Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat die Künstler am Aschermittwoch aufgerufen, die himmlische Wirklichkeit nicht aus dem Blick zu verlieren. Das Auftragen des Aschenkreuzes werde zu einem verhüllenden Zeichen der Endlichkeit des Menschen, das den Glauben an das ewige Leben enthülle. Mit rund 300 Künstlern und Kunstschaffenden aus Unterfranken feierte Bischof Hofmann den Aschermittwoch der Künstler in der Sepultur des Kiliansdoms am 1. März. Bei dem Gottesdienst legte er zusammen mit Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Weihbischof Helmut Bauer, Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen und Diakon Dr. Jürgen Bucher den Künstlern das Aschenkreuz auf.
Der erste Aschermittwoch der Künstler geht nach den Worten des Bischofs auf den Franzosen Paul Claudel zurück. Dieser habe nach dem Zweiten Weltkrieg einen geistlichen Neuanfang für Europa initiieren und ein deutliches Zeichen gegen jeglichen Totalitarismus setzen wollen. Heute träfen sich Kunstschaffende weltweit in über 150 Städten zum Aschermittwoch der Künstler. „Künstler sind die Seismographen der Zeit, die nach dem Woher und Wohin des Menschen fragen“, unterstrich der Bischof in seiner Begrüßung.
In seiner Predigt erläuterte Bischof Hofmann anhand mehrerer Beispiele aus dem Alten und Neuen Testament die Bedeutung des Enthüllens und des Verhüllens, das Aufzeigen des Geheimnisses und der Offenbarung. „Entscheidend ist, dass sich im Verhüllen zugleich das Enthüllen erschließt, ein Vorgang, der für die Kunst im allgemeinen und für die bildende Kunst im besonderen gilt.“ Ein wesentlicher Teil der Glaubensverkündigung lebe von einer bildhaften Sprachweise, die ihren Grund im Enthüllen durch das Verhüllen habe. So sei bereits das von Gott geoffenbarte Gesetzbuch im Alten Bund hinter einem Vorhang verborgen gewesen. Christen bewahrten heute die Eucharistie hinter einem Vorhang im Tabernakel auf. Das Verhüllen werde hier gleichsam zu einer symbolischen Tür, durch die sich der Mensch Gott annähere.
Eine weiterführende Bedeutung habe das Vorhangmotiv der Bibel in der Sterbestunde Jesu erhalten. Das Zerreißen des Vorhangs im Tempel in Verbindung mit dem Sterben Jesu bedeute, dass der Mensch durch das Blut Christi in das Heiligtum Gottes durch den Vorhang hindurch eintreten dürfe. „Das Vorhangmotiv wird so in der Bibel mit der Entsündigung, der Versöhnung mit Gott verknüpft und besagt, dass wir durch den Opfertod Jesu Christi hinter den Vorhang, der den heiligen Ort der Gegenwart Gottes vom profanen Raum abtrennt, gelangen können.“
Als künstlerisches Beispiel, das dem Prinzip des Enthüllens durch das Verhüllen folge, beleuchtete der Bischof den Fensterzyklus von Georg Meistermann in der Domsepultur. „Das Entscheidende dabei ist der Versuch, aus Transparenz Transzendenz und aus schlichten, starken, wirksamen Zeichen die Wirklichkeit Gottes aufscheinen zu lassen“, betonte Bischof Hofmann. Den Gottesdienst gestalteten Domorganist Stefan Schmidt und die Sopranistin Andrea Reuter mit Werken von Bach, Langlais, Mendelssohn-Bartholdy und Barber musikalisch.
Im Anschluss an den Gottesdienst setzte der Schauspieler Nils Liebscher den Monolog über das Leben Jesus, „Die Nacht der Ölbäume“, im Mainfranken-Theater Würzburg gekonnt in Szene. In dem Monolog über das Leben Jesu von Eric-Emmanuel Schmitt blickt Jeshua im Garten von Gethsemane wenige Stunden vor der Kreuzigung auf sein Leben zurück. Er ist mit allem Erreichten und seinen Zweifeln allein – von den Menschen verlassen. Er bedenkt in der letzten Nacht auf Erden seine Auseinandersetzungen und seine von Gott gestellte Aufgabe.
bs (POW)
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