Würzburg (POW) Klare Worte an die neue Bundesregierung: Mehr Wertschätzung für Familien und Erziehungsarbeit haben katholische Familienvertreter am Stand der Diözese Würzburg auf der Mainfranken-Messe gefordert. „Wir werden alles dafür tun, dass in einem Familien-Sozialbericht, den wir in vier Jahren vorlegen werden, kein Hinweis darauf mehr auftauchen muss, dass Kinder ein Armutsrisiko darstellen“, betonte der Vorsitzende des Familienbunds der Katholiken (FDK) im Bistum Würzburg, Michael Kroschewsi. Bei einer Podiumsdiskussion griffen Vertreter des Familienbunds und der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) der Diözese Würzburg das Tagesmotto des Bistums am 3. Oktober auf: „Familien stärken“.
Kroschewski sagte weiter in Richtung neuer Bundesregierung, das Wohlstandsgefälle von Paaren ohne Kinder zu Familien mit Kindern und zu Alleinerziehenden müsse sich schließen. „Der Skandal des Armutsrisikos Kind muss aufhören. Die neue Regierung ist hier in den kommenden Jahren gefordert. Alle Kinder sind unsere Zukunft, nicht nur die aus privilegierten Familien.“ Seine Mitstreiterinnen vom Familienbund untermauerten die Forderungen. FDK-Referentin Elisabeth Amrhein mahnte eine komplette Einbeziehung der Erziehungszeiten bei der Rente und eine Reduzierung der Mehrwertsteuer bei Kinder- und Familienprodukten an. Roswitha Spenkuch forderte eine stärkere Wertschätzung der Erziehungsarbeit, sowohl der häuslichen als auch der außerhäuslichen: „Die Erziehungsarbeit der Eltern muss honoriert werden, und Erzieherinnen müssen besser bezahlt werden.“ Für Gabriele Flügel ist es wichtig, dass mehr in das Gelingen von Partnerschaft investiert wird, was dann auch eine höhere Geburtenzahl zur Folge habe.
Thomas Ziegler, Leiter der EFL-Beratung im Bistum Würzburg, mahnte präventive Maßnahmen für Ehepaare und Familien an. „Die Familienpolitik braucht neben der finanziellen Förderung der Familien und der Einrichtung von notwendigen Betreuungsangeboten als dritte Säule eine verstärkte Förderung der Partnerschaftskompetenz.“ Notwendig sei die Förderung einer Familienpolitik, die von den Bedürfnissen der Familien ausgehe, sagte Ziegler. An erster Stelle müssten die Bedürfnisse der Kinder stehen. Weiter sei eine Stärkung der Partnerschaftsqualität nötig, um Scheidungen zuvorzukommen, die für die Gesellschaft sehr problematisch und teuer seien. Den EFL-Beratungsstellen müsse von den Landesregierungen und den Kommunen mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, um die Beratungsstellen bedarfsgerecht personell ausstatten zu können. Von den 1,7 Millionen Euro für die EFL-Beratungsstellen der katholischen Kirche in Unterfranken gebe die Diözese Würzburg allein 1,4 Millionen Euro, rund 80 Prozent. Investitionen in die EFL-Beratung zahlten sich für die Kommunen aus, sagte Ziegler und kritisierte gleichzeitig diejenigen Landkreise und Städte, die sich finanziell nicht engagierten. „Eheberatung kostet Geld – keine Eheberatungen kosten Ehen und entsprechend viel mehr Geld und Leid.“
Wie wichtig die EFL-Beratung für Familien in Unterfranken ist, zeigte Ziegler anhand von Zahlen auf. So haben die EFL-Beratungsstellen der Diözese im Jahr 2008 fast 5000 Menschen in über 20.000 Stunden beraten. Knapp 60 Prozent der beratenen Personen seien Eltern mit insgesamt 3244 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. „Das heißt, dass über 3200 Kinder und Jugendliche direkt oder indirekt von der Beratung profitieren“, erläuterte Ziegler. Mit einer anderen Zahl warteten die Vertreter des Familienbunds auf: So nutzten über 3000 Eltern bisher den Erziehungskurs „Kess-erziehen“. „Wir wollen, dass Kinder selbstständige Personen werden“, sagte FDK-Referentin Amrhein. Ein neues Projekt gibt es nach den Worten Spenkuchs ab Oktober: Interessierte Eltern von Kindern ab drei Jahren können die Seminarreihe „Kess erziehen – staunen, fragen, Gott entdecken“ besuchen. Gesprächstraining für Paare, Angebote für Familien mit behinderten Kindern sowie Familienferien und Kuren zählen weiter zu der großen Palette von Hilfen für Familien, die kirchliche Verbände und Einrichtungen sowie die Caritas anbieten, um Familien zu stärken.
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