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Einsatz für friedliches Miteinander angemahnt

„Bericht zur Lage“ des Diözesanratsvorsitzenden Dr. Michael Wolf – Frühjahrsvollversammlung des Gremiums kurzfristig abgesagt

Würzburg (POW) Zu einem Eintreten gegen ein Umfeld, das Handlungen wie in Halle oder Hanau ermöglicht, hat Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf aufgerufen. „Es ist notwendig, dass wir uns für das friedliche Zusammenleben mit unseren Mitbürgern einsetzen“, heißt es im „Bericht zur Lage“, den Wolf für die kurzfristig wegen des Coronavirus abgesagte Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg verfasst hat. Die Veranstaltung wäre von Freitag, 13., bis Samstag, 14. März, im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten gewesen. Deutlich kritisiert Wolf die AfD, deren Vertreter im Kommunalwahlkampf in Würtzburg antisemitische und islamfeindliche Äußerungen tätigten. „Glauben sie wirklich, dass die komplexe heutige Welt von einzelnen nicht-christlichen Personen oder Familien ‚kontrolliert‘ wird? Oder ist das nur eine einfache Botschaft, um im Wahlkampf so viele Stimmen wie möglich zu sammeln?“

Als positiv wertet Wolf die Wahl des Limburger Bischofs Dr. Georg Bätzing zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Dieser sei ein Befürworter des Synodalen Wegs und schon im Vorfeld als dessen Verteidiger aufgefallen. Wie Wolf weiter ausführt, habe Bätzing den Zölibat als wichtig bezeichnet, zugleich aber betont, es schade der Kirche nicht, wenn Priester frei entscheiden könnten, ob sie ehelos leben wollen oder nicht. Und vielleicht gelinge es Bätzing auch bei der Frage der Weiheämter für Frauen einen von der Mehrheit der deutschen Bischöfe getragenen Kompromiss zu erreichen, „der uns gesellschaftlich und insbesondere innerkirchlich weiterbringt“.

Im Blick auf den Konsens der Bischöfe in Sachen Zahlungen an Missbrauchsopfer sagt Wolf, dass kein Geld der Welt Unrecht wieder gut mache. „Hier ist auch weiterhin intensive Arbeit der Kirche in Deutschland gefordert.“ Sehr genau müsse überlegt werden, aus welchen Mitteln die Zahlungen finanziert werden. „Die Verwendung von Kirchensteuermitteln kann zu einer Beschleunigung der Kirchenaustritte führen.“ Gut überlegtes Handeln und eine Kommunikationsstrategie seien notwendig, um die Entscheidungen transparent zu machen. „Vielleicht muss sich unsere oder auch andere Diözesen, falls wirklich notwendig, von der einen oder anderen Immobilie trennen, um den Verpflichtungen nachzukommen.“

Nachdem die „geschäftsmäßige Sterbehilfe“ in Deutschland nicht mehr strafbar sei, ist laut Wolf nun der Gesetzgeber wieder gefordert. „Neben der Tatsache, dass ein solches Verbot im Rahmen des geltenden normativen Gesetzkatalogs in der vorliegenden Form nicht möglich sein mag, ist doch der Schutz des Lebens die vornehmste Aufgabe des Staates und wir als Kirche dürfen nicht aufhören, diesen Schutz auch einzufordern.“ Wohin der Weg führen könne, Leben oder Lebensabschnitte als „unwert“ zu definieren, hätte Deutschland in seiner Geschichte bitter erfahren müssen. „Lassen wir es nicht dazu kommen und wehren wir der Anfänge.“

Nachdrücklich fordert Wolf den Einsatz für eine politische Lösung des Konflikts in Syrien ein. Den Flüchtlingen müsse ein menschenwürdiges Leben, eine gesicherte Existenz und Hoffnung gegeben werden. „Ohne Hoffnung im eigenen Land einen Neuanfang ohne Gefahr für Leib, Leben und Gesundheit wagen zu können wird der Flüchtlingsstrom nicht abreißen. Und wenn die Europäische Union und Deutschland dafür finanzielle, personelle und Sachmittel zur Verfügung stellen müssen, dann soll es so sein. Wir können, ja dürfen die Zustände nicht ignorieren!“

Wolf erinnert in seinem Bericht zur Lage daran, dass durch den Zweiten Weltkrieg 14 Millionen Deutsche zwischen 1944 und 1950 von Flucht und Vertreibung betroffen waren. Schon damals sei den Vertriebenen oftmals ablehnend begegnet worden. „2015/2016 kamen 890.000 Schutzsuchende nach Deutschland, ein Bruchteil dessen, was unser Land in der Vergangenheit bewältigt hat, und bei 80 Millionen Einwohnern doch kein so großer Prozentsatz.“ Hinzu komme, dass die Gesellschaft sich der Tatsache stellen müsse, ein Einwanderungsland geworden zu sein. „Wir beschäftigen Mitarbeiter aus aller Herren Länder. Deutschland profitiert vom internationalen Waren- und Dienstleistungsaustausch wie wenige andere Länder der Welt, will aber oftmals die Konsequenzen nicht tragen.“ Vor den nicht komplexen Abhängigkeiten könne man – wie die AfD mit ihrem Thüringer Vorsitzenden Björn Höcke – die Augen verschließen und von einem „Deutschland der Deutschen“ träumen. „Wobei ich nicht weiß, ob das nicht ein Albtraum ist“, betont Wolf.

mh (POW)

(1220/0309; E-Mail voraus)