Würzburg/Lohr am Main/Werneck/Schweinfurt (POW) In ihrem ersten Berufsleben waren sie Friseuse, Industriekauffrau, Näherin, Arzthelferin, Hauswirtschafterin, Bäuerin, Verkäuferin oder auch Installateur gewesen. Jetzt arbeiten sie als ungelernte oder angelernte Hilfskräfte in der Alten- oder Behindertenpflege: Acht Frauen und zwei Männer aus Würzburg, Schweinfurt, Hafenlohr, Werneck und Greußenheim haben im Rahmen einer berufsbegleitenden Fortbildung des Diözesan-Caritasverbandes umfangreiches Basiswissen und Kompetenzen für pflegenahe Betreuung erworben. Vorkenntnisse in der Pflege waren für die Teilnahme nicht erforderlich. Die vierzehn Unterrichtstage in der Robert-Kümmert-Akademie verteilten sich auf drei Monate. Finanziert wurde der Kurs, der mit einem europaweit anerkannten Zertifikat endet, bis auf einen Eigenanteil von jeweils 100 Euro über den Europäischen Sozialfond (ESF) der EU.
Sie seien bei Kursbeginn alle sehr aufgeregt gewesen, erklärten die Teilnehmer in einer Schlussrunde im Marienheim. Sie hätten nicht gewusst, was auf sie zukomme, die eigene Schulzeit sei sehr lange vorbei. Gesprochen haben sie in den vergangenen Wochen nicht in erster Linie über Pflegehandgriffe, sondern über wichtige Randthemen der Pflege: Wie verhalte ich mich bei Anzeichen von sexuellem Missbrauch? Wie findet Kommunikation mit Patienten und Angehörigen statt? Wie wirkt sich fremde kulturelle Herkunft aus? Wann besteht Infektionsgefahr? Wie können Patienten mobilisiert werden? Wie sehen Zielvereinbarungsgespräche aus? Welche Sicherheitsrisiken gibt es am Arbeitsplatz? Was gehört zur Ersten Hilfe?
Besonders die Anleitung zur Biographiearbeit, die Supervision und die umfangreichen Dokumentationspflichten in der Pflege waren für die meisten Teilnehmer interessant. „Ich sehe mich jetzt gestärkt im Umgang mit Klienten“, erklärte Lotti Natterer-Hess, Pflegehelferin in der Caritas-Sozialstation Lohr am Main. Die Fortbildung habe sie sensibler gemacht für Patientenwünsche, sagte Ulla Popp, Pflegehelferin der Caritas-Sozialstation Werneck. Für Harald Fischer – im Erstberuf Gas- und Wasserinstallateur –, der jetzt für den Schweinfurter Verein Levi e.V. psychisch kranke Menschen und Alkoholkranke betreut, hat die Fortbildung „einen unheimlichen Wissensschatz“ und viele Einblicke in das soziale Berufsleben vermittelt.
„Unser Kurs basiert auf dem internationalen Zertifikat für pflegenahe Betreuung ECC (European Care Certificate), das es inzwischen in 15 Ländern der EU gibt“, erklärte Kursdozent Andreas Hermann von der Robert-Kümmert-Akademie. Der Würzburger Kurs, der sich ECC Plus nennt, baue darauf auf und habe seine Inhalte deutlich intensiviert. Viele Themen, versicherte Kursleiter Josef Gaida vom Diözesan-Caritasverband, seien für den Alten- und Behindertenbereich gleichermaßen relevant. Eine Wiederholung des Kurses sei daher geplant. Nähere Informationen bei Diözesan-Caritasverband, E-Mail GaidaJ@caritas-wuerzburg.de, Telefon 0931/38666663.
(4910/1552; E-Mail voraus)
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