Würzburg/Schonungen (POW) Er dürfte der künftige Verbindungsmann zwischen der tansanischen Diözese Mbinga und der Partnerdiözese Würzburg sein: der 35-jährige Priester Silverius I. Mwingira aus Mbinga. Seit September 2009 lebt er in Deutschland, um die deutsche Sprache zu erlernen, um Land und Leute kennen zu lernen und um Kontakte in der Diözese Würzburg zu knüpfen. Am 31. August kehrt er nach Tansania zurück. Dann wird er in Mbinga voraussichtlich die Aufgabe des Ansprechpartners für Gäste aus Deutschland übernehmen, Partnerschaftsprojekte organisieren und die Kontakte nach Würzburg pflegen.
Mwingira wirkt derzeit als Urlaubsvertreter in der Pfarreiengemeinschaft Sankt Sebastian am Main in Schonungen im Landkreis Schweinfurt. Er stammt aus Luhagara, das an der Grenze der Diözese Mbinga zur Erzdiözese Songea liegt. Seine Eltern und seine fünf Geschwister leben vom Anbau von Mais, Reis und Erdnüssen. Nach dem Besuch des Kleinen Seminars in Likonde trat er ins Priesterseminar in Peramiho ein und wurde am 17. Juni 2008 in Mbinga zum Priester geweiht. Danach war er Kaplan in Mpapa und 2009 in Mbinga-Sankt Alois. Ab September 2009 lernte Mwingira in der Akademie Klausenhof in Nordrhein-Westfalen acht Monate lang Deutsch, ehe er im Mai und Juni in der Pfarrei Wiesentheid und im Juli am Deutschhof in Schweinfurt in der Seelsorge wirkte.
Bei seinen Begegnungen in Gemeinden und Schulen im Bistum Würzburg stellte er gerne Tansania vor und berichtete besonders über die Situation der Kinder in Tansania. So hätten viele Kinder in Unterfranken nicht schlecht darüber gestaunt, dass die Kinder in Tansania vor Schulbeginn täglich die Schule putzen müssten. Oft seien die Kinder zuvor bereits fünf Kilometer zu Fuß unterwegs. Begeistert seien die Kinder in Unterfranken gewesen, wenn er in seiner Landessprache Kisuaheli gesungen und ihnen einzelne Wörter beigebracht habe. „Sie sollen hier bleiben!“, klang es mehrmals in den Klassenzimmern. Vor allem eines wollte Mwingira den Kindern bei seinem Deutschlandbesuch sagen: „Die Welt ist nicht gleich. In Mbinga müssen die Kinder arbeiten. Sie müssen Holz sammeln und hacken; sie müssen Wasser holen. Sie sind aber glücklich, obwohl sie arm sind.“
Große Unterschiede beobachtete Mwingira auch bei den Gottesdiensten. In Mbinga seien die Kirchen an den Sonntagen voll und vor allem viele Kinder beim Gottesdienst. Auch die Werktagsmessen besuchten in seiner Gemeinde in Mbinga täglich rund 100 Gläubige. In Deutschland habe er die Erfahrung gemacht, dass die Kinder oft keine Zeit für den Gottesdienst hätten oder ihn langweilig fänden. Dagegen stehe für Kinder in Tansania im Gottesdienst stets die Botschaft im Mittelpunkt: „Alles, was wir haben, kommt von Gott.“ Das führe sie zur Kirche und lasse sie die Gottesdienste freudig und dankbar mitfeiern.
Angesichts seiner vielfältigen Erfahrungen in Deutschland ist Mwingira der Diözese Würzburg, dem Bischof, dem Domkapitel und vielen Menschen in Unterfranken dankbar für die große Unterstützung. Mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann feierte er Weihnachten und Silvester, in den Gemeinden fand er herzliche Aufnahme. Mwingira hofft, dass sich die guten Beziehungen zwischen Würzburg und Mbinga fortsetzen. Beide Bistümer trügen entschieden dazu bei, dass sich die Situation der Menschen in Tansania verbessere. „Als Priester muss ich zuerst den Menschen helfen, damit sie nicht mehr hungern und gesund sind. Dann kommen sie auch zur Kirche“, ist der afrikanische Priester überzeugt. Und er freut sich schon auf das Jahr 2011, wenn sein Heimatbistum Mbinga 25 Jahre alt wird. In seine künftigen Aufgaben im noch sehr jungen Würzburger Partnerbistum wird Mwingira seine Erfahrungen aus Deutschland einbringen – und vielleicht auch seinen fränkischen Wortschatz, den er stolz präsentiert: „Schau mer mal!“ und „Passt scho‘!“
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