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„Leben zwischen zwei Stempeln“

Natali Gonzales berichtet über die Schwierigkeiten von Asylbewerbern – Gottesdienst der Friedensbewegung Pax Christi zur „Herbergssuche heute“

Würzburg (POW) Einen Einblick in den schwierigen Alltag von Asylbewerbern hat bei einem Gottesdienst unter dem Titel „Herbergssuche heute“ der katholische Friedensbewegung Pax Christi in der Kapelle des Würzburger Bürgerspitals Natali Gonzales gegeben. Die Geschäftsführerin des Ausländer- und Integrationsbeirates der Stadt Würzburg zitierte zu Beginn ihres Statements das biblische Buch Levitikus: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht bedrücken.“ Doch vielfach geschehe genau das.

Bereits am Flughafen würden zahlreiche Menschen nach einer zweistündigen Erstbefragung sofort wieder in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt. „Niemand verlässt freiwillig seine Heimat“, betonte Gonzales. An Fallbeispielen zeigte sie, wie die Bedrängnis von Flüchtlingen in Deutschland aussehen kann: Sie haben zum Beispiel kein Recht auf Vorsorgeuntersuchungen. Dem Ausländer- und Integrationsbeirat sind Todesfälle mehrerer Menschen bekannt, deren Krankheit nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wurde. „Leben findet zwischen zwei Stempeln statt“ – in der Zeit zwischen einer Duldung und der nächsten. Oft sei es geprägt von Angst vor der Abschiebung. Wenn Menschen abgeschoben würden, komme die Polizei oft zwischen zwei und drei Uhr nachts. Die Zurückbleibenden, besonders die Kinder, seien tagelang verstört.

In besonderen Härtefällen gelänge es manchmal, eine längere Duldung zu erwirken. Gonzales berichtete von einem Mann, der in einer Art Konzentrationslager in seiner Heimat erlebt hatte, wie Menschen seiner Stadt andere folterten. Jahrelang litt er darunter, dass er einem Freund, der im Sterben lag, nicht hatte helfen können. Nach seiner Flucht nach Deutschland hatte er Albträume und Panikattacken. „Therapeutische Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge ist nicht vorgesehen“, sagte Gonzales. Der Mann sollte nach einiger Zeit wieder abgeschoben werden – genau in die Stadt, in der die Peiniger aus dem Lager heute frei herumlaufen. Erst ein öffentlicher Protest habe zum Einlenken der Behörden geführt.

Gonzales spricht nicht gerne von „Asylbewerbern“. Für sie sind diese Menschen „Flüchtlinge“. Sie hätten ihre Heimat verloren und seien auf der Suche nach einer Herberge. Hilfe erführen Flüchtlinge vor allem durch das ehrenamtliche Engagement verschiedener Gruppierungen. Durch deren konstante Arbeit hätten sich Verbesserungen erzielen lassen. Es bliebe aber noch sehr viel zu tun. Was genau zu tun ist, erfuhren die Gottesdienstteilnehmer im anschließenden Gespräch mit Gonzales. Nähere Informationen gibt es beim Würzburger Ausländer- und Integrationsbeirat.

(4910/1537; E-Mail voraus)