Sömmersdorf (POW) Die Vorbereitungen der Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf für die Spielzeit 2013 sind in vollem Gange. Mit einer neuen Inszenierung und unter neuer Leitung wollen die knapp 400 Mitwirkenden aus dem 650-Einwohner-Dorf im Landkreis Schweinfurt „die Leidens- und Liebesgeschichte Jesu“ vom Einzug in Jerusalem bis hin zur Auferstehung neu erzählen. Die Rollen sind bereits vergeben, die ersten Proben haben begonnen, Haare und Bärte der männlichen Darsteller wachsen, der Kartenvorverkauf läuft, die Bühne wird saniert und umgebaut. Insgesamt 18 Aufführungen finden vom 23. Juni bis 18. August statt. Schirmherr der Fränkischen Passionsspiele ist Würzburgs Bischof Dr. Friedhelm Hofmann.
20 Probenwochenenden und in der Endphase auch zahlreiche Proben während der Woche stehen den Sömmersdorfer Passionsspielern in den kommenden Monaten bevor. Wer in Sömmersdorf wohne oder aus dem kleinen Ort stamme, dürfe mitspielen, sagte Robert König, Vorsitzender der Passionsspiele, bei einer Pressekonferenz am Freitag, 26. Oktober, in der Münsterhalle am Passionsspielgelände in Sömmersdorf. Nach Angaben Königs wurden im April und Mai 2012 die 650 Sömmersdorfer und weitere 45 aus dem Ort stammende Personen zu einer möglichen Teilnahme befragt. Im Sommer trafen sich dann alle interessierten Laienschauspieler, Ende September wurden die Rollen vergeben. Insgesamt wirken 353 Sömmersdorfer vom Kleinkind bis zu Rentnern mit. Weitere 45 Bewohner unterstützen als passive Mitglieder die Passionsspiele. „Jetzt geht es richtig los!“, betonte König, der seine bisherige Rolle als Judas abgibt und bei den Spielen 2013 als Pilatus auftreten wird.
Die Regie haben erstmals die beiden Schauspieler und Theaterpädagogen Marion Beyer und Hermann J. Vief übernommen. Beide sind Referenten am Institut für Jugendarbeit in Gauting bei München und bringen eine große Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Amateurschauspielern mit. „Wir wollen Bilder schaffen, die beim Publikum zum intensiven Erlebnis werden. Die Leute sollen nachhaltig berührt werden“, sagte Beyer. Wichtig sei ebenso das intensive Erleben der Rolle bei den einzelnen Spielern. „Unser Ziel ist es, die Schauspieler tief in die Gedankengänge der von ihnen gespielten Figuren hineinzuversetzen“, erläuterte Vief. Beide Regisseure setzen bei der Neuinszenierung auf ein Erleben mit allen Sinnen, einen zeitgenössischen Rahmen und eine eigens für die Aufführung komponierte Livemusik. So würden die Zuschauer auch mit Gerüchen und Klängen an den Orient erinnert. „Die Inszenierung soll lebendiger sein und die neue Bühnensituation nutzen. Wir wollen eine glaubwürdige und berührende Inszenierung schaffen und dabei unser Herzblut hineinfließen lassen“, betonte Beyer.
Komponisten der Bühnenmusik für die Passionsspiele sind Martin Kleiner und Dr. Hans-Jürgen Beyer. Ihre Musik will nicht im Vordergrund stehen, sondern unterstützend auf die Inszenierung einwirken und das Publikum berühren. Beide Komponisten wollen einen Bogen spannen, um uralte Melodien und Harmonien mit heutigen Stilelementen zu verbinden – nach dem Motto „Die Jungen singen die Lieder der Alten“. Als Instrumente kommen nach Angaben der Veranstalter ein moderner Synthesizer ebenso zum Einsatz wie der Duduk, eine uralte armenische Flöte, die bereits vor 3000 Jahren gespielt wurde. Neben der Musik wird es nach Angaben der Regisseure auch neue Frauenrollen wie die der Frau des Pilatus‘ geben. Außerdem seien mehr Tiere auf der Bühne. Neben den bei vorausgehenden Spielen eingesetzten Tauben werden 2013 auch Hühner und Schafe sowie ein Esel „mitspielen“. „Am Kamel sind wir noch dran“, sagte Vorsitzender König. In die Sanierung und den Umbau der Bühne, in technische Neuerungen, Nachwuchsförderung und in die Komposition einer eigenen Bühnenmusik investieren die Sömmersdorfer derzeit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro. Zuschüsse in einer Gesamthöhe von 630.000 Euro sind bisher vom Kulturfonds Bayern, der EU-Leader-Förderung, der Gemeinde Euerbach, dem Landkreis Schweinfurt und der Bayerischen Kulturstiftung zugesagt.
Die Premiere findet am 23. Juni 2013 statt. Gast der ersten Aufführung ist der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset (Berlin). Er feiert den Gottesdienst zur Eröffnung und nimmt mit Bischof Hofmann an der um 14.30 Uhr beginnenden Premiere teil. Bischof Hofmann feiert am 30. Juni einen Gottesdienst am Passionsspielgelände, wenn Schauspieler aus Sömmersdorfs befreundeten Passionsspielorten die Aufführung besuchen. Zum Abschluss der Spielzeit zelebriert Weihbischof Ulrich Boom eine heilige Messe am 18. August, ehe die letzte Aufführung startet. Bereits vor der Premiere überträgt das ZDF am 26. Mai eine Eucharistiefeier aus Sömmersdorf. Zelebrant ist Domvikar und Spiritual Paul Weismantel.
Die Fränkischen Passionsspiele bestehen seit 1933. Über 300.000 Menschen haben seither die Passionsspiele in Sömmersdorf gesehen. Die Freilichtbühne mitten im Wald zählt mit 1900 Plätzen zu den größten derartigen Anlagen Deutschlands. Neun Schirmkonstruktionen schützen die Zuschauer vor Sonne und zum großen Teil auch vor Regen. Eine Freilicht-Ausstellung im Passionsgarten mitten im Dorf informiert über die Geschichte der Passionsspiele. Die Passions-Galerie im alten Schulhaus, die am 23. Mai 2013 eröffnet wird, zeigt in Wort, Bild und Film den Wandel des geistlichen Spiels. Außerdem gibt es in Sömmersdorf zwei Passionswege rund um das Dorf.
Kartenvorbestellung und Verkauf bei: Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Ecke Zinnstraße/Passionsweg, 97502 Sömmersdorf, Telefon 09726/2626, Fax 09726/909066, E-Mail info@passionsspiele-soemmersdorf.de, Internet www.passionsspiele-soemmersdorf.de. Die Geschäftsstelle ist montags bis samstags von 9 bis 11 Uhr und montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr geöffnet.
(4412/1130; E-Mail voraus)
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