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„Jesu äußerste Erniedrigung“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Feier vom Leiden und Sterben Jesu am Karfreitag, 22. April 2011, (15 Uhr) im Kiliansdom in Würzburg

In dieser ergreifenden Feier vom Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus steht die feierliche Enthüllung und Verehrung des Kreuzes im Mittelpunkt.

Wir feiern keine heilige Messe, beten kein Hochgebet, vollziehen keine Wandlung: Die Verehrung des Kreuzes gewinnt heute besondere Aufmerksamkeit. „Das Zeichen des Kreuzes und der Gekreuzigte selbst treten heute so deutlich vor unsere Augen, dass der ‚Vorhang’ des Hochgebetes zurückgezogen ist, der sonst das Geheimnis der Vergegenwärtigung von Jesu Tod und Auferstehung sozusagen wie ein ritueller Schleier verhüllt. Die Zeichen der Ehrfurcht, die wir sonst der heiligen Hostie erweisen, etwa die Kniebeuge, gelten heute (auch) dem Kreuz des Herrn“ formulierte kürzlich ein Priester

Warum tun wir dies? Ist das Kreuz nicht ein abscheuliches Marterwerkzeug, das die schlimmsten Verbrechen von Menschen an Menschen wach hält? Hat nicht schon der römische Senator Cicero erklärt: „Schon allein der Ausdruck ‚Kreuz’ sollte möglichst ferngehalten werden von den Ohren der vornehmen römischen Bürger. Diese Hinrichtungsart für Sklaven, die so demütigend und erniedrigend ist, in Gegenwart von angesehenen und unbescholtenen Personen auch nur zu erwähnen, ist unanständig und ungehörig.“

Wir dagegen singen heute: „Ecce lignum Crucis, in quo salus mundi pependit. – Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt. Kommt lasset uns anbeten“

In Wahrheit fallen wir nicht vor einem Marterwerkzeug nieder, nicht vor einem Todeswerkzeug, sondern vor dem Herrn, der sich aus Liebe zu uns ans Kreuz hat schlagen lassen. Seine äußerste Erniedrigung, seine freiwillige Lebenshingabe am Kreuz formt Hass in Liebe, Tod in Leben um. In seinem Kreuzestod hat Jesus alle Schuld der Welt, alle Sünden der Menschen auf sich genommen und somit eine neue Wirklichkeit ermöglicht.

Deshalb können wir auch – wie in meinem Bischofswahlspruch – ausrufen: Ave crux, spes unica – sei gegrüßt Kreuz, einzige Hoffnung.

Wir bleiben jedoch nicht beim Gedanken an den Liebestod Jesu am Kreuz stehen – so umwerfend und anrührend diese Betrachtung sein kann –, sondern wir beziehen auch schon das Wunder der Auferstehung mit ein, wenn wir im Antwortgesang bei der Kreuzverehrung singen: Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, und deine heilige Auferstehung preisen und rühmen wir: Denn siehe, durch das Holz des Kreuzes kam Freude in alle Welt.“

Jetzt ist es an uns, auf dieses Siegel der Liebe Gottes zu antworten. Wie sieht unsere Gegenliebe aus?

Amen.