Die mehrheitliche Entscheidung des Deutschen Bundestags für eine begrenzte Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) bedauere ich zutiefst. Heute ist ein schwarzer Tag für den Schutz des menschlichen Lebens. Die Menschenwürde des Schwächsten wird preisgegeben, und es besteht die große Gefahr, dass damit Tür und Tor zur Herrschaft des Menschen über den Menschen geöffnet werden. Intensiv hatte sich die katholische Kirche für ein klares Verbot der PID eingesetzt. In Übereinstimmung mit den Ergebnissen der embryonalen Forschung geht die katholische Kirche davon aus, dass mit der Vereinigung von menschlicher Ei- und Samenzelle ein neues menschliches Leben entsteht. So sehr ich die Nöte von Eltern verstehen und den Wunsch nach einem gesunden Kind nachvollziehen kann: Die Selektion von menschlichen Embryonen verstößt gegen das Gebot der Achtung der Menschenwürde, die jedem Menschen von Anbeginn zuteil ist. Jeder Mensch ist einmalig als Person und Träger seiner unverfügbaren Würde, unabhängig von seinem Entwicklungsstand, seinen aktuellen Fähigkeiten, seinen Begabungen, Stärken, Schwächen oder seiner sozialen Stellung und zwar in allen Phasen seines Daseins. Das Votum ist deshalb ein erneuter Schritt hin zu einer inhumanen Gesellschaft, ein Votum gegen das Leben. Mit der Zulassung der PID wird ein fatales Zeichen gegenüber Menschen mit Behinderungen unter uns und ihren Angehörigen gesetzt. An alle Menschen guten Willens appelliere ich in dieser Stunde, angesichts Behinderung, Krankheit und Leid vieler Menschen Solidarität zu zeigen und zu praktizieren. Mit Blick auf mögliche tiefgreifende Folgen dieser Entscheidung ist größte Wachsamkeit geboten. Ich befürchte sehr, dass aus der Zulassung der PID sich langfristig eine veränderte Sicht menschlichen Lebens entwickeln wird, die mehr und mehr zwischen wertem und unwertem Leben unterscheiden wird. Dem gilt es wachsam und mit aller Kraft entgegenzusteuern und dagegen auch zu protestieren.
(2811/0740; E-Mail voraus