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Keine Bange um die Zukunft der Kirche

Rund 300 Haupt- und Ehrenamtliche beim regionalen Studientag in Würzburg zu den Pfarreiengemeinschaften – Pastoraltheologe Dr. Bernhard Spielberg: Kirche macht Metamorphose durch

Würzburg/Karlstadt/Kitzingen/Lohr am Main/Ochsenfurt (POW) Noch sind nicht alle Fragen um die Gestaltung der Seelsorge in den Pfarreiengemeinschaften des Bistums Würzburg geklärt. Haupt- und Ehrenamtliche blicken dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft. „Mir ist um die Zukunft der Kirche von Würzburg nicht bange“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Samstag, 6. November, zum Abschluss der Veranstaltung für die Regionen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart. Dafür bekam er viel Applaus von den rund 300 Personen, die am regionalen Studientag im Würzburger Mehrgenerationenhaus Matthias-Ehrenfried-Haus teilnahmen.

Einen ganzen Tag lang setzten sich die Frauen und Männer mit den Fragen und Ängsten auseinander, die sich bei der Neustrukturierung im Bistum Würzburg ergeben haben. In seinem „Wort der Ermutigung“ dankte der Bischof allen, die sich trotz der Turbulenzen des zurückliegenden Jahres in und für die Kirche einsetzten. Die irdische Zeit sei eine Bewährungszeit. Nur wenn die Menschen sich immer wieder darauf besännen, dass Gott seine Hilfe zugesagt habe, seien sie frei, die Zukunft mitzugestalten. Der heilige Burkard habe in einer ebenfalls schwierigen Zeit den Glauben verkündet, indem er nichts schön geredet und zugleich einen langen Atem gezeigt habe. Auf Strukturen habe der erste Würzburger Bischof ebenso Wert gelegt wie auf die Bestärkung des Glaubens. „Auch unsere Neustrukturierung hat dienenden Charakter und legt ihre Schwerpunkte auf Familien, ansprechende Gottesdienste und gelebte Nächstenliebe“, hob der Bischof hervor.

Ihre Außensicht auf die Sorgen und Nöte der Menschen im Bistum legten bei einem von Dr. Klaus Roos moderierten Podiumsgespräch Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft dar. Robert Scheller, Sozialreferent der Stadt Würzburg, schilderte die Bildungs- und sozial-emotionale Armut bei Kindern sowie die Altersarmut als zwei der großen Herausforderungen. Eugen Hain, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Würzburg, sprach davon, dass der globale Markt die Ansprüche gesteigert habe, mit denen sich Arbeitnehmer konfrontiert sehen. Hauptgeschäftsführer Rolf Lauer von der Handwerkskammer Unterfranken monierte, dass die Gesellschaft es vielfach nicht mehr schaffe, jungen Menschen Werte wie Pünktlichkeit oder Leistungswillen zu vermitteln. Ilona Breitenbach, Mitglied des Gesamtbetriebsrats der Galeria-Kaufhof-Gastronomietochter Dinea, dankte der Kirche dafür, dass sie sich für den Sonntagsschutz einsetze. Durch die längeren Öffnungszeiten sei es für die Mitarbeiter im Einzelhandel ohnehin schwer genug, ihr Familienleben zu organisieren.

Polizeidirektor Walter Ehmann, Leiter der Polizeiinspektion Würzburg-Ost, berichtete davon, dass seine Beamten immer häufiger mit Gewalt unter Alkoholeinfluss konfrontiert würden und aufgrund der dünnen Personaldecke mitunter 15 Wochenenden am Stück im Einsatz seien. Hermann Hadwiger, Vorstandsmitglied der Sparkasse Mainfranken, sagte, dass in vielen Bereichen eine Diskrepanz zwischen Gefühl und Realität herrsche: zum Beispiel, wenn sein Sohn permanent von Umweltschutz spreche und dann zum Kurzurlaub nach Australien fliege.

Pastoraltheologe Dr. Bernhard Spielberg blickte aus theologischer Perspektive auf die aktuelle Situation der Kirche. Er konstatierte, dass es allen Unkenrufen zum Trotz genug Geld und Personal gebe. Ein Problem der Kirche sei, dass es eine Entfremdung zwischen Kirche und Alltag gebe. Die Kommunikation sei für Außenstehende oft mit hohen Hürden verbunden. Das Wort Freude zum Beispiel habe eine ganz andere Bedeutung, wenn es im sakralen Raum verwendet werde. Spielberg verglich die derzeitige Lage der Kirche mit der Verpuppung einer Raupe: Sie sei notwendig, damit ein Schmetterling entstehen kann. Spielberg verwies darauf, dass aus Zellen, die bei der Raupe keine Funktion erfüllten, die lebenswichtigen Organe des Schmetterlings gebildet würden. Die Rückfrage einer Zuhörerin, ob diese Zellen eventuell weiblich seien, ließ er unbeantwortet.

In der Mittagspause nutzen rund 20 Personen die Gelegenheit, dem Bischof persönlich ihre Anliegen zu schildern. Eine Frau unterstrich, dass sie den Stil der Führung und des Umgangs, den einige junge Priester gegenüber den Ehrenamtlichen an den Tag legten, für unzureichend erachte. Wiederholt wurde angeregt, die Pfarrer von den Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Das sei auch sein Anliegen, erklärte der Bischof. „Nicht nur in den Kirchenverwaltungen leisten die Ehrenamtlichen im Bistum Würzburg Großartiges“, sagte Bischof Hofmann.

„Wir müssen den Lebensraum der Menschen gut in den Blick nehmen, denn das Leben hat sich in den vergangenen 15 Jahren gewaltig geändert“, sagte Weihbischof Ulrich Boom, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, in einer Gesprächsrunde zum Abschluss des Tages. Kirche habe einen missionarischen Auftrag, den sie nicht vergessen dürfe. Er erteilte aller Resignation und Rede von der Abkehr von der Volkskirche eine Absage: „Wir müssen nach vorne schauen. Vieles läuft schon.“ Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, betonte, dass gerade die karitativen Angebote der Kirche wie Sozialstation oder Kindergarten Visitenkarten seien. Die Ostkirche betone die Bedeutung des sozialen Engagements, indem sie von der Liturgie nach der Liturgie spreche. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand mahnte die Zuhörer, die Botschaft vom Reich Gottes nicht zu vergessen, Prioritäten zu setzen und nicht zuletzt ein „demütiges Sendungsbewusstsein“ zu entwickeln. Bischof Hofmann lud die Gläubigen ein, auf Augenhöhe miteinander um Problemlösungen zu ringen und Begeisterung auszustrahlen: „Dann können wir Sauerteig sein für die Gesellschaft.“

(4510/1392; E-Mail voraus)

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