Berlin/Würzburg (POW) „Digitalisierung muss den Menschen dienen“, fordert die Diözesanvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Diözese Würzburg, Hiltrud Altenhöfer. Um diese Botschaft auch an die handelnden politischen Akteure zu adressieren, ist der KAB-Diözesanvorstand aus Würzburg auf Einladung von Dorothee Bär (CSU), Staatsministerin für Digitalisierung, zu politischen Gesprächen nach Berlin gereist, teilt der Verband mit. Unter den Mitgliedern der Delegation war auch der Bundesvorsitzende der KAB, Andreas Luttmer-Bensmann. Gesprächspartner im Bundeskanzleramt und Bundestag waren neben Staatsministerin Bär Antje Lezius (CDU), Vorsitzende der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“, und Bundestagsabgeordneter Bernd Rützel (SPD), Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.
Seit zwei Jahren befasst sich die KAB schwerpunktmäßig mit dem Thema „Digitalisierung der Arbeitswelt“. Nach dem Prinzip „Sehen – Urteilen – Handeln“ wurden grundlegende Positionen für eine menschenwürdige Gestaltung der Digitalisierung erarbeitet. Damit wolle der Sozial- und Berufsverband einen Beitrag für eine positive Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft leisten. Aus diesem Grund fordere die KAB in der Diözese Würzburg unter anderem, dass Effizienzgewinne durch Digitalisierung fair verteilt werden und das Steuersystem umstrukturiert wird. Bei den Gesprächen im Bundeskanzleramt und im Deutschen Bundestag stand jedoch der Gesundheitsschutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Mittelpunkt.
Staatsministerin Bär, die aus Ebelsbach (Landkreis Haßberge) stammt und selbst seit 2011 KAB-Mitglied ist, sei sehr interessiert an den Ergebnissen der KAB gewesen, habe aber auch kritisch nachgefragt. So wurde am Beispiel Gesundheitsschutz von Mitarbeitern deutlich, dass die Vor- und Nachteile der Digitalisierung nur schwer gegeneinander abzuwägen sind. Die KAB schlägt zum Schutz der Mitarbeiter einen Rechtsanspruch auf Nichterreichbarkeit vor. Staatsministerin Bär teilte inhaltlich die Position, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht außerhalb ihrer Arbeitszeiten erreichbar sein müssen. Gleichzeitig stellte sie fest, dass ein konkreter Rechtsanspruch wohl schwierig zu verwirklichen sei. Schließlich sähen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell die Vorteile in den flexiblen Arbeitszeiten. „Gerade für berufstätige Mütter ist es ein Vorteil, wenn sie am späten Abend oder am frühen Morgen, wenn das Kind noch schläft, noch ein paar E-Mails in Ruhe bearbeiten können“, sagte Bär.
Für Lezius, neue Vorsitzende der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ und CDU-Bundestagsabgeordnete für die Landkreise Bad Kreuznach und Birkenfeld, war es einer der ersten offiziellen Termine. Im September 2020 übernahm sie das Amt vom Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann. Neu ist ihr das Thema „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ jedoch nicht. Seit der Einsetzung im Jahr 2018 ist sie in der Enquete-Kommission. Lezius machte deutlich: „Wir müssen den Begriff Arbeit im Rahmen der digitalen Transformationsprozesse noch einmal völlig neu definieren. Die Gesellschaft und Arbeitswelt ändern sich. Wenn sich die Parameter hier ändern, dann ändert sich auch etwas in der beruflichen Bildung. Das hat die Kommission im Blick.“ Eine Folge des dramatischen Wandels in der Arbeitswelt sei aus Sicht der KAB, dass die psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz weiter zunehmen. „Deshalb fordern wir, dass ,Selbstmanagement als persönliche Kompetenz´ in alle Lehrpläne aufgenommen wird“, sagte KAB-Diözesanpräses Diakon Peter Hartlaub. „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen lernen, Stress zu erkennen, sich abzugrenzen und auch einmal Nein zu sagen.“ Darüber hinaus schlägt die KAB „Weiterbildungsbeauftragte im Betrieb“ in allen Unternehmen vor. „Zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit müssen wir Möglichkeiten und Rahmenbedingungen schaffen, dass Menschen sich fortlaufend weiterqualifizieren können. Das ist unser Potenzial, um international wettbewerbsfähig zu bleiben“, ergänzte Lezius.
Bundestagsabgeordneter Rützel (Gemünden, Landkreis Main-Spessart) ist Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion beim neuen Gesetz zu Homeoffice und mobilem Arbeiten. „Im Gesetzgebungsverfahren gilt es alle Fragen rund um Homeoffice und mobiles Arbeiten neu festzulegen“, erklärte Rützel. Laut seinen Angaben spielen hier auch Fragen aus den Bereichen Gesundheitsschutz, Datenschutz und Haftung eine wichtige Rolle. „Wir sehen die Gefahr, dass ein Outsourcing von verschiedenen Tätigkeiten ins Homeoffice auch dazu führen kann, dass sich die grundsätzliche Frage nach dem Anstellungsverhältnis stellt“, sagte KAB-Vorsitzender Harald Mantel. „Durch das sogenannte ,Clickworking´ kann man auch den gesetzlichen Mindestlohn gezielt umgehen. Das muss im Gesetzgebungsverfahren unbedingt verhindert werden“, hob Mantel hervor.
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