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Sechster Zwischenbericht zum Prozess „Erneuern und Sparen“ im Bistum Würzburg

Von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand

Schlimmer als von der Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen Zeit wurde unsere Kirche von der Vertrauenskrise getroffen, deren Auslöser vor allem die im letzten Jahr bekannt gewordenen Missbrauchsfälle waren. Rein zahlenmäßig greifbar wird dieses Misstrauen auch in der drastisch erhöhten Zahl von Kirchenaustritten; 2010 waren es allein im Bistum Würzburg 6310 im Vergleich zu 3788 im Jahr zuvor. Dem stehen 140 Wiedereintritte gegenüber. Verlorenes Vertrauen lässt sich nur zurückgewinnen, wenn das kirchliche Leben auf allen Ebenen ehrlich und transparent verläuft. Ein Beitrag dazu ist die Rechenschaft über die finanziellen Perspektiven des Bistums, wie sie schon seit langem in diesen Haushaltspressekonferenzen erfolgt. Denn das Volumen eines Diözesanhaushalts ergibt sich zu über 90 Prozent aus den Kirchensteuereinnahmen, die man im weitesten Sinn durchaus als Solidarbeitrag und als materiellen Vertrauensvorschuss der Kirchenmitglieder deuten darf. Sie haben Anspruch darauf zu erfahren, was mit ihrem Geld geschieht. Dies wieder einmal ausdrücklich zu betonen, ist gerade in der momentanen Situation sehr angebracht.

Die Details des Bistumshaushalts von 2011 wird Finanzdirektor Albrecht Siedler vorstellen, der im Juli 2010 die Nachfolge von Dr. Adolf Bauer angetreten hat. Ihm danke ich auch für die bisherige loyale und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Mir ist es wichtig, auch im Blick auf unseren 2003 begonnenen Prozess „Erneuern und Sparen“ streiflichtartig einige Schwerpunkte herauszugreifen, an denen deutlich wird, wie wir auf Veränderungen verantwortlich zu reagieren versuchen.

1. Pfarreiengemeinschaften

Es lässt sich heute schon sagen, dass die Errichtung der 164 Pfarreiengemeinschaften durch unseren Bischof zum 1. Fastensonntag 2010 eine wichtige Wegmarke in der Bistumsentwicklung darstellt. Die formelle Errichtung stellt jedoch nur eine Etappe dar; der Weg geht weiter. Aus der organisatorischen Zusammenführung soll mehr und mehr eine geistliche Weggemeinschaft werden, die aus dem Glauben lebt und ihn auf verschiedenste Weise bezeugt. Diese Aufgabe hat aber nicht bloß spirituelle, sondern genauso finanzielle und personelle Dimensionen. Verschiedentlich wurde dabei der Wunsch geäußert, in größeren Pfarreiengemeinschaften bzw. auf Dekanatsebene weitere Verwaltungsstellen einzurichten, die eine Entlastung des pastoralen Personals bringen sollten. Eine solche Stellenmehrung ist aber weder vom pastoralen Profil her sinnvoll noch vom finanziellen Spielraum her möglich. Die Diözese setzt vielmehr mittelfristig auf ein differenziertes Vorgehen: Vor Ort sollen z. B. die Angestellten in den Pfarrbüros für die neuen Herausforderungen besser qualifiziert werden; des Weiteren ist das Profil der Diözesanbüros, die bisher schon eine wichtige Entlastungsfunktion für die Kirchengemeinden hatten, im Blick auf eine noch intensivere Zuarbeit für die Pfarreiengemeinschaften zu überprüfen. Auf Bistumsebene schließlich soll durch eine stärkere Regionalisierung und Strukturierung der Zuständigkeiten in den entsprechenden Abteilungen des Bischöflichen Ordinariats eine bessere und schnellere Hilfe gerade in Verwaltungs- und Baufragen sowie im Kindergartenbereich ermöglicht werden. (Diese Überlegungen wurden auch mit den Dekanen abgesprochen.)

2. „audit berufundfamilie“

Die Diözese Würzburg hat im vergangenen Jahr als erstes Bistum in Bayern das Zertifikat „audit berufundfamilie“ erhalten. In dem damit zusammenhängenden Entwicklungsprozess geht es um eine bessere strukturelle Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hintergrund für die Entscheidung zur Teilnahme an dieser Aktion war der Umstand, dass das neue Tarifrecht im öffentlichen Dienst, das auch die Kirche für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernimmt, keine eigene Familien- und Kinderkomponente mehr vorsieht.

Von daher stellt sich die Aufgabe, für familiengerechte Maßnahmen andere Wege zu suchen; die Auditierung soll helfen, entsprechende Möglichkeiten zu ermitteln bzw. auszubauen. „Familiengerechte Jobs statt jobgerechte Familien“, so könnte man das Ziel etwas verkürzt formulieren. Gerade bei knapper werdenden finanziellen Ressourcen der Kirche ist das Mühen um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine überflüssige Maßnahme; Erfahrungen zeigen, dass die Umsetzungskosten solcher Projekte durch erhöhte Motivation und auch positive betriebswirtschaftliche Effekte mehr als ausgeglichen werden. Ich sehe die Teilnahme an der Auditierung deshalb auch als Beleg dafür, dass das „Erneuern“ neben dem „Sparen“ nicht zu kurz kommt. Dieses Mühen um noch mehr Familienfreundlichkeit im kirchlichen Dienst verbindet sich mit der schon mehrmals geäußerten Absicht, bei der Suche nach Synergieeffekten und Konzentrationsvorgängen auch weiterhin ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Die im vergangenen Jahr erfolgte verbindliche Einführung von Mitarbeitergesprächen soll ebenfalls der Steigerung der Motivation, Transparenz und Verantwortung dienen.

3. Bildungshäuser und Verbände

Wie bekannt ist, haben die Benediktiner zu Beginn des Jahres nach Ablauf des Erbpachtvertrages mit der Diözese das Gebäude der bisherigen Landvolkshochschule im Münsterschwarzach selbst übernommen, um ihre Bildungsarbeit stärker vor Ort zu konzentrieren. Die Landvolkshochschulaktivitäten des Bistums sind künftig hauptsächlich auf den Volkersberg konzentriert bzw. werden dezentral durchgeführt. Diese Maßnahme traf sich mit strukturellen Überlegungen der Bistumsleitung im Blick auf eine bessere Koordination der einzelnen Tagungs- und Bildungshäuser. Erste Schritte im Blick auf eine zentrale kostensparende Wirtschaftsführung sind erfolgt; mittelfristig wird ein Gesamtbildungskonzept der Diözese zu erstellen sein, das mit dem Bedarf an Häusern abgestimmt wird. Es geht dabei wesentlich um die Frage, wie die unverzichtbaren Elemente kirchlicher Bildungsarbeit inhaltlich und regional zu gestalten sind. Dabei haben bisher schon die kirchlichen Verbände eine wichtige Rolle gespielt. Angesichts des zum Teil erheblichen Mitgliedereinbruchs muss jedoch überprüft werden, welche Personalausstattung bei den einzelnen Verbänden in Zukunft vertretbar ist. Dies soll nicht dazu führen, Aktivitäten zu lähmen, sondern sie angesichts neuer Herausforderungen stärker zu profilieren und zu konzentrieren. Kirchliche Verbandsarbeit lebt nicht von der Menge der Angebote, sondern vom Mühen um das Wesentliche in der jeweils spezifischen Sendung.

Schlussbemerkungen

Die zentrale Aufgabe bleibt weiterhin eine doppelte: Die Suche nach Prioritäten im kirchlichen Leben und Handeln muss verbunden sein mit dem Bemühen, auch bei mittel- und langfristig real sinkenden Kirchensteuereinnahmen eine pastorale und personale Verlässlichkeit zu schaffen; auch das gehört zur Stärkung des eingangs angesprochenen Vertrauens. Ausdrücklich möchte ich der Prioritätenkommission und dem Diözesansteuerausschuss dafür danken, dass die jeweiligen Mitglieder dabei so engagiert und kompetent mithelfen. Zugleich sind wie in den vergangenen Jahren alle Interessenten eingeladen, zu diesem Zwischenbericht Stellung zu nehmen. Das Ernstnehmen ihrer Meinung trägt ebenfalls zur erneuerten Vertrauensbildung bei.