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Osterkrippe und Hasenteller

Sonderausstellung „Osterbräuche – Kartage & Osterfest“ im Kultur- und Kommunikationszentrum Dettelbach beleuchtet und erklärt Traditionen

Dettelbach (POW) Eine Leiter lehnt am Kreuz, unter ihr sind drei Würfel gestapelt. Eine Geißelsäule, eine Lanze mit Stahlspitze, ein Kelch, Hammer, Zange und Nägel sind rund um das Kreuz postiert: Bis ins Detail genau zeigt eine etwa 20 Zentimeter hohe Schnitzerei aus dem Egerland die Werkzeuge, die mit dem Leiden und Sterben Jesu verbunden sind. Wenige Schritte daneben ist ein Steingutteller zu sehen. Er ist mit einer Malerei verziert, die drei Hasen zeigt, wie sie auch im so genannten „Drei-Hasen-Fenster“ des Paderborner Doms zu sehen sind: „Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei“, lautet ein Vers, der in knapper Form die Darstellung beschreibt. Beide Objekte sind Teil der Sonderausstellung „Osterbräuche – Kartage & Osterfest“, die bis 26. Juni im Kultur- und Kommunikationszentrum (KuK) in Dettelbach zu sehen ist. Ergänzt wird sie durch Schautafeln des Bezirks Unterfranken, die das Thema Brauchtum generell erläutern.

„Es haben sich im Laufe der Zeit in den Wochen vor Ostern viele Bräuche angesammelt, die auf das hohe Fest der Freude und Liebe hinweisen möchten. Leider sind jedoch allzu viele gute Gewohnheiten verlorengegangen und verschwunden oder erprobte Bräuche wurden nicht mehr verstanden und missdeutet“, sagt Dr. Reinhard Worschech, einer der Initiatoren der Ausstellung und langjähriger Bezirksheimatpfleger. Warum bringt der Hase eigentlich die Eier? Wieso sind gerade Eier an Ostern so wichtig? Und was hat es mit der ungewöhnlichen Drei-Hasen-Darstellung auf sich? Antworten auf diese und ähnliche Fragen bietet die Ausstellung. „Ohne Traditionen würde die gesamte Glaubenswelt mehr und mehr verkümmern“, ist sich Worschech sicher. Deswegen sei es wichtig, die lebensnotwendigen Gewohnheiten an die Kinder und Enkelkinder weiterzugeben.

Zum Beispiel den Brauch des Ratschens, Klapperns oder Leierns, der vor allem in kleinen Ortschaften zwischen Gründonnerstag und Osternacht gepflegt wird, wenn der Überlieferung nach die Kirchenglocken nach Rom reisen. Sicher über 100 Jahre alt ist eine der Ratschen, die äußerlich mehr einem Kasten mit Kurbel als dem sonst üblichen Baumuster gleicht: Die hölzernen Hämmer und die Rolle mit Holzzapfen, die für das Auslösen der Schläge zuständig ist, hat der Erbauer in das Resonanzgehäuse integriert. „Viele der Ausstellungsstücke stammen aus Dettelbach und dem nahen Umland, ein anderer Teil aus dem Museum der Heimatgruppe Haslau, einer Vertriebenengruppe aus dem Egerland“, berichtet Dr. Armin Mosandl, wie Worschech ehrenamtlicher Führer im KuK. Als Mitglied im Dettelbacher Pfarrgemeinderat pflegt Mosandl seit langem Kontakte zu den umliegenden Pfarreien von Bibergau bis Schnepfenbach. „Vor allem die Jugend aus den verschiedenen Pfarreien hat sich mit viel Einsatz eingebracht, beispielsweise beim Zusammentragen verschiedener Klappern.“ Viele aktuelle wie auch historische Fotos sorgen für einen zusätzlichen Bezug zur Gegend und ergänzen die Exponate.

Lämmer, Hennen und Hasen – mal als transparente Form aus Kunststoff, mal als verzinktes Blechmodel – zeigt eine Vitrine der Ausstellung. Sie dienten als Gussvorlage für Schokolade oder als Backform für gehaltvolle Kuchen. Nach der schmalen Kost der Fastenzeit zählten gehaltvolle Speisen zu den Osterfreuden – zumindest früher. Typisch egerländisch ist die Osterkrippe, die Jesus im Grab liegend zeigt. Auch Bräuche, die bei den über 850.000 Egerländern traditionell zum Osterfest gehörten, kann der Besucher kennen lernen: Beim „Eiertitschen“ stellten sich die zwei Spieler gegenüber und ließen jeweils ein Ei Spitze gegen Spitze zusammenstoßen. Derjenige, dessen Ei unversehrt blieb, gewann beide Eier.

Besonders gute Chancen hätte sicherlich der gehabt, der eines der großen dunkelgrünen Emu-Eier aus Australien oder ein goldgelbes Nandu-Ei aus Südamerika gehabt hätte, die zusammen mit Straußeneiern einen gewaltigen Größen-Kontrast zu den braun-weiß gefleckten Wachteleiern bieten. Auch bunt verzierte Hühnereier, unter anderem eines mit einer ikonenähnlichen Darstellung der Kreuzigungsszene, sind im KuK zu sehen. Schon im Urchristentum war das Ei Sinnbild für das Leben und die Auferstehung. Und auch der Hase auf dem anfangs erwähnten Teller hat eine tiefere Symbolik: Die geheimnisvolle Einheit der drei Tiere steht als Symbol für die göttliche Dreifaltigkeit. Gemalt hat die Darstellung übrigens der Schirmherr der Sonderausstellung, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, langjähriger Würzburger Bischof und zuvor Weihbischof in Paderborn.

Die Ausstellung ist bis 26. Juni jeweils montags bis samstags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr im KuK Dettelbach, Rathausplatz 6, 97337 Dettelbach, Telefon 09324/3560, Fax 09324/4981, Internet www.dettelbach.de zu sehen. Der Eintritt inklusive Museum kostet pro Person zwei Euro, für Kinder jeweils einen Euro.

(1511/0440; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet