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Positive Zukunftsperspektiven

Podiumsdiskussion zum Thema Ökumene im Sankt Burkardushaus – Generalvikar Hillenbrand: Ökumene der Stärken als konsensfähiges Modell

Würzburg (POW) Jede Menge positive Eigenschaften an den jeweils anderen Kirchen haben bei einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Ökumene Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, der evangelisch-lutherische Dekan Dr. Günter Breitenbach und Jane Williams von der anglikanischen Kirche benannt. „Ernsthaftigkeit des Ringens um den Glauben“, „glaubhaftes sozial-karitatives Engagement“, „Ernstnehmen des Einzelnen und seines Glaubensvollzugs“ lauteten einige der Vorzüge, mit denen die Diskussionspartner die Kirchen der jeweils anderen in Verbindung brachten. An der Veranstaltung der Gemeinschaft Sant’Egidio zum Abschluss der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen am Mittwochabend, 25. Januar, im Kardinal-Döpfner-Saal nahmen rund 150 Personen teil.

Christliche Wiedervereinigung kann nicht in einer Rückkehr der getrennten Kirchen und Gemeinschaften zur römisch-katholischen Kirche bestehen, machte Hillenbrand die katholische Sichtweise deutlich. Schon das Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils unterstreiche, dass es um eine gemeinsame Suche nach der Wahrheit des Glaubens geht, die im Leben ihre Bewährung zeigt. „Ökumene kann nicht nach dem Prinzip eines Gewinn- und Verlustgeschäfts betrieben werden, bei dem nach dem Modell von Tarifverhandlungen jede Seite etwas gibt und nimmt.“ Hillenbrand plädierte für eine „Ökumene der Stärken“, bei der dem Gegenüber klar signalisiert wird, was man selbst als stark beurteilt. „Ein solches Vorgehen schließt durchaus Kritik ein und ist kein oberflächliches Harmonisieren. Aber es macht Ernst mit der Einsicht, dass Ökumene kein Selbstzweck ist, sondern hingeordnet auf die gemeinsame Sendung, die Mission aller Christen.“

Vor einem Ghettodenken könne alle Kirchen und Gemeinschaften das Wort des Taizé-Gründers Roger Schutz bewahren: „Unser ökumenisches Denken braucht weit mehr als bisher die Prägung durch katholische Weite, evangelische Tiefe und orthodoxe Dynamik.“ Hillenbrand interpretierte die „katholische Weite“ in seiner ursprünglichen Bedeutung: „weltweit“. „Christsein ist nichts Sektenhaftes und Provinzielles.“ Katholisch sei darüber hinaus nicht auf die Geographie zu reduzieren. Es bedeute, dass die Kirche der ganzen Welt, also allen Kulturen und Zeiten zugehöre. Das schließe ein, dass alle – auch die Verstorbenen – zu dieser ganzen Kirche dazugehörten. „Hier liegt ein Ansatz für ein erweitertes Traditionsverständnis, das sich fundamental von einem pseudohistorischen Beharren auf einzelnen Geschichtsphasen unterscheidet.“

Darüber hinaus berge der Begriff katholisch auch eine soziale und psychologische Dynamik, die Kyrill von Jerusalem im 4. Jahrhundert so beschreibt: „Die Kirche wird katholisch genannt, weil sie alle Gattungen der Menschen im Gottesdienst vereint; die Fürsten wie die Privatleute, die Gelehrten wie die Ungebildeten; und schließlich, weil sie jede Art von Sünden behandelt und heilt, die Seele und Leib durchdringen.“ Hillenbrand ermunterte die Zuhörer, das Erbe zu bewahren, indem alle sich in gemeinsamen Herausforderungen bewähren. „Dann ist mir um die Ökumene im 21. Jahrhundert nicht bange.“ Auch wenn die jungen Kirchen und Gemeinschaften in Lateinamerika, Afrika und Asien die Mehrzahl der Christen stellten, seien besonders die Europäer gefragt, weitere Spaltungen zu vermeiden. „Wir müssen die Erinnerung wach halten, dass Konflikte zu vermeiden sind, die zu Trennung führen.“

Die Verschiedenheit der Kirchen ist nach der Meinung von Jane Williams, Gattin von Rowan Williams, Erzbischof von Canterbury und Primas der anglikanischen Kirche, in der Schöpfungslehre begründet. „Gott erschuf keine Welt, in der Gleichförmigkeit herrscht, sondern eine Welt der Verschiedenheit. In allem, was wir in der Welt sehen, wird klar, dass Gott die Vielfalt liebt. Das Gegenteil zu glauben bedeutet, ihm zu unterstellen, dass er in der Schöpfung gravierende Fehler machte.“ Es seien die Menschen, die Unterschiede fürchteten, nicht Gott. „Jede Gruppe trachtet danach, ihre Sichtweise von Gott und der Welt den anderen aufzudrängen. Da wir aber dieses nackte Verlangen nach Selbstrechtfertigung und Kontrolle über andere nicht zugeben wollen, verstecken wir es unter dem Gewand der Theologie.“ Die Einheit der Christen sei nicht Gleichförmigkeit, sondern die Freude am anderen und an allem, was Gott geschaffen habe. „Möglicherweise können wir einige Dinge über Gott nur verstehen, wenn wir sie durch die Aufmerksamkeit und den Respekt für andere Christen lernen, die Gott anders sehen“, plädierte die Theologin.

In einem Ausblick auf das Jahr 2018, in dem sich der Besuch Luthers in Würzburg zum 500. Mal jährt, entwarf Dekan Breitenbach eine „realistische Zukunftsperspektive“. So unterschiedlich der Grundauftrag von Bekennen, Dienen, Anbeten und Anteilhabe in den Kirchen lebe: gemeinsame Anknüpfungspunkte seien gefunden. In den Kirchen der Weltchristenheit gebe es zu diesem Zeitpunkt drei gemeinhin akzeptierte Leitungsformen: Ordinierte Amtsträger, berufene Gremien und die Basis wirkten in der Leitung der Kirchen zusammen. „Die drei Leitungsformen sind in den Konfessionskirchen nach wie vor unterschiedlich akzentuiert, aber keine wird mehr gänzlich unterdrückt oder bei der gegenseitigen Anerkennung der Ämter ausgeklammert.“ Auch das Papstamt ist in Breitenbachs Zukunftsblick in den Reihen der Protestanten akzeptiert – im Sinne eines Ehrenvorsitzes des ökumenischen Konzils. „Die Grundlage für die Kirchengemeinschaft im Sinne der gegenseitigen Anerkennung der Konfessionen ist gegeben und wurde Zug um Zug feierlich ausgesprochen.“ Und auch die gegenseitige Einladung zum Herrenmahl sei dann im Jahr 2018 möglich und selbstverständlich.

(0506/0156; E-Mail voraus)