Würzburg (POW) Einen Rückblick auf die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils hat Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz, am Samstag, 4. Dezember, bei einem Vortrag im Würzburger Sankt Burkardus-Haus geboten. Anlass war der 47. Jahrestag der Veröffentlichung des Konzilsdokuments „Sacrosanctum Concilium“. Mit diesem Dokument stellte das Zweite Vatikanische Konzil im Jahr 1963 die Weichen für die Erneuerung des Gottesdienstes in der katholischen Kirche.
Nach einer feierlichen Vesper in der Neumünsterkirche zusammen mit dem Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann würdigte Kardinal Lehmann vor vollbesetztem Saal die Reform als „großes Werk“. Das Zweite Vatikanische Konzil habe „die Bedeutung der Liturgie für das Leben der Kirche“ gestärkt. Der Kardinal reagierte auf Kritiker, die an „altehrwürdigen, unveränderlichen Formen“ hängen. Diese durchschauten nicht „deren geschichtliche Bedingtheit“, sagte Lehmann. Andererseits habe das Konzil auch keinen „Freibrief zum eigenen Gestalten“ ausgestellt. „Willkür und Beliebigkeit sind nicht das Ziel der Reform“, betonte der Kardinal, der während des Konzils in Rom studierte, dann als Professor die Reform theologisch begleitete und bis heute als Bischof für eine würdige Feier der Liturgie sorgt.
Liturgie zu feiern sei eine „Kunst“, betonte Kardinal Lehmann in seinem Vortrag. Es gelte, eine „Synthese zwischen Subjektivem und Objektivem“ zu schaffen. „Es ist gut, wenn im Gottesdienst unser Leben vorkommt“, betonte der Kardinal. Gleichzeitig müsse man bei der Liturgie „ganz und gar Jesus Christus Raum geben“.
Eingeladen hatte den Kardinal der Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Würzburg, Dr. Martin Stuflesser: „Zusammen mit dem Liturgiereferat des Bistums organisieren wir jedes Jahr Vorträge wichtiger Kirchenvertreter zur Liturgiereform“, erklärte der Theologe. Besonders wichtig sei ihm dabei die Verbindung mit der gefeierten Liturgie. Im Vorfeld der Veranstaltung hatten sich junge Theologen aus dem deutschen Sprachraum zu einem Kolloquium getroffen, um über die Umsetzung der Reform zu diskutieren. Mit Fragen der Liturgiereform beschäftigen sich Nachwuchswissenschaftler an der Universität Würzburg auch im Rahmen eines Forschungsprojekts.
Stuflesser und sein Team richten den Blick schon auf den 50. Jahrestag der Liturgiekonstitution im Jahr 2013. Dann ist ein großer, internationaler Kongress geplant. „Die Societas Liturgica trifft sich in Würzburg. Das ist die größte ökumenische Vereinigung von Liturgiewissenschaftlern“, berichtete Stuflesser. Theologen aus aller Welt wollen sich 2013 in Würzburg mit der Liturgiereform in ökumenischer Perspektive beschäftigen.
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