Würzburg (POW) Mit dem griechisch-römischen Ursprung zahlreicher christlicher Glaubenssymbole haben sich bei einem diözesanen Studientag mit dem Titel „Symbole als Glaubenshilfen“ rund 100 Religionslehrer aller Schularten auseinander gesetzt. Professor Dr. Ulrich Sinn vom Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Universität Würzburg, Leiter der Antikensammlung des Martin-von-Wagner-Museums, sowie Dr. Friederike Sinn, Archäologin und Autorin mehrerer wissenschaftlicher Kataloge der Vatikanischen Museen, erläuterten das Thema in Theorie und Praxis. Domkapitular Monsignore Günter Putz wies zum Auftakt der Veranstaltung auf die besondere Bedeutung von Symbolen bei Vollzug und Vermittlung des christlichen Glaubens hin. So wie das Ganze mehr sei als die Summe der Teile, sei auch der Mensch immer mehr als alles, was man über ihn sagen und von ihm sehen könne. Jeder bleibe im letzten Grunde ein Geheimnis, das nur symbolisch zu fassen sei.
In ihrem Referat erklärte Friederike Sinn, dass sich in den ältesten Formen christlicher Kunst, den Fresken aus den Katakomben Roms, alttestamentliche Wunderdarstellungen wie Daniel in der Löwengrube oder Jona und seine Errettung aus Wal sowie Darstellungen von Wundern Jesu fänden. „Sie hatten die Funktion von Trostbildern, die zugleich auch allgemeine Vorstellungen der Zeit und deren Symbole wie das ländliche Leben in Frieden vor Augen stellten.“ Anhand von ausgewählten Beispielen zeigte die Archäologin, wie das Christentum im Lauf der Zeit frühere symbolische Darstellungskunst aufgriff, ganz unbefangen übernahm und schließlich im frühen vierten Jahrhundert zur bekannten Darstellung Christi als Weltenherrscher fand. Professor Sinn erläuterte im Anschluss anhand ausgewählter Motive das Verständnis für die Lebenswirklichkeit, welche die Symbolik trug und ausformte. Daraus entwickelte sich eine Symbolsprache, die Laien für gewöhnlich als „typisch christlich“ charakterisierten.
Als bereichernd bezeichneten alle Teilnehmer die nachmittägliche Exkursion in das Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg in der Würzburger Residenz. Die gekonnte Skizze von „Bluse“ und „Rock“ – bewusst anachronistisch und salopp formuliert – auf einer großen, in Fragmenten erhaltenen Vase wirkte auf die Betrachter genauso zeitlos wie eine andere Darstellung an Jugendstil-Motive erinnerte. „Bezaubert hat mich die Marmor-Kopie eines Kopfes von Praxiteles mit feingezeichnetem Marmor-Gesicht. Im Kontrast dazu steht die duftige Zartheit und Raffinesse des Haars, das – mit einem Band zu einer kunstvollen Frisur gebunden – einen Menschen einer fernen Vergangenheit fast wie ein lebendiges Wesen vor Augen bringt und das Gesagte auf seine Weise rundet“, erklärte ein Teilnehmer.
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