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„Schlüssel zum Ewigen Leben“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Karfreitag, 29. März 2013, bei der Liturgie vom Leiden und Sterben Christi im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

der Karfreitag hat jedes Mal seine eigene Innerlichkeit und Dichte. Es ist mir so, als ob die ganze Last unseres menschlichen Lebens wie durch einen Trichter gebündelt auf die Person Jesu Christi zielgerichtet ist. Er steht da, gedemütigt und geschlagen, schließlich angenagelt und dem Spott der Menschen ausgeliefert. Wie ein Verbrecher gebrandmarkt hängt der, der den entscheidenden Durchbruch zum Leben bringt, einsam am Kreuz.

Wen wundert es, dass wir Menschen immer wieder das ganze Leid der Welt auf Christus hin fokussieren und mit ihm in Verbindung bringen.

Nachdem die Kreuzfahrer im Heiligen Land die Stätten des Lebens und Leidens Jesu aufgesucht und verinnerlicht hatten, entstand bei uns im Abendland die Tradition des Kreuzweges. Gleich ob es sich um sieben Fußfälle oder den vierzehn Stationen umfassenden Kreuzweg handelt, im Nachgehen und Miterleben dieses schrecklichen und doch geheimnisvollen Weges wollte und will man auch heute dem für uns leidenden Herrn nahe sein.

Wie viele Kreuzwege wurden weltweit gestaltet. Einer der schönsten ist sicherlich unser barocker Kreuzweg (1767/68 von Peter Wagner) auf dem Weg zum Käppele. Betend wird er – zum Teil sogar kniend – hinaufgestiegen. Auch wir haben hier im Dom zwei unterschiedliche Kreuzwege: zum einen ist im Zuge der Domrenovierung in einem eigens eingerichteten Kreuzwegandachtsraum innerhalb der Krypta der Kreuzweg von Karl Clobes (1978) zum betenden Nachgehen aufgestellt worden und zum anderen finden wir in der Sepultur den völlig abstrakten Kreuzweg mit dreizehn Stationen von Ben Willikens (2010), der zum Nachdenken und aktiven Sich-darauf-einlassen auffordert.

Einer der ergreifendsten ist der kleine von Josef Hegenbarth (1961) mit Pinsel und Feder gezeichnete Kreuzweg in der Berliner Sankt Hedwigskathedrale.

Kreuzwegdarstellungen bringen immer ein Stück eigene Lebens- und Weltsicht mit ein. Sie versuchen auf sehr unterschiedliche Weise Zugänge zum Erlösungsleiden Jesu Christi zu ermöglichen. Darin liegen Chancen für uns.

Denn der Herr leidet noch immer! Es ist nicht mit einem nostalgischen Rückblick auf das Geschehen während der letzten Lebenstage Jesu getan. Jesu Kreuzestod fordert uns heute heraus, das Leid der Welt mit ihm hinwegzulieben.

Die schrecklichen Geschehen im Holocaust und den Gas- und Folterkammern der Nazis dürfen nicht vergessen werden. Sie sind in ihrem Ausmaß und ihrer Unmenschlichkeit beispiellos in der Geschichte der Menschen. Aber auch das himmelschreiende Unrecht und Elend, das viele Menschen heute erleiden müssen, darf nicht übersehen oder überhört werden.

Glücklicherweise gibt es immer wieder Menschen, die eine Gerechtigkeits- und Friedenskultur anmahnen oder einklagen. Papst Franziskus setzt starke Zeichen in der Friedens- und Zuwendungsbewegung. Wie sieht es mit uns? Fangen wir wenigstens an, im eigenen Bereich das Beispiel Jesu umzusetzen? Machen wir ernst mit seiner Forderung nach grenzenloser Liebe?

Wir dürfen uns heute in die ausgebreiteten Arme Jesu fallen lassen und dankbar seinen Kreuzestod als Schlüssel zum Ewigen Leben verstehen. Wir dürfen aus ganzem Herzen das Kreuz als Siegeszeichen verehren. Aber Konsequenzen in unserem Verhalten dürfen nicht ausbleiben. Kann nicht so unser moderner Kreuzweg aussehen?

Amen.