Würzburg (POW) Wenn er auf die vergangenen Jahrzehnte seines Lebens blickt, stellt Weihbischof Ulrich Boom heute fest: „Ich bin nicht mehr an einen Ort gebunden wie früher. Die Gemeinschaft der Gläubigen ist größer geworden.“ Gleich geblieben sind dagegen seine Gelassenheit, Fröhlichkeit, die von Herzen kommt, und ein tief verwurzelter Glaube, die ihn auszeichnen. Sein Amt bietet ihm viele Gelegenheiten, Menschen zu begegnen – Kindern, Jugendlichen, Familien, Alten, Menschen mit Behinderung. Fast täglich führen ihn Firmungen, Weihen von Altären, Orgeln und Glocken sowie Jubiläen in die 175 Pfarreiengemeinschaften und großen Einzelpfarreien der Diözese Würzburg. „Inmitten der Herde zu leben ist schließlich das, was Papst Franziskus uns nahelegt“, ist er überzeugt. Am Montag, 25. September, wird Weihbischof Boom 70 Jahre alt.
Den Geburtstag wird er als Arbeitstag begehen, groß zu feiern hat er nicht vor: Die Deutsche Bischofskonferenz trifft sich vom 25. bis 28. September zur Herbstvollversammlung in Fulda. Nach der Emeritierung von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann wird Weihbischof Boom dort allein das Bistum Würzburg vertreten. Im Würzburger Kilianshaus wird es zuvor am Vormittag einen Empfang für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hauptabteilung Seelsorge geben, an deren Spitze er als Seelsorgereferent der Diözese seit dem Jahr 2010 steht. Sich selbst und sein Wirken betrachtet er mit großer Demut. „Gott und Jesus Christus sind in den alltäglichen Dingen immer schon da, bevor wir als Priester und Bischof kommen“, ist er überzeugt.
Die Erdverbundenheit und der gleichzeitige Blick zum Himmel – das zeichnet den kunstsinnigen Weihbischof aus. Ein Herz für die Menschen hat er gewiss. Darauf weist nicht nur das Herz auf seinem Bischofsring hin – das Zeichen der Priestergemeinschaft Jesus Caritas, die nach dem Vorbild des seligen Charles de Foucauld Gott mitten in der Welt entdecken und brüderliche Nähe mit den Menschen teilen will. Diesem Auftrag folgt Weihbischof Boom Tag für Tag – ganz getragen von der Überzeugung: „Die schönsten Erfahrungen sind immer die Begegnungen mit den Menschen – und mit ihnen Gott zu suchen und zu finden.“
Immer wieder ist er in seinen 70 Lebensjahren zu Neuem aufgebrochen. Als Pfarrer in Miltenberg – „dort war ich zuhause, in Würzburg habe ich jetzt eine Wohnung“ – muss Boom mit 61 die wohl größte Veränderung in seinem Leben bewältigen: Papst Benedikt XVI. ernennt ihn am Nikolaustag 2008 zum Weihbischof in Würzburg und Titularbischof von Sulletto. „Ich hatte mir schon überlegt, noch einmal die Pfarrei zu wechseln. Jetzt kann ich wie ein Wanderpriester von Gemeinde zu Gemeinde ziehen und Gottes Spuren suchen. Es ist spannend, bei den Menschen vor Ort zu sein und zu sehen, was sie glauben, wie sie hoffen, wie sie lieben.“
Den Pilgerstab nimmt Boom gerne zur Hand. Gleich zu Beginn seines Amtsantritts wandert er mit einer kleinen Gruppe von Priestern und Freunden von Miltenberg zur eigenen Bischofsweihe am 25. Januar 2009 nach Würzburg. Übergang und Aufbruch will er damit symbolisieren und sich geistig und körperlich dem Neuen und Unbekannten stellen. Aufbrüche kennt Boom seit Jugendtagen. Der 1947 in Ahaus/Alstätte im Münsterland Geborene holt nach einer Ausbildung als Bauzeichner sein Abitur über den zweiten Bildungsweg in Münster/Westfalen nach. Er wechselt als Student der Theologie und später auch der Kunstgeschichte vom Münsterland nach München. „Dort im Studentenwohnheim lebten zu mehr als zwei Dritteln Ausländer. Ich fand es eine Bereicherung zu erfahren, wie Menschen aus anderen Ländern und Kulturen leben.“ Er betrachtet diese Erfahrung bis heute als ein ganz großes Geschenk. „Das Leben ist nie ohne Konflikte. Aber wir müssen schauen, dass wir uns immer wieder versöhnen.“
Im Frankenland findet er schließlich seine Bleibe. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele weiht Boom am 25. Februar 1984 im Kiliansdom in Würzburg zum Priester. Kaplansjahre in Schweinfurt-Sankt Peter und Paul und Baunach folgen. Als Pfarrer wirkt Boom in Frammersbach, Habichsthal und Partenstein im Spessart und ab 2000 in Miltenberg. Darüber hinaus engagiert er sich ein Jahrzehnt als Dekan des Dekanats Lohr am Main. Als Boom das Amt des Weihbischofs übernimmt, wird sofort deutlich: Hier kommt ein Mann, der vielfältige und reiche Erfahrungen in der Seelsorge gesammelt hat.
Für Bischof Hofmann Grund genug, Weihbischof Boom zusätzlich die umfangreiche Aufgabe als Bischofsvikar für die Seelsorge im Bistum Würzburg zu übertragen. Zum Dompropst, zum Vorsitzenden des Domkapitels zu Würzburg, ernennt ihn der Bischof ebenso. Der Deutschen Bischofskonferenz scheint das langjährige Engagement Booms im Deutschen Katecheten-Verein (DKV) bekannt zu sein: Nur wenige Monate nach seiner Bischofsweihe gehört Boom der Pastoralkommission und der Liturgiekommission der Bischofskonferenz an. Wenig später wird er außerdem Mitglied und stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule. Die Verbindung von Gemeinde und Schule ist ihm ganz wichtig.
Und auch die Weltkirche hat er fest im Blick: Die Partnerbistümer im brasilianischen Óbidos und im tansanischen Mbinga hat er besucht und sich angeschaut, was die Gläubigen dort beschäftigt. Vor allem die Lebensfreude der Menschen, die ganz im Jetzt leben, und deren enger Bezug zur Frohen Botschaft als „Grundnahrungsmittel des Glaubens“ schätzt er nach eigenem Bekunden. In die bundesweiten Schlagzeilen gerät Boom, als er 2006 die Glocken der Miltenberger Jakobuskirche 20 Minuten lang läuten lässt und so eine Kundgebung einer NPD-Jugendorganisation verhindert. Als „Don Camillo von Miltenberg“ wird er deshalb in Folge von den Medien bezeichnet. Die aktuellen politischen Entwicklungen betrachtet er mit großem Befremden. „Wo es totalitär und populistisch wird, ist es immer gefährlich.“
Welche Hobbys pflegt der Weihbischof, wenn ihn seine vielfältigen Aufgaben nicht in Anspruch nehmen? „Radfahren und Bergsteigen waren früher meine großen Leidenschaften. Heute nutze ich die Freizeit dazu, Kontakte mit Freunden und befreundeten Familien zu pflegen.“ Gerne würde er auch einmal eine komplette Kreuzbergwallfahrt von Würzburg aus mitmachen, berichtet er von seinen Zukunftsplänen. Es wäre eine zusätzliche Gelegenheit, als Hirte ganz nah bei der Herde zu sein.
mh (POW)
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