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Märtyrer der Nächstenliebe

Vor 100 Jahren wurde der „Engel von Dachau“, Pater Engelmar Unzeitig, geboren – Asche ruht in der Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche in Würzburg – Seligsprechungsverfahren dauert noch an

Würzburg (POW) Er gilt als Märtyrer der Nächstenliebe, wird „Engel von Dachau“ genannt. Vier Jahre war er Häftling im Konzentrationslager Dachau, ging dort freiwillig in die Todesbaracke und starb am 2. März 1945 an Flecktyphus. Seine Asche ruht in der Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche in Würzburg: Pater Engelmar Unzeitig. Vor 100 Jahren, am 1. März 1911, wurde er geboren.

Während Unzeitigs Mithäftling in Dachau, Pfarrer Georg Häfner, am 15. Mai in Würzburg seliggesprochen wird, dauert das Verfahren zur Seligsprechung von Pater Unzeitig nach Angaben der Mariannhiller Missionare noch an. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele hatte 1991 auf zahllose Bitten hin das Bischöfliche Erhebungsverfahren zur Seligsprechung des Mariannhiller-Paters eingeleitet. Am 15. März 1997 wurde das Verfahren in Würzburg abgeschlossen. Die Akten wurden dann an die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom weitergeleitet. Papst Benedikt XVI. verlieh 2009 Pater Engelmar Unzeitig den heroischen Tugendgrad und erklärte ihn damit als „verehrungswürdig“.

Unzeitig wurde am 1. März 1911 mit dem bürgerlichen Vornamen Hubert in Greifendorf im heutigen Tschechien geboren. Zu den Missionaren von Mariannhill kam er über das Spätberufenenseminar der Kongregation in Reimlingen. Nach dem Abitur trat er als Bruder Engelmar in die Gemeinschaft ein. In Würzburg studierte er an der Universität sowie im Piusseminar Theologie und Philosophie. Am 6. August 1939 empfing er in Würzburg die Priesterweihe. 1940 übernahm Unzeitig die Seelsorge in der österreichischen Pfarrei Glöckelberg im Böhmerwald. In seinen Predigten und im Religionsunterricht machte er keinen Hehl daraus, wie sehr er die Judenhetze der Nationalsozialisten verurteilte. Am 21. April 1941 verschleppte ihn die Gestapo über Linz ins Konzentrationslager Dachau.

Als Ende 1944 im überfüllten Lager Flecktyphus ausbrach, herrschten auf der Isolierstation unerträgliche Zustände. Eine Lagerstatistik zählt 100 Tote pro Tag. Um ihnen in ihrem Sterben beizustehen, meldete sich Pater Engelmar. Ein Mithäftling soll ihn gewarnt haben: „Engelmar, weißt du, in vier Wochen können die Amis da sein, wir könnten befreit werden. Denk daran, du steckst dich an und dann ist es aus." Die Antwort gab Unzeitig in Briefen, die aus dem Lager überliefert sind: „Die Strahlen der Liebe sind doch stärker und werden triumphieren, denn unsterblich ist das Gute, und der Sieg muss Gottes bleiben, wenn es uns auch manchmal nutzlos erscheint, die Liebe zu verbreiten.“ Für diese Liebe fand Pater Engelmar den Tod: Der Gang in die Typhusbaracke bedeutete den Gang in die Todesbaracke. Am 20. Februar 1945 wurde er mit Flecktyphus in die Krankenbaracke verlegt. Am 2. März 1945 um 7.20 Uhr starb er. Dank Pfarrer Richard Schneider und dem damals bei der Baywa Dachau arbeitenden und aus Höchberg stammenden Leo Pfanzer wurde Unzeitigs Leichnam getrennt verbrannt und die Asche aus dem Lager geschmuggelt. Sie gelangte so nach Würzburg, wo sie am Karfreitag 1945 auf dem Städtischen Friedhof beigesetzt wurde. Am 20. November 1968 schließlich wurde die Urne in die Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche in Würzburg übertragen.

Die kürzeste Charakterisierung von Pater Engelmar fand sein Mithäftling in Dachau, Prälat Emil Kiesel aus Waldshut. Für ihn reichte ein Wort, um ihn zu beschreiben: Liebe. „Pater Engelmar Unzeitig? Er war ein sehr lieber, wertvoller Mensch. Die Liebe in Person. Mehr kann ich nicht sagen. Das ist er gewesen: Liebe!“

Im Gedenken an Pater Engelmar Unzeitig und sein Vermächtnis feiern die Missionare von Mariannhill am Sonntag, 27. Februar, besondere Gottesdienste um 9 Uhr und um 10.30 Uhr in der Würzburger Herz-Jesu-Kirche. Weitere Höhepunkte des Jubiläumsjahres sind unter anderem die Verlegung eines so genannten „Stolpersteins“ am Dienstag, 28. Juni, vor dem Würzburger Piusseminar in der Mariannhillstraße 1, sowie die Herausgabe des Buches „Worte der Freiheit“ in Zusammenarbeit mit Don Bosco Medien. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie werden normalerweise vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Bei Pater Engelmar wurde als Ort die Ruhestätte seiner Asche gewählt, die Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche. Das Buch „Worte der Freiheit“ stellt Zitate aus den 67 Briefen, die Pater Engelmar während seiner Zeit im Konzentrationslager Dachau verfasst hat, Bildern aus der KZ-Gedenkstätte Dachau gegenüber.

(0911/0239; E-Mail voraus)

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