Würzburg (POW) Als „verwerflich und in keiner Weise hinnehmbar“ hat Dr. Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Schmierereien in der Würzburger Kiliansgruft bezeichnet. Die Kiliansgruft habe für die Katholiken in der ganzen Region große Bedeutung. „Religiösen Stätten, insbesondere Gräbern, sollte Respekt entgegengebracht werden. Selbst wenn es Auseinandersetzungen über Streitpunkte gibt, sind solche Aktionen wie die in der Kiliansgruft vollkommen inakzeptabel und in der Sache zudem ganz und gar kontraproduktiv.“ Er hoffe, dass der Fall schnell aufgeklärt und der oder die Täter zur Rechenschaft gezogen würden, heißt es in der Stellungnahme Schusters. Die Nachricht von der Besprühung der Kiliansgruft habe ihn sehr betroffen gemacht.
Auch Dr. Edda Weise, evangelisch-lutherische Dekanin in Würzburg, verurteilte die Schmierereien aufs Schärfste. „Eine derartige Tat führt auf dem Weg zu einem sachgemäßen Umgang mit Missbrauchsvorwürfen im Bereich des Bistums Würzburg in keiner Weise weiter. Das Neumünster und mit ihm die Kiliansgruft ist immer wieder Ort ökumenischer Gottesdienste, auch deswegen fühlen sich evangelische Christen mit den Mitgliedern der Schwesterkirche in einer solchen Situation verbunden.“
Das Neumünster und mit ihm die Kiliansgruft sei ein Zeugnis für die gemeinsame christliche Missionsgeschichte des Frankenlandes, die Christen vieler Konfessionen miteinander teilten. „Dieser Ort der Geschichte, des Gottesdienstes und des Gebetes ist durch die Schmierereien in seiner Integrität verletzt worden. Zudem wurden die Ruhe von Gräbern und das Andenken eines christlichen Märtyrers des 20. Jahrhunderts gestört. Ein solcher Umgang mit einem Ort des Gebets und einer Ruhestätte Verstorbener ist schändlich“, betonte Weise.
Am Sonntag, 10. April, wurden in der Kiliansgruft der Neumünsterkirche in Würzburg Wände sowie die Statue des seligen Märtyrerpriesters Georg Häfner, der im Konzentrationslager Dachau 1942 ums Leben kam, mit Farbe beschmiert. Die Diözese Würzburg hatte die Schmierereien am Dienstag, 12. April, auf das Schärfste verurteilt. Die katholische Kirchenstiftung Neumünster stellte am 12. April Strafantrag. Im Rahmen der weiteren Ermittlungen setzt die Kriminalpolizei Würzburg bei der Aufklärung der Tat auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wer am späten Nachmittag oder am Abend des Sonntags, 10. April, im Bereich des Neumünsters eine verdächtige Person festgestellt hat, wird gebeten, sich unter Telefon 0931/457-1732 zu melden.
(1616/0472; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet