Schweinfurt (POW) Andere Länder, andere Sitten. In der Interviewserie „Weihnachten in aller Welt“ erzählen im Bistum Würzburg tätige ausländische Seelsorger von Weihnachten und den damit verbundenen Bräuchen in ihrer ursprünglichen Heimat. Über Spanien spricht im folgenden Interview Diakon Juan-Antonio Puerto y Pintado (63), hauptberuflicher Diakon in der Schweinfurter Pfarrei Sankt Peter und Paul sowie Seelsorger der Spanischen Katholischen Mission für die Regionen Schweinfurt und Rhön.
POW: Wie sieht der typische Heilige Abend in Spanien aus?
Diakon Juan-Antonio Puerto y Pintado: Die Großfamilie versammelt sich zum gemeinsamen Abendessen. Sehr beliebt ist der Truthahn, aber auch Fisch. Zum Nachtisch wird traditionell „Turron“ gegessen, eine Süßigkeit aus Mandeln, Honig und Eischnee. Um Mitternacht wird die „Misa del Gallo“ gefeiert, da sind die Kirchen voll.
POW: Wie sehen der Weihnachtsbaum und die Krippe in Spanien aus?
Puerto y Pintado: In Spanien werden kaum Weihnachtsbäume aufgestellt. Umso mehr wird die Krippentradition gepflegt. In jeder Kirche und in den meisten Häusern ist eine Krippe zu bewundern. Oft handelt es sich um wahre Kunstschätze.
POW: Welche besonderen Lieder gehören zu einer typischen Weihnachtsfeier?
Puerto y Pintado: Spanien besitzt einen großen Reichtum an Weihnachtsliedern. Es handelt sich um so genannte „Villancicos“, die überall gesungen werden. Es sind alte, volkstümliche Lieder, die einen einfachen, doch farbenprächtigen Text und auch nicht so anspruchsvolle Musik haben. Parallel sind auch allgemein bekannte Weihnachtslieder sehr beliebt wie „Nun freut euch, ihr Christen“, „Stille Nacht“, „O du fröhliche“ und viel mehr. Gesungen werden sie mit spanischem oder lateinischem Text.
POW: Wer bringt bei Ihnen die Geschenke?
Puerto y Pintado: Die Geschenke bringen die Heiligen Drei Könige am 6. Januar. Die Kinder werden reichlich beschenkt.
POW: Was vermissen Sie in Deutschland an Weihnachten am meisten?
Puerto y Pintado: In Spanien ist am Heiligen Abend die Großfamilie versammelt. Es wäre auch undenkbar, dass Alleinstehende nicht eingeladen werden. Die Kontaktfreudigkeit ist in Spanien, Gott sei Dank, größer – und auch die Spontanität.
POW: Was können die Deutschen von Ihrer Art, Weihnachten zu feiern, lernen?
Puerto y Pintado: In Deutschland fällt mir auf, dass leider Gottes eine große Kontaktarmut herrscht.
POW: Welche Anregungen für Weihnachten haben Sie in Deutschland schätzen gelernt?
Puerto y Pintado: Die Details werden hier großgeschrieben. Es fängt schon an mit dem Advent – Kranz, Lieder und Proben – und erreicht den Höhepunkt am Heiligen Abend. Alles ist zu 100 Prozent perfekt.
Zur Person:
Juan-Antonio Puerto y Pintado (63) ist hauptberuflicher Diakon in der Schweinfurter Pfarrei Sankt Peter und Paul sowie Seelsorger der Spanischen Katholischen Mission für die Regionen Schweinfurt und Rhön. Er wurde in Miajadas in Spanien geboren und 1986 in Würzburg von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele zum Ständigen Diakon geweiht. Seither wirkt er als Diakon in Schweinfurt. Mit der Seelsorge für die Spanisch sprechenden Katholiken in der Region Schweinfurt und Rhön wurde er zusätzlich 2005 beauftragt.
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