Internetseite www.sternsinger-sulzbach.de. „Wir werden fast stündlich Neuigkeiten und Fotos twittern“, verspricht Krebs.
In Sulzbach ziehen beim Dreikönigssingen rund 70 Kinder durch die Straßen. Zusätzlich werden sie von 30 Helfern begleitet. Zwischen den Jahren 2001 und 2010 kamen zirka 63.000 Euro an Spenden zusammen. Die Sternsingeraktion wird in der Gemeinde als generationsübergreifendes Projekt verstanden. Die jüngsten Könige sind acht, die älteste Helferin ist 80 Jahre alt.
(0111/0006; E-Mail voraus)
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