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Erweckung aus dem Dornröschenschlaf

Kiliansdom ab November wieder mit historischer Westfassade – Altes Mauerwerk samt Verzierungen schlummerte über Jahrzehnte hinter schlichter Bimssteinwand – Staatliches Hochbauamt von Entdeckung „sehr angenehm überrascht“ – Abschluss der Außenrenovierung der Kathedrale bis November

Würzburg (POW) Weitgehend im historischen Gewand wird sich ab November die Westfassade des Würzburger Kiliansdoms präsentieren. Das haben bei einer Pressekonferenz am Montagvormittag Joachim Fuchs, Leiter des Staatlichen Hochbauamts Würzburg, Dompropst Weihbischof Helmut Bauer und Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Bau- und Kunstreferent des Bistums Würzburg, verkündet. Zu verdanken sei das in erster Linie einem glücklichen Zufall, wie Fuchs erklärte: Bei der Voruntersuchung der Putzschäden habe sich gezeigt, dass die rissige Fassade zwischen den beiden Westtürmen aus Bimssteinen bestehe. Dahinter sei dann mit einer Endoskopiekamera die etwa dreißig Zentimeter zurück gelegene originale Natursteinmauer entdeckt worden.

Eine Renovierung der etwa 24 Zentimeter dicken Bimssteinmauer rechne sich nach Angaben des Hochbauamts nicht. Das sei nicht weiter tragisch: „Der Sandstein der originalen Mauer dahinter und die darin enthaltenen neoromanischen Ausschmückungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – eine Fensterrose, eine dreigliedrige Galerie und eine Uhrenöffnung – sind bestens konserviert“, sagte Fuchs. „Das hat uns sehr angenehm überrascht.“ Die Bimssteinwand sei bei der Renovierung des Doms nach dem Zweiten Weltkrieg – wohl im Zuge der allgemeinen Romanisierung der Kathedrale – hochgezogen worden. Zuvor hatte es 1952/53 einen Architektenwettbewerb für die Neugestaltung der Westfassade gegeben, der ohne Ergebnis verlief.

Das Entfernen der Bimssteine zwischen den Türmen gestalte sich unkompliziert, weil der Anschluss lediglich mit Mörtel erfolgt sei, sagte Fuchs. Schon im März werde das Nachkriegsmauerwerk fallen. „Damit verschwindet auch der bisherige Gefängnischarakter der Westfassade und der Dom bekommt ein Äußeres, wie es typisch für die süddeutsche Romanik ist“, erläuterte Dr. Lenssen. Der Balkon, der nach dem Krieg über dem Portal errichtet wurde, entfalle zugunsten des älteren Erscheinungsbilds. „Wir sind als Domkapitel sehr dankbar, dass sich durch die Untersuchungen der Staatlichen Hochbauamts die Lösung mit den neoromanischen Elementen gleichsam aufgedrängt hat“, betonte Weihbischof Bauer. Dass die eingemauerte Fassade praktisch niemandem mehr bekannt war, liege daran, dass in den Nachkriegsjahren das gesamte Bistum Würzburg den Leitspruch von Bischof Julius Döpfner verinnerlicht habe: „Wohnungsbau ist Dombau.“ Daher seien die Arbeiten am Dom ohne großes Interesse vonseiten der Öffentlichkeit abgelaufen.

Die Fensterrose und die Galerie werden nach der Renovierung farblich so gestaltet, dass sie optisch real wirken. „Eine tatsächliche Verglasung beziehungsweise Öffnung ist nicht möglich, weil sich hinter der Wand eine nach dem Krieg eingezogene Betonschale findet“, sagte Lenssen. Lediglich die Aussparung für die Uhr ist noch nutzbar. Sie soll auch wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden. „Dafür hat sich das Domkapitel eindeutig ausgesprochen“, ergänzte der Weihbischof.

Für unerlässlich hält Fuchs das Ergänzen eines Giebels auf der Mauer zwischen den beiden Türmen. „Den braucht er, damit die neue Fassade stimmig ist.“ Auch das Landesamt für Denkmalpflege und die Regierung von Unterfranken hätten Grünes Licht für die Planungen zur Westfassade gegeben. Schon auf dem ältesten erhaltenen Foto präsentiere sich die Festfassade mit diesem Abschluss. Insgesamt werde das Staatliche Hochbauamt für Neugestaltung der Westfassade und Anstrich der Südfassade des Doms 200.000 Euro investieren. „Die Gesamtkosten für gesamte Außenrenovierung der Kathedrale werden sich auf die veranschlagten 500.000 Euro belaufen“, sagte Fuchs.

(0606/0223; E-Mail voraus)