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Probleme mit Arge und Co.

Klienten der Würzburger Wärmestube schildern Bundestagsabgeordnetem Paul Lehrieder bei Bürgersprechstunde ihre Sorgen und Nöte

Würzburg (POW) Zu einer Bürgersprechstunde der besonderen Art hat sich der Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder mit Klienten der Wärmestube getroffen. Dass dieser Termin zustande kam, beruhte auf einer Episode im Mainfrankentheater vor einigen Monaten. Bei einem Besuch hinter den Theaterkulissen hatte Lehrieder, der Vorsitzender des Fördervereins der Wärmestube ist, eine Gruppe von Wärmestubenbesuchern begleitet, die sich im Rahmen des Kunstprojekts artGERECHT für die Arbeit des Theaters interessierten. Nicht alle kannten ihn. Wer denn der Typ im Anzug sei, wollten sie von Barbara Stehmann, Leiterin von artGERECHT wissen. Stehmann nahm diese Frage zum Anlass, Lehrieder zu einem Gespräch in die Wärmestube einzuladen.

Zehn Klienten kamen. Jeder hatte andere Sorgen und Anliegen mitgebracht, meist ging es um Probleme mit Hartz IV und Behörden. Der 72-jährige Hans hatte Ärger mit der Arge, die ihm eine Wohnung wegen eines Formfehlers und zwölf Euro Überschreitung eine zugesagte Wohnung verwehrte, eine junge Frau im Hartz-IV-Bezug, die einen 400-Euro-Job im Landkreis gefunden hatte, verstand nicht, warum ihr die Arge den Zuverdienst streicht, obwohl sie ihn doch für das Auto braucht.

Ein Klient, der wegen Eigentümerwechsel seine Wohnung räumen muss, beschwerte sich über Hinhaltetaktiken der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. 105 Wohnungen habe er in den vergangenen Monaten angeschaut, mehrfach habe er Zusagen bekommen, doch letztendlich sei es immer daran gescheitert, dass Vermieter keinen Hartz-IV-Empfänger wollen. Sozialwohnungen aber gebe es inzwischen viel zu wenig, Hilfe auf Ämter bekomme er keine. Im Gegenteil: Der Ton, der ihm auf Behörden oft entgegen schlage, sei sehr herablassend, beklagte er sich. Diesen auch von anderen Klienten sofort bestätigten ruppigen Umgang mochte Lehrieder nicht akzeptieren. „Ämter sind Dienstleister für die Menschen – nicht umgekehrt“, sagte er.

Wie bei einer normalen Bürgersprechstunde hörte der Politiker nicht nur Komplimente über seine Partei. Die Haltung der CSU zur Integration und Zuwanderung stieß auf wenig Verständnis. Das Leben auf der Straße, das einige in der Runde kennen, mache nicht an nationalen Grenzen halt. Man dürfe die Augen vor dem Elend vieler Menschen im Ausland nicht verschließen, sagte eine ältere Klientin, die sicherlich selbst kein komfortables Leben führt.

Wie seine Partei zu den Hartz-IV-Regelsätzen stehe und warum sie nur um lächerliche fünf Euro angehoben worden seien, wollte eine andere wissen. Die Anhebung sei nicht willkürlich geschehen sei, sondern beruhe auf umfangreichen Berechnungen, entgegnete Lehrieder. Seine zweite Begründung, dass laut Umfragen 56 Prozent der Bevölkerung gegen eine Anhebung seien, erzeugte bei seinen Zuhörern Stirnrunzeln. Ob er eine Bitte um eine Massageliege zur Gesundheitsvorsorge in der Wärmestube erfüllen kann, wusste Lehrieder noch nicht. Er könne den Vorschlag aber weitergeben.

Dass Arbeit und Menschenwürde eng zusammen hängen, erfahre Lehrieder als Mitglied im Sozialausschuss und im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages nach eigenem Bekunden immer wieder. Daher hörte er allen aufmerksam zu, verteilte Visitenkarten und versprach, den geschilderten Fällen nachzugehen, wenn man ihm nähere Unterlagen zukommen lasse. „Arbeit ist mehr als Geld. Arbeit zu haben zeigt auch, dass man gebraucht wird“, sagte der Sozialpolitiker. Abschließend versprach er, die Sprechstunde in der Wärmestube zu wiederholen.

(4410/1372; E-Mail voraus)

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