Würzburg (POW) In der Neumünsterkirche ist kurz vor 15 Uhr kein Sitzplatz mehr zu bekommen. Die Mitglieder eines Jugendchors haben kurzerhand aus der Not eine Tugend gemacht und sitzen vor der ersten Bankreihe auf dem Boden. Trotz der großen Zuschauermenge herrscht Stille im Gotteshaus, bis der Gesang einsetzt. Der Nachwuchschor der Regensburger Domspatzen erweist sich zusammen mit den Trierer Domsingknaben als Publikumsmagnet. Ordensfrauen, Studenten, Familien mit kleinen Kindern – sie alle sind am Donnerstagnachmittag, 14. Juli, gekommen, um das kostenlose Konzert mit geistlicher Chormusik zu genießen.
Wenige Minuten von der Grabeskirche der Frankenapostel entfernt finden in der Marienkapelle am Würzburger Marktplatz ebenfalls seit dem frühen Morgen im Stundentakt Friedensgebete statt. Dort zeigen unter anderem der Junge Chor „5 nach 5“ aus Iserlohn, die Jugendkantorei Sankt Jakobus Sögel, die Jugendkantorei an Liebfrauen Waldshut sowie Vorschola und Jugendchor des Paulus-Chors Kiebingen ihr Können. „Eure Anwesenheit ist ein Geschenk für die Stadt und das Bistum Würzburg“, ruft Domkapitular Dr. Stefan Rambacher bei seinem kurz gehaltenen geistlichen Impuls den jungen Sängern in der Marienkapelle zu. Mit ihrer Freude daran, das Evangelium zum Klingen zu bringen, seien sie genau das Gegenteil vieler anderer, die lieber den ganzen Tag lang nur „chillen“.
Etwas abseits vom großen Strom der Fußgänger finden in weitere Kirchen ebenfalls den ganzen Tag über so genannten Begegnungskonzerte statt: In der evangelischen Kirche Sankt Stephan musizieren mit großem Engagement unter anderem der Kinder- und Jugendchor Sankt Marien aus Friesoythe und der Jubilate-Kinderchor aus Köln. Ähnlich agieren in der Seminarkirche Sankt Michael der Knabenchor am Dom zu Münster und der Jugendkathedralchor Fulda. Wegen der Lage beider Kirchen finden jedoch weniger Musikfans den Weg dorthin.
Am Unteren Markt erweist sich die Offene Bühne als Anziehungspunkt für die Passanten. Verschiedene Pueri-Cantores-Chöre bieten dort ein kurzweiliges Programm mit weltlichen Stücken. „Da, wo der Neandertaler herkommt“ ist die Junge Kantorei Sankt Lambertus aus Mettmann zuhause, erklärt Chorleiter Matthias Röttger zur Begrüßung. Dann legen die Jungs und Mädels mit „Yellow Submarine“ von den Beatles und den Conny-Froboess-Klassikern „Pack die Badehose ein“ und „Zwei kleine Italiener“ los und hüpfen dabei fröhlich über die Bühne. Den Rentnern, die auf den nahen Sitzbänken dem Konzert lauschen, scheint es prächtig zu gefallen: Sie wippen fleißig mit den Fußspitzen im Takt mit. Beim Applaus werden sie jedoch von den vielen anderen Zuhörern mit Pueri-Cantores-Rucksäcken übertönt. Die Angestellten des nahe gelegenen Drogeriemarkts zeigen ein Herz für die Teilnehmer des Chorfestivals und werfen den Inhalt zweier großer Kartons mit Fußbällen unters Volk, der bei Jungs und Mädchen gleichermaßen rasenden Absatz findet.
Das Deutsche Chorfestival der Pueri Cantores dauert noch bis Sonntag, 17. Juli, an. Wer die Gelegenheit nutzen möchte, kann am Samstag, 16. Juli, weitere Friedensgebete und Begegnungskonzerte besuchen. Um 14, 15, 16 und 17 Uhr singen einzelne Chöre bei Friedensgebeten in der Marienkapelle. Begegnungskonzerte finden am Samstagnachmittag um 14, 15 und 16 Uhr im Neumünster und in Sankt Michael sowie um 14 und 15 Uhr in Stift Haug statt. Bei der Vorabendmesse um 18 Uhr im Kiliansdom wird mit ausgewählten Chören der Ablauf des Fernsehgottesdienstes erprobt. Auch hierbei sind Besucher willkommen.
Höhepunkt und Abschluss des Festivals ist der Pontifikalgottesdienst mit Bischof Hofmann am Sonntag, 17. Juli, um 10 Uhr im Kiliansdom. Das Bayerische Fernsehen überträgt die Feier von 10 bis 11.30 Uhr live. Auf Videowänden wird der Gottesdienst auch am Kiliansplatz und in der Neumünsterkirche gezeigt. Dort können alle Gläubigen den Gottesdienst mitfeiern, da der Dom für die Festivalteilnehmer reserviert ist.
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