Würzburg (POW) Der Kiliansplatz zwischen Dom und Neumünsterkirche wird zur Bühne: Zwischen 18. und 31. Juli bringt das Mainfranken Theater Würzburg an zehn Abenden „Das Große Welttheater“ von Pedro Calderón de la Barca zur Aufführung. Die Freilichtvorstellungen bilden einen Höhepunkt des Projekts „Endspiel – Würzburger Apokalypse 2010“, das die Katholische Akademie Domschule und das Kunstreferat der Diözese Würzburg initiiert haben.
Eine Plexiglas-Kugel mit einem Durchmesser von acht Metern und einem Gewicht von 145 Kilogramm schwebt vor der Südfassade der Neumünsterkirche: Darunter lässt Gott die Welt in Calderóns „Großem Welttheater“ zur Bühne werden, auf der die Menschen das „Spiel vom Leben“ aufführen. „Handle recht, denn Gott sieht zu“ nennt Schauspieldirektor Bernhard Stengele vom Mainfranken Theater bei einer Pressekonferenz am Montag, 28. Juni, in Würzburg das zentrale Motiv des Werks Calderóns. Der spanische Autor des 17. Jahrhunderts setzte mit dem Schauspiel – wie kein anderes Werk zuvor – die Idee von der Welt als Bühne und dem Leben als Spiel um.
Im „Großen Welttheater“ wird jeder Figur eine bestimmte Rolle zugewiesen: Macht, Demut, Schönheit, Überfluss, Mühsal oder Elend. Diese sechs Figuren gehen den Weg von der Geburt zum Tod und es liegt an jedem Einzelnen selbst, ob er nach der Maxime „Tue recht“ handelt und damit dem Gesetz der Gnade folgt oder nicht. Den Figuren bleibt nur wenig Zeit, bevor der Tod sie von der Bühne holt und ihr Handeln vom Meister am Gebot der Nächstenliebe beurteilt wird. Nun entscheidet sich, wer in die Gemeinschaft des Meisters aufgenommen wird und wer nicht.
Doch Stengele will mit der Inszenierung auf dem Kiliansplatz nicht ins 17. Jahrhundert zurückversetzen. Der Zuschauer solle mit seinem heutigen Lebensgefühl abgeholt werden, mit den vielen Rollen, die ein Mensch im 21. Jahrhundert spiele. „Ansonsten bleibt es ein Werk, das nichts mit dem Menschen von heute zu tun hat.“ Aktuelle Musik und Texte schlügen die Brücke ins 21. Jahrhundert. Unter den Schauspielern habe sich eine intensive und spannende Diskussion über die Gottesvorstellung im „Großen Welttheater“ und über die Frage der Freiheit des Menschen entwickelt. Nach den Ausführungen der Leitenden Schauspieldramaturgin Petra Paschinger lauten die ins heute übertragenen Fragen des „Großen Welttheaters“: „Wie gut spiele ich meine Rollen und was bedeutet das für die Gesellschaft? Welchen Lohn erhalte ich heute für meine Rollen, die ich im Leben spiele?“ Und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen ergänzte: „Die Inhalte, die Calderón auf die Bühne bringt, haben an Aktualität nichts verloren; sie sind noch schlimmer geworden.“
Seitens der Diözese Würzburg und des Mainfranken Theaters freut man sich über diese Form der Zusammenarbeit im Rahmen der „Würzburger Apokalypse 2010“. Domkapitular Lenssen und Künstlerischer Betriebsdirektor Alexander Jansen unterstrichen das bei der Pressekonferenz. Die Diözese ermögliche eine Freilichtaufführung, die das Mainfranken Theater selbst nicht auf die Beine stellen könne, sagte Jansen.
Die Premiere des „Großen Welttheaters“ findet am Sonntag, 18. Juli, um 20.30 Uhr auf der Freilichtbühne Kiliansplatz in Würzburg statt. Weitere Aufführungen gibt es am 19., 20., 24., 25., 27., 29., 30. und 31. Juli, jeweils um 20.30 Uhr. Die Vorstellung am 22. Juli ist bereits für die Freunde des Museums am Dom reserviert. Insgesamt stehen pro Aufführung rund 500 Zuschauerplätze zur Verfügung. Bei schlechtem Wetter entfällt die Vorstellung kurzfristig (Hotline ab 18. Juli: 0931/38612345). Eine Matinée findet am Sonntag, 11. Juli, um 11 Uhr im Oberen Foyer des Mainfranken Theaters Würzburg statt. Karten sind erhältlich an der Theaterkasse des Mainfranken Theaters: Telefon 0931/3908124, Fax 0931/3908104, E-Mail karten@theaterwuerzburg.de, Internet www.theaterwuerzburg.de. Vorverkauf Falkenhaus: 0931/372398.
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