Würzburg/Kleinostheim/Kitzingen/Erlenbach am Main/Haßfurt/Bad Neustadt (POW) Vor über 150 Gästen und im Beisein des unterfränkischen Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer und vieler Vertreter des öffentlichen Lebens haben am Freitag, 16. Juli, Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, und seine Stellvertreterin Landtagspräsidentin Barbara Stamm den Vinzenzpreis 2010 verliehen. Insgesamt 5000 Euro Preisgeld wurden vergeben. Der ersten Platz und ein Preisgeld von 1500 Euro gingen an das seit zehn Jahren bestehende „Theater für Enkel“ des Hauses Vinzenz von Paul GmbH – Soziale Dienste in Kleinostheim. Weitere Preise gingen nach Kitzingen, Erlenbach am Main, Haßfurt und Bad Neustadt.
Fast 20 Bewerbungen generationsübergreifender Projekte waren zum Wettbewerb „Experten fürs Leben“ eingegangen. Der Slogan, der sich an das gleichnamige Jahresthema des Deutschen Caritasverbands anlehnte, sollte dafür werben, das Wissen und die Fähigkeiten alter Menschen in die Gesellschaft einzubinden und junge Menschen davon profitieren zu lassen. „Wir können es uns nicht länger leisten, auf Wissen und Potentiale älterer Menschen zu verzichten“, sagte Regierungspräsident Beinhofer. Die Preisverleihung an fünf Projekte fand in den Räumen der Regierung von Unterfranken statt, da sie mit einer Wanderausstellung zum gleichen Thema gekoppelt war, die dort an diesem Tag eröffnet wurde. Alle fünf ausgezeichneten Projekte wurden mit kurzen Filmen der Fernsehredaktion der Diözese Würzburg vorgestellt.
In Kleinostheim wird die Idee des Generationsaustausches in besonderer Art und Weise umgesetzt. Senioren studieren hier zusammen mit Kindern des Mainaschaffer Kindergartens Sankt Peter und Paul Märchen ein und führen sie auf. Feste Rollen und Sprechtexte haben sie dafür nicht, Improvisation und Situationskomik sind also angesagt. Manche der Schauspieler wohnen im Haus Vinzenz von Paul, einige leben im Betreuten Wohnen, einige kommen von außerhalb her. Die Regie führen professionelle Schauspieler. Die Kindergartenkinder reflektieren die Stücke nach den Aufführungen und arbeiten sie auf. Der Preis ging daher zu gleichen Teilen an das Haus Vinzenz von Paul und den Kindergarten.
Den mit 1100 Euro dotierten zweiten Preis bekam das Caritashaus Sankt Elisabeth in Kitzingen, das 2008 Mehrgenerationenhaus wurde und viele generationsübergreifende Projekte mit Schülern, Kitzinger Bürgern und Bewohnern des Caritashauses betreibt. Für den Vinzenzpreis ausgezeichnet wurde die Strick- und Handarbeitsgruppe „Jung und Alt“ mit acht Senioren über 85 Jahren und drei Ehrenamtlichen, die Kitzinger Grundschülern Grundbegriffe des Strickens beibringen.
Der dritte, mit 900 Euro dotierte Preis ging an die Arbeitsgemeinschaft Main-Ehrenamt Erlenbach, zu der die Caritas-Sozialstation Sankt Johannes Erlenbach und das Projekt „Begegnung der Generationen“ des Hermann-Staudinger-Gymnasiums Erlenbach am Main gehören. Schüler teilen ihre Erfahrungen bei gemeinsamen Projekten wie Kochen, Gartenarbeit, Kunstprojekten, Computer- oder Handykursen. Main-Ehrenamt fungiert auch als Vermittlungsdienst für ehrenamtliche Dienste, zum Beispiel Einkaufs- oder Gartenhilfe. Erwachsene Ehrenamtliche betreuen Fünft- bis Siebt-Klässler der Barbarossa-Hauptschule in Erlenbach. Zurzeit arbeiten im Projekt 34 Ehrenamtliche.
Zwei vierte Preise mit einem Preisgeld von je 750 Euro bekamen das Caritas-Altenheim Sankt Bruno in Haßfurt für sein Projekt „Freude am Leben durch emotionales Malen“ und der Kreis-Caritasverband Rhön-Grabfeld für sein Erzählcafé. Beim Erzählcafé spricht eine Person des öffentlichen Lebens über ihr Leben. Besonders jüngeren Zuhörern geben diese Geschichten immer interessante Einblicke in andere Erlebniswelten. Das immer gut besuchte Erzählcafé im Keller des Caritasverbands besteht seit 1992 und wurde bisher 130 Mal organisiert. In den Sommermonaten findet es einmal im Monat statt. Die Veranstaltung und Verpflegung organisiert ein elf Personen starkes Ehrenamtlichen-Team. Die im Mai 2009 gegründete Gruppe mit dementen Bewohnern des Haßfurter Altenheims Sankt Bruno trifft sich einmal in der Woche zu kreativem emotionalen Malen. Die Größe der Gruppe ist auf acht Teilnehmer beschränkt. Der Stolz auf das eigene Bild stärkt das Selbstbewusstsein. Im Dezember organisierte die Gruppe eine Ausstellung. Seit April 2010 nehmen an der Malgruppe auch Schüler einer Sozialpflegeschule teil.
Domkapitular Bieber zeigte sich sehr erfreut darüber, dass der erste Preis in seine alte seelsorgerliche Heimat ging. An der Jury waren Stamm und er nicht beteiligt gewesen. Musikalisch umrahmte die Irish-Folk-Gruppe des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums die Veranstaltung mit traditionellen irischen Melodien. Die gleichzeitig in der Regierung eröffnete Wanderausstellung zum Jahresthema „Experten fürs Leben“ stellt die Aussagen von acht jungen und neun alten Menschen aus Unterfranken gegenüber. Die Senioren im Alter von 75 bis 103 Jahren sollten sich dazu äußern, was sie von jungen Menschen halten, was sie ihnen vielleicht einmal beibringen konnten, was sie selbst von ihnen gelernt haben und ob sie junge Menschen für etwas bewundern. Die jungen Menschen im Alter von 15 bis 22 Jahren beantworteten die gleichen Fragen zu Senioren und sollten sich dazu äußern, wie sie sich ihr eigenes Alter vorstellen. Die Ausstellung, die in den nächsten Monaten an verschiedenen Orten Unterfrankens zu sehen sein wird, kann kostenlos ausgeliehen werden. Nähere Informationen bei Dr. Ludger Heuer, Telefon 0931/38666689, E-Mail HeuerL@caritas-wuerzburg.de.
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