Liebe Schwestern und Brüder,
ein froher Tag für unser Bistum Würzburg ist heute.
Zwei Diakone des Priesterseminars werden in dieser Stunde zu Priestern geweiht: Stefan Beetz und Manuel Vetter.
„Jetzt ist die Zeit der Gnade!“ (vgl. 2 Kor 6,2) dürfen wir mit Paulus ausrufen. Jetzt wendet sich Gott uns in diesem heiligen Geschehen zu. Die Gewissheit, dass Gott dies tut, schöpfen wir aus der Schrift und der Tradition der Kirche.
Der heilige Paulus hat in der Lesung, die wir eben hörten, die Einsetzungsworte beim Abendmahl – in Übereinstimmung mit den Evangelisten – als kostbares Vermächtnis an die Gemeinde in Korinth weiter gegeben. Er betont ausdrücklich: „Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe…“ (1 Kor 11,23). Paulus war nicht im Abendmahlssaal dabei. Er hatte als ‚Spätbekehrer’ Petrus und andere Apostel befragt, was Jesus getan und gesagt hat. Und doch verweist er mit all seiner Autorität darauf, dass er das, was er weitergibt, vom Herrn empfangen habe. Das Zeugnis der Apostel ist für ihn das Zeugnis des Herrn selbst.
So schenkt uns die Tradition der Kirche eine ungebrochene Überlieferung dessen, was der Herr zu seiner irdischen Lebenszeit uns als Aufgabe und Vermächtnis übergeben hat. Und auch das, was wir in dieser Stunde hier im Würzburger Dom vollziehen, führt unmittelbar zurück in die Gegenwart und den Heilswillen Jesu.
Unsere beiden Weihekandidaten kamen nicht als Abiturienten ins Theologiestudium.
Stefan Beetz hatte schon eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert und auch in diesem Beruf gearbeitet. Nach seiner Weiterbildung zum Betriebswirt fand er den Weg zum Spätberufenenseminar in Lantershofen, wo er seine theologische Ausbildung erhielt.
Manuel Vetter hatte zunächst eine Schreinerlehre absolviert ehe auch er nach Lantershofen zum Theologiestudium ging.
Beide haben Berufserfahrung. Beide sind schon im gewissen Sinne durch die Lebensschule gegangen und haben die Sehnsucht, Priester zu werden, verstärkt wahrgenommen und konsequent vertieft.
Es mag viele unserer Mitmenschen verwundern, dass trotz aller Zeiten-, Kirchen- und Gesellschaftskrisen Männer bereit sind, sich ganz und gar in die Nachfolge Jesu einbinden zu lassen.
Ich vermute einmal, dass ihnen auch das sogenannte Emmauserlebnis zuteil geworden ist. Im eben gehörten Evangelium wurde ja von zwei Männern berichtet, die nach der menschlich gesehenen Katastrophe des Karfreitags enttäuscht Jerusalem und damit auch der Jüngergemeinschaft Jesu den Rücken gekehrt hatten. Sie wussten noch nichts von der Auferstehung Jesu oder hatten noch nicht begriffen, dass dies eine Realität war. Sie wussten noch nicht, dass der auferstandene Herr selbst sie in ihrer Mutlosigkeit und Enttäuschung begleitete und die Zusammenhänge des Geschehenen einführte. Zwar brannte ihr Herz als sie zu verstehen begannen, aber erst als sie den Gast zu sich einluden und er mit ihnen zu Tisch saß, das Brot nahm, den Lobpreis sprach und es dann ihnen reichte, da fiel es wie Schuppen von ihren Augen: Sie erkannten den Herrn.
Wie überwältigend musste dieses Erlebnis für sie gewesen sein. Lukas berichtet, dass sie noch in derselben Stunde aufbrachen und nach Jerusalem zurückgingen. Die Apostel waren selbst von dem unbegreiflichen Geschehen der Auferstehung entflammt und riefen ihnen zu: „Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.“ (Lk 24,35)
Einzelne berichten von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen. Schließlich erscheint der Auferstandene allen Aposteln – einschließlich Thomas – und noch weiteren 500! Es handelt sich also nicht nur um eine kleine Schar, vielleicht Verschworener, die eine solche Botschaft unverantwortlich in die Welt gesetzt hätten.
Diese Weihestunde lebt von der Wahrheit der Auferstehungsbotschaft. Unsere Glaubenssicherheit fußt auf den Aussagen der Augen- und Ohrenzeugen, die schließlich für diese Botschaft ihre Familien verlassen haben und in die damalige bekannte Welt hinausgezogen sind. Für diese Botschaft haben sie sich verspotten, verprügeln und schließlich sogar töten lassen. Gerade dadurch ist ihr Zeugnis für uns glaubhaft. Und gerade deshalb führt ihre Botschaft in die unmittelbare Gegenwart Jesu. Wenn wir die Apostel hören, hören wir Christus.
Dieses Geschehen, liebe Schwestern und Brüder, zieht sich durch die Geschichte bis in diese Stunde.
Die beiden Weihekandidaten werden durch Berufung und Weihe in diesen ungebrochenen Heilsauftrag Jesu hineingenommen, eingebunden und gesandt. Auch ihr Herz muss brennen beim Verstehen der Liebestat Jesu am Kreuz. Auch sie müssen alle Mutlosigkeit angesichts heutiger Probleme abstreifen und sich vom Herrn, den sie bei der Feier der heiligen Messe in der Wortverkündigung und beim Brotbrechen, sprich in den eucharistischen Gaben, erkennen, entflammen lassen. Auch sie müssen bereit sein, alles, aber auch alles für Christus hinzugeben und fortan ihr Leben in dieses Geheimnis hinein stellen.
Unsere Mitmenschen sind gegenüber solchem Ansinnen kritisch. Allzu Menschliches, Unzulängliches aber auch schwer Schuldhaftes in der Kirche und ihren Amtsträgern lässt sie an der Ehrlichkeit solcher Aussagen zweifeln. Es ist nun an uns, liebe Mitbrüder, so endlich, fehlerhaft und unvollkommen wir auch sind, uns so zurückzunehmen, dass Christus selbst ganz und gar durch uns wirken kann.
Das macht das beglückende Emmauserlebnis für uns aus, dass wir erfahren dürfen: der auferstandene und erhöhte Herr lebt und wirkt in und durch uns.
Wir geraten in Situationen, die uns zu überfordern scheinen, und da wächst uns auf einmal ungeahnte Kraft zu. Wir glauben, nicht die richtigen Worte in der Seelsorge zu finden, und auf einmal staunen wir, was der Heilige Geist uns eingibt. Wir glauben nichts Wichtiges weitergeben zu können und erfahren auf einmal, wie die Gnade Gottes wirkt, die Herzen der Menschen erreicht und Wunderbares vollbringt.
Sie, liebe Weihekandidaten, lieben persönliche Seelsorge, Katechese und Predigt. Sie werden die Wunder erleben, die Gott dabei wirkt. Die dabei einsetzende tiefe innere Zufriedenheit ist ein Lohn, den Gott uns schon jetzt schenkt.
Sie, liebe Schwestern und Brüder, die Sie diesem Weihe-Geschehen beiwohnen, rufe ich auf, für die Beiden in begleitender Nähe und im Gebet beizustehen.
Wir werden nicht Priester für uns, sondern für euch. Wir können nicht ohne Euer Gebet und Euer Mittun als Einzelkämpfer bestehen. Bitten wir den Heiligen Geist, heute, am Vortag des Pfingstfestes, dass er uns erfülle und wir mit Freude und Elan die Heilsbotschaft Jesu in diese Zeit hinein verkünden. Amen.