Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat sich zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg dafür ausgesprochen, die zahlreichen kleinen Pfarrgemeinden soweit wie möglich zu stützen. Gleichzeitig sollten aber die Kräfte vor Ort auf dem Weg in die größere Pfarreiengemeinschaft mobilisiert werden. Der Vorsitzende des Laiengremiums, Norbert Baumann, kritisierte vor den rund 100 Delegierten am Freitagabend, 17. März, im Sankt Burkardus-Haus den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland – „selbst dann, wenn die Betriebe schwarze Zahlen schreiben“.
Auf dem Weg zur Bildung von Pfarreiengemeinschaften geht es nach den Worten des Bischofs nicht einfach um Notlösungen, „sondern um den sinnvollsten Weg, wie den gewandelten Entwicklungen und den veränderten Voraussetzungen am besten Rechnung getragen werden kann“. Eine Spannung sei dabei nicht nur auszuhalten, sondern zu gestalten: Einerseits solle die Kirche im Dorf bleiben und eine Pastoral vor Ort ermöglichen, bei der Priester sowie hauptberuflich und ehrenamtlich tätige Laien je nach ihrer spezifischen Sendung zusammenwirkten. Andererseits könne dies sinnvollerweise nur in größeren räumlichen Einheiten geschehen. „Viel wird davon abhängen, dass nicht nur die einzelnen Gläubigen vor Ort im Glauben zusammengeführt werden, sondern auch in Pfarreiengemeinschaften verstärkt das spirituelle Bewusstsein der Zusammengehörigkeit im Glauben wächst“, betonte der Bischof.
Stolz zeigte sich der Bischof angesichts der großen Beteiligung bei den jüngsten Wahlen zum Pfarrgemeinderat. Ebenso freue er sich, „dass überdurchschnittlich viele Frauen in dieses wichtige Gremium der pastoralen Mitsorge vor Ort gewählt worden sind“. Auf Anfrage zu den geänderten Strukturen der Laienräte im Bistum Regensburg sagte der Bischof, er werde hierzu keine Verlautbarung abgeben. Gleichzeitig betonte er aber, dass die Praxis der Laienräte im Bistum Würzburg in Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht sei. „Unsere Praxis wird nicht angezweifelt. Ich sehe, wie notwendig die Mitarbeit der Laien in der Kirche ist. Es geht nicht ohne die Mitarbeit vieler Frauen und Männer vor Ort. Ihr Engagement ist immens wichtig.“ Bis Herbst 2006 solle auch der neue Diözesanpastoralrat konstituiert sein, dem als „Werkstattgemeinschaft“ aller diözesanen Gremien eine hohe Bedeutung zukomme, sagte der Bischof. Den Delegierten der zu Ende gehenden Wahlperiode des Diözesanrats dankte der Bischof für das engagierte und kompetente Mitwirken. Die Vollversammlungen des Diözesanrats habe er als einen konstruktiven, offenen und fairen Austausch erlebt.
Eindringlich mahnte Vorsitzender Baumann bei der Vollversammlung die Bundesregierung, die Arbeitsmarktreformen dringend zu ergänzen. Von der Politik seien Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung, zur Förderung der unternehmerischen Verantwortung, zur Verbesserung der schulischen und beruflichen Qualifikation sowie die Entwicklung arbeitsmarktpolitischer Instrumente für den Niedriglohnsektor zu fordern. An die Vertreter der Wirtschaft appellierte Baumann, der Gewinn dürfe nicht das alleinige Maß des Handelns sein. „Es erscheint mehr als zweifelhaft, wenn Verantwortliche in der Wirtschaft Arbeitsplätze selbst dann abbauen, wenn ihre Betriebe schwarze Zahlen schreiben.“ Die Laien in der Kirche rief Baumann auf, wirtschaftsethisches Handeln in ihren eigenen Verantwortungsbereichen einzufordern und zu praktizieren.
Deutliche Kritik übte Baumann an verstärkt pauschalen Angriffen am Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in jüngster Zeit. Diese seien unerträglich. Die Mitglieder des ZdK nähmen mit großem Engagement ihre Aufgabe wahr, Zeugen des Glaubens in der Welt zu sein. Pauschale Angriffe, das ZdK sei ein „Komitee, das niemand kennt“, entbehrten jeglicher Sachlichkeit und könnten auf Dauer nicht widerspruchslos hingenommen werden. „Ich wäre dankbar, wenn die Bischöfe auf eine Mäßigung in dieser Auseinandersetzung hinwirken könnten“, unterstrich Baumann.
In seinem Bericht zur Lage mahnte der Vorsitzende weiter die Stärkung der Familie an. Den beiden Bischöfen Dr. Paul-Werner Scheele und Dr. Friedhelm Hofmann dankte er, dass Dialog und Kooperation in der zu Ende gehenden Amtsperiode des Diözesanrats möglich gewesen seien. „Dieser Diözesanrat hat sich aber auch ernsthaft darum bemüht, Zeugnis für den Glauben in die Welt hineinzugeben“, sagte er mit Blick auf die vergangenen vier Jahre. Das Laiengremium habe sich mit zahlreichen gesellschaftspolitischen Themen und ethischen Fragen beschäftigt und bei schwierigen Themen Farbe bekannt. Glaubensfragen habe der Diözesanrat nie zur Diskussion oder gar zur Abstimmung gestellt. Grundlage des Handelns sei immer die Verbundenheit zu Papst und Bischof gewesen.
Nicht geringer ist nach den Worten Baumanns die Sorge um die Gewährleistung des rechten Platzes für die Mitarbeit von Laien durch Entwicklungen außerhalb des Bistums Würzburg geworden. Umso dankbarer sei er dafür, dass Bischof Hofmann im Herbst 2005 eine klare Stellungnahme zur Frage der Pfarrgemeinderatssatzung abgegeben habe. Die Mitarbeit der Laien im Bistum Würzburg sei für die kirchliche Gemeinschaft unverzichtbar, unterstrich Baumann.
bs (POW)
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